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Meere - Tierparadiese unserer Erde

Meere - Tierparadiese unserer Erde

Titel: Meere - Tierparadiese unserer Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertelsmann Lexikon
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wärmeren und höheren Regionen. Denn Blau ist die Farbe der energiereichsten Lichtwellen, die tags am tiefsten ins Wasser eindringen, während grüne Lichtwellen nur in oberflächennahe Wassertiefen reichen. Man vermutet, dass die Kalmare damit den auf die jeweilige Lichtfarbe eingestellten Augen ihrer Fressfeinde ein Schnippchen schlagen und so von untengegen den Himmel betrachtet bestens getarnt sind. Das Licht erzeugen Bakterien, die in die Zellen der Leuchtorgane eingebettet sind und symbiontisch leben. Das heißt, der Organismus des Kalmars versorgt sie mit Nährstoffen; im Gegenzug leuchten sie.
    Die Roten Teufel der Tiefe
    In den tiefen Pazifikregionen vor Mexiko und Kalifornien bis südwärts nach Feuerland lebt der zu den Fliegenden Kalmaren (Ommastrephidae) gehörende Humboldt-Kalmar oder auch Riesen-Flugkalmar (
Dosidicus gigas
), der eine Länge von bis zu fast 4 m erreicht. Tagsüber hält er sich in lichtlosen Tiefen unterhalb 500 m auf. Nachts steigt er in Schwärmen von bis zu mehreren hundert Tieren an die Oberfläche auf. Die heimischen Fischer erzählen zahlreiche Schauermärchen über ihn und nennen ihn »diablo rojo«, den Roten Teufel, denn er ist rotbraun gefärbt, verblasst aber je nach Stimmung zu einem perlmuttartig scheinenden Weiß. Tatsächlich gibt es zahlreiche verbürgte Berichte von Angriffen gleich mehrerer Tiere auf Taucher und Schwimmer, die in einigen Fällen sogar tödlich verliefen. Vermutlich frisst dieser Kalmar alles, was er bewältigen kann, meist Fische und Krebse, aber auch die eigenen Artgenossen, wenn diese verletzt sind. Man nimmt an, dass seine Lebensspanne sehr kurz ist, vielleicht sogar nur ein Jahr umfasst. Da er in dieser kurzen Zeit ein enormes Körperwachstum durchläuft (von 0,1 g auf über 100 kg), hat er auch einen gewaltigen Nahrungsbedarf.
    Vor Kalifornien werden Humboldt-Kalmare zum Verzehr geangelt, was ein einträgliches Geschäft ist, aber auch viel Geschick und Kraft erfordert und außerdem sehr gefährlich sein kann. Dazu werden leuchtende und mit Nadeln besetzte Köder, sog. jigs, verwendet.
    Die anbeißenden und sich windenden Kalmare werden rasch von ihren Artgenossen angegriffen, so dass für den Angler oftmals nicht mehr viel übrig bleibt. Darüber hinaus werden die Tiere industriell gefischt und als Köder und Tierfutter verarbeitet.
    Vor einigen Jahren haben Meeresbiologen damit begonnen, die Lebensweise der Tiere zu erforschen und stießen dabei auf neugierige und offenbar hochintelligente Wesen, die ihre Beute nicht unbedingt töten, sondern sich bei zu großen »Brocken« damit begnügen, Stücke herauszubeißen. Bei der Jagd arbeiten sie manchmal im Team. Flugkalmare der Gattung
Onychoteuthis
können sich auf der Flucht aus dem Wasser katapultieren und mehrere Meter durch die Luft springen.
    Echte Kalmare
    Aus der Familie der Echten Kalmare (Loligonidae) sind weltweit knapp 50 Arten bekannt. Die häufigste Art ist der bis zu 50 cm große Gemeine Kalmar (
Loligo vulgaris
), der im Atlantik von der Nordsee über das Mittelmeer bis vor Südwestafrika verbreitet ist. Etwas seltener ist der ähnliche Nordische Kalmar (
Loligo forbesi
), der vor allem im nördlichen Atlantik vorkommt. Beide Arten dringen in geringerer Zahl sogar in die Ostsee ein, besonders bei günstigen Strömungsverhältnissen. Sie erreichen aber nur ausnahmsweise die stärker ausgesüßten Seegebiete östlich der Lübecker Bucht.
    Die Grundfarbe des Gemeinen Kalmars ist meist ein rosiges bis gelbliches Weiß mit einer dichten roten und purpurbraunen Sprenkelung. Die beiden Mantelflossen sind lang und setzen vor der Mitte des Rumpfes an, wodurch sie dem Hinterende eine Rautenform verleihen.
    Tiefseeangler: bizarre Gestalten aus der Finsternis
    Gelegentlich ziehen Trawler seltsame, schleimige, unauffällig gefärbte Tiefseefische aus dem Wasser, die sich in höhere Wasserschichten verirrt haben. Ihre grotesken Körperanhänge und Proportionen stellen Anpassungen an einen Lebensraum dar, in dem ein Raubfisch nur selten Nahrung findet. Die auffälligsten dieser Anpassungen sind körpereigene Köder an Angeln, die aus einem Rückenflossenstrahl entstanden sind.
    © Bluegreen Pictures/David Shale
    Der Tiefseeangler lockt mit seinem leuchtenen Köder Beute an.
    Evolution unter hohem Druck
    Zu den Tiefseeanglern oder Eigentlichen Anglerfischen (Unterordnung Ceratioidei) zählen über 150 Arten aus elf Familien. Sie leben 300–4000 m unter dem Meeresspiegel und gehören zur Ordnung

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