Meere - Tierparadiese unserer Erde
benetzen, reckt der Vogel seinen Hals nach unten und tunkt nur den Schnabel ein. Komfortabler ist die Jagd nach Fliegenden Fischen, die ihm oft einige Meter entgegenkommen. Junge Seeschwalben oder frisch geschlüpfte Schildkröten auf dem Weg ins Wasser schnappt er sich im Sturzflug vom Strand.
Solche Manöver wollen jedoch geübt sein. Junge Vögel verlegen sich daher oft auf Mundraub: Sie belästigen Tölpel, Seeschwalben und Pelikane mit Schnabelhieben oder beißen sich in deren Gefieder fest, bis sie ihre Nahrung hervorwürgen.
Lange Abhängigkeit
In den Brutkolonien suchen sich die Männchen einen geeigneten Nistplatz auf einem Baum, in einem Strauch oder auf dem Boden, blasen ihre roten, aus nackter Haut bestehenden Kehlsäcke auf und breiten die blauschwarz schillernden Flügel aus, um auf sich aufmerksam zu machen. Sobald sich ein Weibchen eingefunden hat, baut es aus dem spärlichen, großenteils aus anderen Nestern geklauten Nistmaterial, das sein Partner anschleppt, ein Reisignest. Dort hinein legt es ein einziges Ei. Während der bis zu acht Wochen dauernden Brutzeit müssen die Eltern abwechselnd Wache halten – sonst stehlen die Nachbarn das Ei oder zerlegen das Nest. Auch die Jungen, die nackt schlüpfen und erst nach vier bis sieben Monaten flügge werden, müssen vor den gierigen Artgenossen behütet werden. Trotz aller elterlichen Fürsorge verhungern viele Fregattvögel, bevor sie mit erst sieben Jahren geschlechtsreif werden.
Fregattvögel
Fregatidae
Klasse Vögel
Ordnung Ruderfüßer
Familie Fregattvögel
Verbreitung Küstengewässer tropischer und subtropischer Meere
Maße Länge: 85–105 cm; Spannweite: bis 2,3 m
Gewicht etwa 1,5 kg
Nahrung Fische, Tintenfische, Quallen, Weichtiere
Zahl der Eier 1
Brutdauer 40–55 Tage
Höchstalter 34 Jahre
Schlammspringer: glupschäugige Grenzgänger
Wer ein Studienmodell für jene ersten Wirbeltiere sucht, die vor ca. 350 Mio. Jahren das Meer verließen, kommt auf die Schlammspringer. Diese Grundel-Verwandten sind zwar echte Fische und atmen mit Kiemen, aber sie verrichten ihre wichtigsten Tätigkeiten – Ernährung, Revierverteidigung und Balz – größtenteils an Land und haben sich an ein amphibisches Dasein in den Schwemmlandmangroven angepasst.
© shutterstock.com/Hugh Landsdown
Schlammspringer führen ein amphibisches Dasein.
Bewohner der Schwemmlandmangrove
Zwar leben alle Schlammspringer in oder nahe den Gezeitenzonen der tropischen Altweltküsten, von Westafrika bis Papua-Neuguinea, aber fast jede Art nutzt einen etwas anderen Lebensraum oder andere Ressourcen. Neben den beiden Gattungen
Periophthalmus
und
Periophthalmodon
, deren Angehörige stundenlang an Land bleiben, gibt es »unechte« Schlammspringer, die das Wasser nur kurz verlassen. Selbst an der Nordküste von Queensland in Australien, wo sich gleich sechs Arten im Mangrovenwald tummeln, besetzt jede ihre eigene Nische. Worin sich die Nischen unterscheiden, lässt sich an Restwasseransammlungen an den Küsten Singapurs, Sumatras und Javas beobachten: Hier sind die Schwemmland-Schlammspringer (
Periophthalmus chrysospilos
) mit den Gemeinen Schlammspringern (
Periophthalmus vulgaris
) vergesellschaftet. Bei Gefahr fliehen Erstere ins Meer, Letztere hingegen an Land. Dazu passt die Form ihrer Bauchflossen: Während sie bei der ersten Art wie bei vielen Grundeln zu einem Saugnapf verschmolzen sind, ist dieses Gebilde bei der zweiten Art tief gegabelt, so dass hier – neben den Brustflossen – zwei weitere »Beinchen« entstanden sind.
Warum sind diese Fische überhaupt aus dem vertrauten Meer auf Korallensandstrände, in Lagunen und austrocknungsgefährdete Tümpel umgezogen? Feinde sind rar, denn die Schwemmlandmangrove ist weder für große Raubfische noch für zwei- oder vierbeinige Fleischfresser leicht zugänglich; es gibt wenig Konkurrenz und ein reichliches Nahrungsangebot. Die feuchte und warme Luft hat den Schlammspringern den Übergang zum amphibischen Leben erleichtert. Meist am Rand flacher Schlammlöcher oder auf erhöhten Warten wie Mangrovenwurzeln sitzend, lauern sie Insekten, kleinen Krabben, Garnelen, Flohkrebsen, Würmern, Spinnen und Asseln auf.
Anpassungen an ein amphibisches Leben
Mit seinen langen, gestielten Brustflossen, die wie Arme bewegt werden und durch Zusammenlegen der Flossenstrahlen noch mehr Stützkraft bekommen, kann ein Schlammspringer nicht nur über den Boden kriechen, sondern auch klettern. Die großen, hervortretenden
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