Meere - Tierparadiese unserer Erde
kann, hält die Mutter ihn meist in der Rückenlage mit ihren Vorderpfoten auf ihrer Brust. Während der Nahrungssuche lässt sie das Junge an der Wasseroberfläche treibend zurück; bei Gefahr klemmt sie schnell ihren Sprössling unter eine Vorderpfote und bringt ihn tauchend in Sicherheit. Erst nach sechs bis acht Monaten wird das Junge entwöhnt.
Getarnte Grazien: Seepferdchen und Verwandte
Statt eines simplen Mauls haben sie eine röhrenförmige Saugpipette; statt Rippen tragen sie eine Art Außenskelett aus Panzerringen und harten Hautplatten – hinter dem wissenschaftlichen Namen Syngnathidae für die Familie der Röhrenmünder verbergen sich die wohl bizarrsten Fischgestalten der marinen Welt: Seenadeln, Seepferdchen und die australischen Fetzenfische, die mit ihren blattartigen Körperanhängen wie eine treibende Tangpflanze aussehen.
© shutterstock.com/Kristian Sekulic
Seepferdchenpaar bei der Balz
Seepferdchen
Hippocampus
Klasse Knochenfische
Ordnung Stichlingsartige
Familie Seenadeln
Verbreitung weltweit in tropischen und gemäßigten Meeren
Maße Länge: 13 mm bis 35 cm
Nahrung meist kleine Krebse und Fischlarven
Geschlechtsreife mit 3 bis 9 Monaten
Brutzeit etwa 2–5 Wochen
Zahl der Eier meist etwa 200
Höchstalter 4 Jahre, in Menschenobhut 7 Jahre
Perfekte Lauerjäger
Seepferdchen (
Hippocampus
) bewohnen ruhige, flache Küstengewässer mit Korallenriffen oder mit Seegräsern und Tangen. Dort verstecken sie sich im reichen Bewuchs und passen ihre Farben der Umgebung an. Mitunter gleiten sie auch direkt am Boden, wo sie sich reglos mit ihrem Greifschwanz an Steinen und Schwämmen und anderen Substraten festhalten. Denn nur ihre perfekte Tarnung ermöglicht diesen schlechten Schwimmern eine lauernde Jagdweise. Ihre Beute erfassen sie mit den einzeln beweglichen Augen – um sie dann im rechten Moment blitzschnell durch ihren Röhrenmund einzusaugen. Unmittelbar nach dem Einsaugen treten Nahrungsteilchen als Wolke aus den seitlichen Kiemenöffnungen wieder aus. Meist besetzen Seepferdchen paarweise klar begrenzte Wohnreviere und die Bindung zwischen Männchen und Weibchen ist so stark, dass bald nach dem Verlust des Partners auch der Überlebende zugrunde geht. Den Großteil des Tages halten sich beide Partner getrennt in ihrem Revier auf, doch pflegen viele Arten ein morgendliches Begrüßungsritual: Das Weibchen ergreift mit seinem Schwanz den Ankerplatz des Männchens, worauf beide wie an einer Reckstange darum herumschwingen. Dann fassen sie einander beim Schwanz und »flanieren« ein wenig umher.
Männer kriegen Kinder
Einzigartig unter allen Wirbeltieren ist, dass bei den Syngnathidae, also den Seepferdchen, Seenadeln, Fetzenfischen und Nadelpferdchen, die Männchen die Eier am Körper aufnehmen und in einem eigenen Organ ausbrüten.
Das Balzspiel der Seepferdchen ist intensiv und lang. Oft sind die Partner erst nach Stunden paarungsbereit. Das Weibchen zeigt dies an, indem es seine Schnauze steil nach oben und den Schwanz senkrecht nach unten streckt. Auf dieses Zeichen hin biegt das Männchen seinen Schwanz wie ein Klappmesser vor und zurück und pumpt auf diese Weise frisches Wasser durch seine Bruttasche hindurch, um sie zu spülen. Dann richtet auch das Männchen seine Schnauze gen Himmel, worauf das Weibchen die kurze Legeröhre (den Ovipositor) ausstülpt, an die Bauchtasche des Männchens andockt und schubweise seine etwa 200 Eier hineinpresst. Sobald dies geschehen ist, löst sich das Paar und das Männchen spritzt nun seine Spermien in den Beutel, um die Eier zu besamen. Die Eier nisten sich in der anschwellenden Innenhaut der Bauchtasche ein. Über deren reich verzweigtes Blutgefäßnetz werden die Keimlinge mit Sauerstoff, Calcium und anderen Aufbaustoffen versorgt.
Die Eier entwickeln sich, je nach Wassertemperatur, in zwei bis fünf Wochen zurSchlupfreife. Eines Nachts setzen dann beim Männchen regelrecht Wehen ein. Durch »Klappmesserbewegungen« pumpt es Wasser in seinen Beutel hinein und wieder hinaus – so werden die jungen Seepferdchen hinausgeschleudert. Die Winzlinge sind sofort selbstständig. Je nach Art und Größe bringen Seepferdchen 1–1500 Nachkommen pro Brut hervor, bei den meisten Arten sind es 100–200 Jungtiere. Ihre Sterblichkeit ist sehr hoch: Bis zu 99 % gehen zugrunde oder werden erbeutet, bevor sie nach drei bis zwölf Monaten geschlechtsreif werden. Sie halten sich zunächst im freien Wasser auf, leben also pelagisch, und müssen
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