Meere - Tierparadiese unserer Erde
Salzwasser geprägte Welt.
Fische
Trotz ungünstiger Wasserverhältnisse – oft sind die Gewässer trüb, warm, brackig und daher sauerstoffarm – beherbergen Mangroven eine artenreiche Fischfauna. Neben Formen mit speziellen Anpassungen wie die bekannten Schlammspringer, die bei Ebbe oftmals in riesigen Mengen auf den trockenliegenden Schlammflächen sitzen und sogar im niedrigen Geäst der Mangroven umherklettern, suchen viele Arten aus dem Meer, insbesondere den Korallenriffen, die Mangroven nur kurze Zeit zum Ablaichen auf, so die auch wirtschaftlich bedeutsamen, bis 1 m großen Schnapper (Familie Lutjanidae). Die Brut profitiert vom reichen Planktonangebot und ist im Wurzelwerk vor vielen Fischjägern außerordentlich gut geschützt.
Wirbellose
Wirbellose machen den größten Teil der Mangrovenfauna aus. Am auffälligsten sind Spinnen, Ameisen und Stechmücken. Auch diverse Schwämme, Hohltiere, Vielborster und besonders Weichtiere und Krebse halten sich im Feinschlick bzw. am außergewöhnlich dichten Wurzelgeflecht der Mangroven auf.
Das Dasein von allein fast 300 Arten der Echten Krabben (Brachyura) ist mit Mangroven verknüpft. So hausen viele in selbst gegrabenen und verschließbaren Höhlen im Schlamm, wo sie sicher vor Trockenheit, Hitze und Räubern sind. Zudem ernährt sich ein Großteil der Arten vegetabil von Laubstreu aller Abbaustadien; als wichtige Zersetzer führen sie das tote organische Material wieder der Nahrungskette zu. Bekannt sind die Winkerkrabben (
Uca spp
.), die zu den auffälligsten Erscheinungen auf den offenen Schlickflächen gehören. Zwar sind sie weit verbreitet und kommen auch an warmen Küsten außerhalb der Tropen und in der Neuen Welt vor. Doch erreichen sie gerade in den nahrungsreichen und Schatten spendenden Mangroven besonders hohe Siedlungsdichten.
Von den Hohltieren seien schließlich noch die Mangrovenquallen der Gattung
Cassiopeia
erwähnt. Im Gegensatz zu den übrigen Quallen liegen sie wie tot mit dem Schirm nach unten am Grund. Die Mundöffnung ist zurückgebildet. So strudeln die Tiere mithilfe von Wimpern Plankton durch Poren auf der – nach oben weisenden – Unterseite in sich hinein. Sie leben in Symbiose mit Zoochlorellen, einzelligen Grünalgen, von denen sie im Austausch gegen stickstoff- und kohlenstoffhaltige Stoffwechselprodukte Sauerstoff erhalten.
Unerschöpfliche Ressourcen
Mangroven bieten dem Menschen eine Vielzahl von Ressourcen, die wahrscheinlich seit Jahrtausenden genutzt werden, besonders im indopazifischen Raum. Dazu gehören Brenn- und Baumaterialien, Heilpflanzen und Nahrung. Die traditionelle Holznutzung, bei der Bäume in kurzem Abstand weniger Jahr-zehnte geschlagen werden und einzelne alte Bäume oder Keimlinge stehen bleiben, ist vielerorts durchaus vergleichbar mit der Mittel- und Niederwaldnutzung in Mitteleuropa. Je nach Baumart eignen die Hölzer sich zum Herstellen von so unterschiedlichen Dingen wie Booten, Hütten, Möbeln, Werkzeugen, Angelruten, Speeren, Bumerangs usw. Aus der Rinde mancher Arten gewinnt man Gerbstoffe (Tannine) und Farben, aus der Asche Salz, aus den Samen Öl. Mit den Blättern füttert man Ziegen, Schafe, Kamele und Büffel, flicht Körbe oder deckt Dächer, und der Honig einiger Arten wird als Delikatesse geschätzt. Auch zahlreiche Arzneimittel werden aus Mangroven hergestellt. Sie werden bei Hautkrankheiten und Geschwüren angewandt, bei Verbrennungen, Lepra, Rheuma, Schlangenbissen, Insektenstichen, Verdauungsbeschwerden und vielem mehr.
Von großer Bedeutung sind die Mangroven für die Ernährung. Die wichtigste Rolle spielen Fische, Krabben, Garnelen und Schalentiere, außerdem Vögel und sogar Schlangen und Echsen. Da viele Nutzfische nur Mangroven als Kinderstube nutzen, hängt auch die Fischerei der umliegenden Meeresgebiete in hohem Maße von intakten Mangrovengürteln ab. Auch viele Früchte sind essbar, z. B. die der südostasiatischen Mangrovenpalme (
Nypa fruticans
), deren Blätter außerdem zum Dachdecken, Korbflechten und als Zigarettenhüllen genutzt werden. Der zuckerhaltige Saft des Blütenstiels schließlich dient als Basis für Grog, Essig und Palmzucker.
Zerstörung und ihre Folgen
Viele dieser traditionellen Nutzungsformen sind heute in Vergessenheit geraten, und trotz all dieser wirtschaftlichen Vorteile wurde in den vergangenen Jahrzehnten weltweit mehr als die Hälfte der Mangrovenbestände vernichtet, vor allem um Garnelenfarmen anzulegen und Küstenabschnitte für
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