Meere - Tierparadiese unserer Erde
Stein später nicht mehr verlassen, da er während seines Wachstums nur die Wohnhöhle, aber nicht den Eingang erweitert. Die Brandung schleudert genug Plankton in seine Höhle, um ihn zu ernähren. Doch gewöhnlich raspeln Seeigel mit ihren scharfen Zähnen Algen und festsitzende Organismen vom Untergrund ab. Dabei können die fünf strahlenförmig angeordneten Zähne des komplizierten Kieferapparates vorgestreckt, zurückgezogen und gegeneinander bewegt werden.
Schmarotzer, Untermieter und Gourmets
Trotz ihrer Putzzangen sind Seeigel einzigartige Biotope, in deren Stachelwäldern u. a. Kardinalfische, Partnergarnelen, Schnecken, Muscheln, Seepocken, Röhrenwürmer, Moostierchen, Schwämme, kleine Seewalzen und Seesterne leben. Ihre genaue Beziehung zum Wirt ist oft unbekannt.
Die Kardinalfische leben gut getarnt in kleinen Schwärmen zwischen den langen, spitzen Stacheln der Diademseeigel (Gattung
Diadema
) und lauern auf vorübertreibende Beute. Die Partnergarnelen gehen tags an den Ruheplätzen der Diademseeigel »an Land« und lassen sich nachts im Schutz ihrer Stacheln mit auf Wanderschaft nehmen. Viele Fische schätzen – wie übrigens auch die Japaner und andere Küstenvölker – die nahrhaften Eier- und Hodenstöcke der Seeigel. Sie blasen sie um oder lassen sie im freien Wasser fallen, um an die weiche Unterseite zu gelangen. Selbst starkes Gift wie das des Antillen-Diademseeigels (
Diadema antillorum
) schreckt sie nicht: Mindestens 15 Fischarten und einige Schnecken fressen diese Art. In der Gezeitenzone fangen Seevögel die Tiere und lassen sie im Flug auf Felsen fallen, um sie aufzubrechen.
Seeigel
Echinoidea
Stamm Stachelhäuter
Klasse Seeigel
Verbreitung Korallenriffe und Küstengewässer
Nahrung Algen, Aas und Detritus
Höchstalter 7 Jahre
Schnecken: Leben auf großem Fuß
Schnecken – mit und ohne Gehäuse – sind im Meer nahezu allgegenwärtig, vor allem an den Küsten und Riffen. Die erfolgreiche Klasse der Gastropoda hat alle möglichen ökologischen Nischen erobert: Manche Arten leben im Seichtwasser in Assoziation mit Korallen, deren Polypen sie fressen. Andere machen sich über Stachelhäuter her, sogar über die wehrhaften, giftigen Dornenkronen und Feuerseeigel. Sie graben sich tags im Sand ein und fangen nachts Muscheln oder fressen Algen, Moostierchen, Schwämme und Manteltiere. Die Nahrung wird mit der Radula abgeschabt, der Raspelzunge, die bis zu 800 000 Zähnchen tragen kann. Kalkschalen der Beute werden mit säurehaltigem Speichel aufgelöst.
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Prachtsternschnecke - extravagante Meeresbewohner
Vorder- und Hinterkiemer
Von den mehr als 40 000 Schneckenarten leben derart viele im Meer und ihr Formenreichtum ist so groß, dass jeder Versuch eines systematischen Überblicks scheitern muss. Daher sei nur erwähnt, dass sich die Klasse durch eine Drehung des Eingeweidesacks auszeichnet. Die meisten Vorderkiemerschnecken (Prosobranchia) tragen ein Gehäuse, die meisten Hinterkiemerschnecken (Ophistobranchia) sind nackt. Neuerdings werden die Hinterkiemer mit den Lungenschnecken (Pulmonata) zur Unterklasse Euthyneura (»gerade Nerven«) zusammengefasst und die Vorderkiemer wegen ihrer achtförmig gekreuzten Hauptnervenbahnen als Streptoneura (»gedrehte Nerven«) bezeichnet. Die Schalen der Vorderkiemer sind fast immer rechtsgewunden. Sie sind getrenntgeschlechtlich und leben als Algen-, Plankton- oder Aasfresser, Räuber oder Parasiten. Viele Arten werden wegen ihrer Gehäuse gesammelt, die dann als Schmuck oder Signalhörner dienen. Zu den Hinterkiemern zählen die Nacktkiemerschnecken, deren eigentliche Kiemen zurückgebildet und durch sekundäre Kiemen auf dem Rücken ersetzt sind. Sie tragen Rhinophoren am Kopf, faltige Tentakeln, die chemische Reize und Strömungen wahrnehmen. Alle Nacktkiemer sind Zwitter und Fleischfresser, oft ausgeprägte Spezialisten, die z. B. nur die Polypen einer Nesseltierart oder die Eier einer Fischart verzehren.
Gut getarnt …
Für die Schnecken im Riff gilt: Für uns auffällige Färbung kann dort perfekte Tarnung sein. Bei der Spindelkauri (
Volva volva
), die meist auf Gorgonien und Lederkorallen lebt und deren Polypen frisst, nimmt der Mantel sogar die Farbe des Wirts an. Die Weichkorallen-Baumschnecke (
Marionia distincta
) frisst Weichkorallen und tarnt sich auch als solche. Eine andere Möglichkeit der Tarnung besteht darin, das Gehäuse mit Algen oder Schwämmen bewachsen zu lassen.
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