Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Meeres-Braut

Titel: Meeres-Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
sein, denn Chem Zentaurs Landkarten manifestierten sich normalerweise in der Luft. Sie waren außerordentlich genau.
    Es war also beschlossene Sache. Godiva Kobold willigte ein, über Nacht zu bleiben, und am Morgen würde jeder fürs erste seines Weges gehen. Godiva mußte die Geschehnisse im Koboldberg im Auge behalten, bis der neue Häuptling sein Amt antrat. Mit etwas Glück und Planung würde Gwenny dieser Häuptling werden.
    Che und Jenny Elfe kehrten vom Feld zurück. Gwenny erklärte ihnen, weshalb sie den Guten Magier aufsuchen mußte und daß Che durchaus mitkommen könnte.
    »Aber was ist mit Jenny?« fragte er.
    Daran hatte Gwenny noch gar nicht gedacht. Natürlich wollte sie Jenny Elfe nicht zurücklassen! Jenny war Ches Freundin gewesen, bevor er in den Koboldberg gekommen war, und sie hatte sich auch mit Gwenny angefreundet. »Jenny auch, wenn sie mitkommen will«, willigte sie ein.
    »Natürlich will ich mitkommen!« erwiderte Jenny. »Ich würde auch gern einmal das Schloß des Guten Magiers sehen, ohne abgelenkt zu sein.«
    »Vielleicht kann er dir ja sagen, wie du zur Welt der Zwei Monde zurückkommst«, meinte Gwenny.
    »Ja, das könnte er vielleicht«, stimmte Jenny zu. Doch schien sie die Sache nicht besonders zu erheitern.
     
    Am Morgen verabschiedeten sie sich von Ches Vater und Mutter, ebenso von Gwennys Mutter. Dann nahm Godiva einen Weg, der gen Osten zum Koboldberg führte, während die drei einen anderen einschlugen, der sie in Richtung Süden zur Spalte und zum Schloß des Guten Magiers bringen sollte. Die Kopie von Chems Landkarte zeigte ihnen, daß sie die unsichtbare Brücke benutzen konnten, um die Spalte zu überqueren, und von dort brauchten sie nur noch geradeaus bis zum Schloß zu gehen. Dann würden sie drei Herausforderungen bezwingen müssen, bevor sie ins Schloß eingelassen wurden, und danach…
    »Hoppla«, meinte Gwenny. »Dann werde ich dem Guten Magier ja einen Jahresdienst ableisten müssen, wenn er meine Frage beantwortet, aber mir bleibt doch bloß ein Monat, um Häuptling zu werden.«
    »Dann werde ich ihn an deiner Stelle befragen«, schlug Che vor.
    »Nein, ich werde es tun«, widersprach Jenny Elfe. Ihre Katze Sammy ritt auf ihrem Rucksack mit. »Ihr beide müßt zusammenbleiben.«
    »Aber…« wollte Gwenny protestieren. Doch da begriff sie, daß dies genau die Hilfe war, derer sie bedurfte, und daß Jenny vielleicht weitsichtiger gewesen war und erkannt hatte, daß ihre jugendliche Freundschaft nicht über die Entscheidung der Häuptlingsfrage hinaus Bestand haben konnte. Denn danach würde Gwenny entweder Häuptling sein und somit all die drückende Verantwortung übernehmen, die dazugehörte, oder sie wäre tot. In beiden Fällen würde sie nicht mehr richtig mit Jenny zusammensein können. Also stand ihre Trennung bevor, gleich wie es ausging. Der Dienst für den Guten Magier galt nicht unbedingt als etwas Schlimmes; oft hieß es, daß er dem Betreffenden ebensoviel einbrachte wie dem Magier selbst. »Danke, Jenny.« Es hätte eigentlich noch mehr zu sagen gegeben, aber sie fand einfach nicht die richtigen Worte dafür.
    Sie gingen den Weg entlang, ohne sich zu beeilen. Sie hatten noch eine recht weite Strecke vor sich, da wäre es unvernünftig gewesen, sich zu früh zu erschöpfen. Vielleicht waren sie aber auch nicht sonderlich erpicht darauf, sich voneinander zu trennen, während diese Trennung wiederum jederzeit stattfinden könnte, sobald sie erst einmal das Schloß erreicht hatten. Dies war das letzte Stück ihrer sorglosen Verbindung.
    Das Heim der Flügelungeheuer lag nicht weit von der Spalte entfernt. Sie erreichten es am Nachmittag. Der Pfad führte direkt darauf zu, dann brach er ab. Vor ihnen lag nur noch die große, tiefe, ehrfurchtgebietende Ausdehnung der Spalte.
    Che musterte die Karte. »Die Unsichtbare Brücke sollte genau rechts von hier sein.«
    »Ich kann sie nicht erkennen«, meinte Jenny lächelnd.
    Er streifte ihr Haar mit der Spitze seines Schweifs, so daß es ihr um den Kopf schwebte. »Wir müssen ihre Position bestimmen und dann hinübergehen, wobei wir sicherzustellen haben, daß sich kein Wesen darunter befindet.«
    »Was soll denn das für eine Rolle spielen, ob da unten jemand ist oder nicht?« fragte Jenny. »Ich meine, wir werden ihn doch nicht mit Felsbrocken bewerfen.«
    »Gwenny trägt ein Kleid.«
    Jenny lachte. Gwenny spürte, wie ihr dunkles Gesicht sein Bestes tat, um zu erröten. Sie trug tatsächlich ein Kleid,

Weitere Kostenlose Bücher