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Meere - Tierparadiese unserer Erde

Meere - Tierparadiese unserer Erde

Titel: Meere - Tierparadiese unserer Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertelsmann Lexikon
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Baumeister des Großen Barriereriffs vor der Nordostküste Australiens, die dieses gut 2000 km lange, größte aller Korallenriffe errichtet haben, sind nur wenige Zentimeter groß und gehören zur Klasse der Blumentiere (Anthozoa). Die fest verankerten Korallen bestehen nur aus drei Teilen: einem länglich sackförmigen Körper, einer Mundscheibe und einem oder mehreren Tentakelkränzen. Ihre bunten Farben verleihen ihnen einzellige Algen, die Zooxanthellen, die als Symbionten in den Zellen vieler Korallen leben. Nach unten scheiden die typischen Riffkorallen ein napfförmiges Kalkskelett ab, das ihren Körper umschließt und in das sie sich bei Gefahr zurückziehen können. Aus diesen Kalknäpfen entstehen baum- oder geweihförmige Palisaden, massive, oft von Rinnen durchzogene Wälle und Hügel oder andere Formen, aus denen im Lauf von Jahrmillionen die Riffe emporwachsen. In den Korallengärten präsentiert sich ein farbenfrohes, vielgestaltiges Tierleben. Es wimmelt vor metallisch glänzenden Fischen der sonderbarsten Formen und Farben.
    © shutterstock.com/Rebecca J. McLain
    Krustenanemonen zählen zu den giftigsten Tieren.
    Mit Algenkraft zum Kalkskelett
    Als der französische Naturforscher Jean André Peyssonel 1723 erkannte, dass die von Seefahrern mitgebrachten Korallen Tiere sind, glaubte ihm das zunächst niemand. In der Tat deutet beim ersten Hinsehen einiges darauf hin, dass es sich um Pflanzen handelt: Die Korallen sitzen fest auf dem Meeresgrund, vermehren sich durch Knospung und ihre bunten Tentakel sehen oft aus wie Blütenblätter. Außerdem brauchen die meisten Korallen das Sonnenlicht zum Wachsen: in den Zellen der Korallen leben Algen (Zooxanthellen). Deshalb gedeihen sie nur in Tiefen bis 100 m, viele nur im klaren Wasser tropischer Ozeane. Bei Sonnenlicht wächst das Kalkskelett bis zu 14-mal schneller als im Dunkeln. Das Zusammenleben (Symbiose) mit den Zooxanthellen fördert das Wachstum der Korallen und diese Algen verhelfen ihnen auch zu ihrer Farbenpracht. Einige Arten, wie die Kaltwasserkoralle
Lophelia
, haben keine Symbionten; dadurch wachsen sie zwar nur langsam, können jedoch auch weitaus größere Tiefen besiedeln.
    Welchen Nutzen die Algen von der Symbiose haben, ist klar: In den Hautzellen der Koralle sind sie sicher vor den meisten Fressfeinden; außerdem fällt dort Nahrhaftes aus dem Stoffwechsel der Koralle für sie ab. Unklar war hingegen lange, ob die Koralle von der Energieproduktion aus Licht (Photosynthese) der eingeschlossenen Algen profitiert. Inzwischen weiß man, dass die Korallen aus den Algen stammende Kohlenhydrate – vor allem den Zucker Glucose – und Fette wie das Glycerin in ihr Gewebe aufnehmen. Auch die für das Kalkskelett der Koralle nötige Ausscheidung von Aragonitkristallen ist direkt mit der Photosynthese der Algen gekoppelt.
    Die Korallen sind durchaus wählerisch, was ihre Algenpartner betrifft. Sie werfen ihre bunten »Angestellten« etwa bei einer Temperaturerhöhung des Meerwassers um nur 0,5 °C hinaus und ersetzen sie, soweit möglich, durch andere. Die Symbiose ist in der Evolution wahrscheinlich deshalb entstanden, weil sie den Korallenpolypen erlaubte, im nährstoffarmen Meerwasser der Tropen eine extrem hohe biologische Produktivität zu entwickeln. Heute sensibilisiert diese Anpassung dieses Ökosystem bereits für geringfügige Erwärmungen des Meerwassers durch den Klimawandel.
    Aufbau der Korallen
    Die Blumen- oder Korallentiere (Anthozoa) sind mit ca. 5000–6000 Arten die vielfältigste Klasse der Nesseltiere (Cnidaria). Im Prinzip bestehen sie nur aus einer einzigen, von zwei Zellschichten umgebenen Leibeshöhle, dem Gastralraum. Zwischen den beiden Zellschichten, dem inneren Ento- und dem äußeren Ektoderm, liegt eine zellenlose, gallertige Stützschicht, die Mesogloea.
    Der Gastralraum wird oft von Zwischenwänden in mehrere Taschen geteilt, die sog. Septen. Je nach Anzahl dieser Septen zerfällt die Klasse Anthozoa in zwei Unterklassen, die sechsstrahligen Hexacorallia und die achtstrahligen Octocorallia. Hexacorallia besitzen meist glatte Tentakel, Octocorallia dagegen gefiederte. Bei vielen Korallen verlaufen entlang der Septen Muskelstränge, mit denen sie sich blitzschnell zusammenziehen können. Manche können ihre Mundscheibe mit den Tentakeln bei Gefahr ganz in den Gastralraum hineinstülpen und sich mit einem Ringmuskel zuschnüren.
    Das geschlossene napfförmige Kalkskelett, das die sechsstrahligen Steinkorallen mit

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