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Meere - Tierparadiese unserer Erde

Meere - Tierparadiese unserer Erde

Titel: Meere - Tierparadiese unserer Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertelsmann Lexikon
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pflanzlichen Nahrung kommt jedoch dort an; alles andere haben Organismen in den oberen Wasserschichten bereits verzehrt.
    Jäger müssen in der Lage sein, in völliger Dunkelheit ihre spärlichen Beutetiere aufzuspüren und zu fangen. Doch können die Überlebenskünstler der Tiefsee mit der Nahrungsknappheit umgehen: Viele Lebewesen haben ihren Stoffwechsel so weit heruntergeschraubt, dass sie kaum Energie verbrauchen und lange Zeit ohne Nahrung auskommen können. Und sie bewegen sich meist recht langsam; auch das spart Energie. Daneben verwerten die Tiefseebewohner so gut wie alles, was von oben kommt und essbar ist. Selbst größere Tierkadaver, beispielsweise eines Wals, sind in wenigen Tagen nahezu verschwunden: Die Aasfresser, vom Flohkrebs bis zur Tintenschnecke, verrichten ihre Arbeit gründlich. Wissenschaftler vermuten, dass die Schwingungen, die der Aufprall eines Tierkadavers auf dem Meeresgrund erzeugt, die Resteverwerter herbeilocken. Sogar die Skelette und andere für die meisten Tiere unverdaulichen Überreste werden aufgelöst – und zwar von Bakterien.
    Monster mit riesigen Zähnen
    Die meist nur hand- bis ellenlangen Jäger der Tiefsee haben es genauso schwer, Nahrung zu finden wie die Aasfresser. Ihr Revier ist schließlich vollkommen dunkel – abgesehen vom Restlichtbereich zwischen 200 m und 1000 m Tiefe. Mit besonderen körperlichen Anpassungen gelingt es ihnen dennoch, Beute zu fangen. Viele Tiefseeraubfische haben z. B. riesige Mäuler mit nadelspitzen Zähnen, damit sie ein Beutetier sicher packen und überwältigen können. So scheint der armlange Pelikanaal (
Eurypharynx pelecanoides
) fastnur aus seinem Maul zu bestehen. Beutegreifer, die weiter oben im Restlichtbereich leben, können mit ihren Augen noch schwächste Reflexionen bzw. Lichtsignale von Leuchtorganen eines Beutetiers wahrnehmen.
    Manche Tiefseejäger wie der Viperfisch (
Chauliodus sloanei
), der bis in Tiefen von 4900 m vordringt, oder Tiefseeanglerfische (Melanocetidae und Ceratiidae) verfügen zudem über eine eigene kleine Lichtquelle, mit der sie ihre Opfer anlocken. Nicht selten leben in den Zellen ihrer Leuchtorgane Bakterien, die Licht aussenden. Dieses Leuchten nennt man Biolumineszenz. Der Laternenfisch (
Ceratoscopelus warmingii
) steigt aus größeren Tiefen auf, um hier Beute zu machen.
    Lebewesen am Meeresgrund
    Je tiefer man in die Tiefsee vordringt, desto weniger scheint sie bewohnt. Doch selbst in den Tiefseegräben wimmelt es nur so von Lebewesen, allerdings sind die meisten mikroskopisch klein. Zu diesen Winzlingen zählen die überall im Meeresboden ansässigen Bakterien und Einzeller. Auch sind Schlangensterne, Krebse, Würmer und andere wirbellose Tiere zu finden, z. B. stark reduzierte Formen winziger Mehrzeller, die in den Lücken zwischen den Bodenteilchen leben. Viele dieser Tiere am tiefsten Meeresgrund gewinnen ihre Energie aus dem Stoffwechsel symbiontischer Bakterien, die sie in ihre Körper aufgenommen haben.
    Heiße und kalte Quellen
    An bestimmten Punkten, nämlich an heißen und kalten Quellen in der Tiefsee, wurden ganz spezielle Lebensgemeinschaften entdeckt. Die der heißen Quellen sind bereits recht gut erforscht. Dort gruppieren sich Sträuße meterlanger, weißer Röhrenwürmer der Gattung
Riftia
sowie große Tiefseemuscheln der Gattungen
Calyptogena
und
Bathymodiulus
um die Austrittsstellen des schwefelhaltigen Wassers. Alle drei Tiergruppen können nur dank großer Mengen von Schwefelbakterien dort existieren, die bei
Riftia
in einem eigenen Organ, bei den Muscheln in deren Kiemen leben. In dieser sog. Endosymbiose filtern die Tiere Schwefelwasserstoff und Sauerstoff aus dem Wasser und liefern beides – zusammen mit Kohlendioxid aus ihrem Stoffwechsel – an die Bakterien. Aus diesen »Rohstoffen« gewinnen die Bakterien chemisch ihre Energie und produzieren Kohlenhydrate (z. B. Zucker), von denen wiederum ihre Wirte leben. Vom »Fleisch« der Röhrenwürmer wiederum ernähren sich weiße Schlotkrabben. Daneben treten je nach Tiefe weitere Wirbellose und Tiefseefische auf. Das Wasser der Quellen erreicht Temperaturen von 20–30 °C, bei den besonders heißen »schwarzen Rauchern« (Blacksmokers) schießt bis 350 °C heißes Material aus dem Erdinnern. Versiegen solche Quellen, gehen die kleinen Oasen des Lebens zugrunde.
    An den kalten Quellen oxidieren ebenfalls Bakterien ein anderes Gas: Methan. Dabei entsteht Energie, die sie unter Einsatz von Kohlendioxid nutzen, um ihre

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