Meeres-Braut
klügsten, stattlichsten, nettesten, männlichsten Prinzen, der zur Verfügung steht und der nichts dagegen hat, oft im Meer umherzuschwimmen, und der rohen Fisch mag und der mir dabei hilft, mein Haar zu bürsten. Manche Leute haben anscheinend etwas an Fischschwänzen oder grünlichen Haaren auszusetzen. Aber…«
»Und aus diesem Grund hat dich der Gute Magier auch zu meiner Schwester geschickt«, erwiderte Naldo. »Und sie schickte dich zu mir. Und deshalb hast du auch diesen schlüpfrigen Schlüpfer getragen und mir die Farbe deiner Höschen gezeigt. Ich muß zugeben, daß ich dabei fast in Ohnmacht gefallen wäre. Aber ich wußte, daß ich damit warten mußte, bis der Rest deiner Queste erfüllt war und deine Freunde ihre Ziele erreicht hatten.«
Mela errötete in kräftiger Plaidfarbe. »Du hast mein Höschen gesehen?« Doch es steckte noch mehr hinter diesem Erröten; offensichtlich war sie Hals über Kopf in Naldo verliebt, genau wie Okra in Trümmer.
»Nur ein winziger Blick«, gestand er. »Aber das genügte schon. Ich weiß, daß du der anziehendste Menschenmischling in ganz Xanth bist, was wiederum meine eigenen schlichten Anforderungen an eine Ehefrau definiert.« Er verwandelte sich in seine Menschengestalt und stand nun als außerordentlich stattlicher Mann da. »Ich bin der, den du suchst: Prinz Naldo Naga, bis zu diesem Augenblick Xanths begehrtester Junggeselle. Ich werde dich heiraten, Mela, und dir deine Träume erfüllen. Ich habe keine Einwände gegen einen hübschen Schwanz, schließlich besitze ich selbst einen.« Kurz verwandelte er sich wieder in seine Nagagestalt. »Und ich schwimme auch gern gelegentlich und esse rohen Fisch, vor allem in angenehmer Gesellschaft. Es wird mir eine Freude sein, dir beim Ausbürsten deines grünlichen Haars behilflich zu sein, wenn du diesen Schlüpfer und diese Höschen dabei anhast und in meinem Schoß sitzt, während ich es tue.« Er warf ihr einen Blick zu, der beinahe schon einen Verstoß gegen die Erwachsenenverschwörung darstellte.
»Ach, ja!« rief Mela taumelnd.
»Meine Schwester versucht schon seit Jahren mich zu verheiraten« gestand der Prinz. »Und nun hat sie es endlich geschafft. Komm, ich gebe dir jetzt einen Kuß, um die Verlobung zu besiegeln.«
Ida konnte über diese Versicherung nicht einmal staunen, weil er doch ein Prinz war und wesentlich dazu beigetragen hatte, daß sie alle ihre Questen beenden konnten. Er war furchtbar schlau, und doch hatte er, wie sich herausstellte, einen netten Grund dafür gehabt, sie für ihre Antworten arbeiten zu lassen. Mela hätte sich keinen besseren Partner wünschen können. Nun würde auch sie Prinzessin werden, weil sie einen Prinz heiratete. Und all das nur wegen dieses schlüpfrigen Schlüpfers und ihres tollen Höschens. Wer hätte geglaubt, daß die Farbe ihrer Höschen so wichtig werden könnte!
Mela schien bereit, in Ohnmacht zu fallen, konnte es aber doch abwenden, weil es im bewußten Zustand einfach zu viel zu genießen gab. Ida sah, daß Prinz Naldo tatsächlich der intelligenteste, stattlichste, netteste unverheiratete Prinz in ganz Xanth war. Das war vorher nicht so klar gewesen, weil er sich ihnen nie in seiner Menschengestalt gezeigt hatte. Melas Traum war wahr geworden.
Der Prinz nahm Mela in die Arme und küßte sie. Sie gaben Xanths hübschestes Paar ab. Nur die Kobolde schienen sich zu langweilen.
Da ließ der schlüpfrige Schlüpfer etwas aufblitzen, das die Kobolde ins Torkeln brachte.
Naldo wich ein winziges Stück zurück und sah Mela in die ozeanischen Augen. »Ich liebe dich immer Meer!« sagte er dichterisch. »Laß mich deine Wellen zählen.« Die Meerfrau schien im Begriff, sich aufzulösen. Sie war ja vorgewarnt worden, was seinen Humor betraf.
Eine Hand berührte Ida am Arm. Sie drehte sich um und blickte in das Gesicht von Prinzessin Ivy. »Komm, Schwester. Wir müssen dich auf Schloß Roogna bringen, damit du deine Familie kennenlernst.«
Ida wurde klar, daß sie alle tatsächlich ihre Bestimmung gefunden hatten.
ENDE
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