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Meeres-Braut

Titel: Meeres-Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
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Chex, bestanden darauf, daß jedes Wesen in ihrem Haushalt eine ordentliche Schulbildung erfuhr. So hatten das Teenager-Kobold- und das Elfenmädchen das Schicksal des siebenjährigen Che geteilt und hatten mühselige Stunden damit zubringen müssen, zu zählen und zu rechnen und zu lesen und zu schreiben sowie alles über Geographie und Geschichte Xanths zu lernen. Sie hatten sogar die verschiedenen Formen der Magie lernen müssen, ebenso die Regeln der menschlichen und nichtmenschlichen Kulturen. Was für eine Langeweile! Manchmal taten Gwenny und Jenny so, als hätten sie ihre Brillen verloren, so daß sie nicht lernen könnten, doch die Erwachsenen waren furchtbar scharfsinnig, wenn es darum ging, sie wiederzufinden. Das war eines der schrecklichen Dinge an den Zentauren: Sie waren intellektuell. Sie verkörperten den extremsten Fall der schrecklichen Erwachsenenverschwörung, die diktierte, daß jeder, der jung genug war, um kein Mitverschwörer zu sein, einen strengen Katalog von Dingen wissen und nicht-wissen sollte. Natürlich lagen die interessanteren Dinge größtenteils in der Abteilung Nicht-Wissen.
    Doch alles in allem überwog das Gute. Gwenny wurde gut gefüttert und versorgt, sie lebte in Sicherheit und hatte enge Gefährten, die ebenso ungern lernten wie sie selbst. Die Alternative hätte darin bestanden, zu Hause eingesperrt zu sein und nur ihre Mutter Godiva zur Gesellschaft zu haben – und ehrlich gesagt hatte auch Godiva betrüblich erwachsene Vorstellungen von Erziehung und Benehmen. Was den Rest des Koboldbergs anging, so konnte man den getrost abschreiben; er war eben nur dunkel und düster und voller Kobolde. Wer wollte schon in einem Berg voller Kobolde leben?
    Sie hüpften den Weg entlang, Che neben Gwenny, damit sie sich an ihm orientieren konnte und nicht ausglitt. Ein Besuch einer Heilquelle hatte zwar ihre Lähmung kuriert, aber nicht ihr Augenlicht. Ihre Augen waren nämlich nicht krank, sie waren lediglich unfähig, sich auf gewöhnliche Entfernung richtig zu fokussieren. Jenny Elfe hatte dasselbe Problem. Das Heilwasser stellte den natürlichen Zustand wieder her, und zu ihrem natürlichen Zustand gehörte es nun einmal, daß sie auf andere Weise sahen als die meisten Leute.
    Kaum hatten sie das erste, von Blumen übersäte Feld erreicht, als sie plötzlich eine Gestalt am Himmel wahrnahmen. Gwenny setzte ihre Brille auf, um sie genauer ausmachen zu können. Es war Chex, Ches Mutter, die gerade auf sie zugeflogen kam, um sie abzufangen. Sie landete sanft auf ihren vier Hufen und faltete die Flügel zusammen. »Gwenny, ich habe möglicherweise schlechte Nachrichten für dich. Deine Mutter ist hier.«
    Eine Pause. Dann brachen die drei jungen Leute in Gelächter aus. Sie wußten, daß Chex es nicht so gemeint hatte, wie es sich anhörte. Alle mochten sie Godiva Kobold, trotz ihrer Erwachsenenneigungen.
    Doch dann wurden sie wieder ernst. Godiva wäre nicht ohne guten Grund hierhergekommen, und das bedeutete tatsächlich höchstwahrscheinlich schlechte Nachrichten. »Hat sie gesagt…?«
    »Nein. Aber ich glaube, du solltest besser sofort mit ihr reden.«
    »Ich eile sofort zurück zum Haus.«
    »Ich werde dich mitnehmen.«
    »Aber Che und Jenny…«
    »Wir werden allein zurückkommen«, warf Che schnell ein.
    Also kletterte Gwenny auf Chex’ Rücken, worauf Chex sie sanft mit dem Schweif berührte und sie dadurch federleicht machte. Dann breitete Chex ihre Flügel aus und sprang in die Luft. Schon flogen sie davon.
    Gwenny fand das immer noch aufregend. Sie hielt sich an Chex’ Mähne fest und spähte in die Tiefe, während die Zentaurin Kreise flog, um an Auftrieb zu gewinnen. Da unten waren Che und Jenny, sie winkten. Jenny hielt ihre kleine rote Katze Sammy fest. Dann streckte Chex sich und flog über den Wald hinweg, dicht über die Baumwipfel. Es war beinahe so, als würde man durch hüfthohe Sträucher spazieren und von oben auf sie heruntersehen, nur daß dies hier ausgewachsene Bäume waren.
    Bald darauf landeten sie auf dem Hof vor dem Haus. Dort stand Godiva schon, ihr offenes schwarzes Haar bildete einen Umhang um ihren Körper.
    Gwenny sprang ab – und schoß hoch in die Luft empor, weil sie vergessen hatte, wie leicht sie doch war. Chex griff mit einer Hand hinauf und packte sie am Fußknöchel, führte sie wieder herunter. Sanft stellte sie Gwenny auf den Boden. Es dauerte eine Weile, bis der Leichtwerdungseffekt abklang.
    Gwenny schritt sehr vorsichtig zu ihrer

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