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Meeres-Braut

Titel: Meeres-Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
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zu.
    Ohne die Mütze verlor Okra ihre wilde Kraft. So stand sie über dem gestürzten Oger, als wüßte sie nicht, was sie als nächstes tun sollte. Gleich würde er wieder aufspringen und sie zu Pulver zermalmen. Sie konnte ihm nicht einmal ihr Asthma verabreichen, weil sie das schon Hugh Mungus dem Monozeros gegeben hatte.
    »Du schaffst es, Okra!« rief Ida verzweifelt.
    Che konnte nur den Kopf schütteln. Gleich würden Optimismus und Wirklichkeit zusammenprallen.
    Da warf Okra sich auf den liegenden Trümmer. Sie legte ihren Mund auf seinen.
    »Sie tut es tatsächlich!« schrie Mela verblüfft. »Sie küßt ihn!«
    Einen Augenblick lang lag Trümmer reglos da. Dann warf er Okra ab, sprang auf die Beine und riß seinen riesigen, häßlichen Mund auf. »Bäh! Bäh!« schrie er. Und raste aus der Höhle.
    Die Kobolde gafften. »Hä?« fragte Gobbel.
    Da begriff Ida, was geschehen war. »Sie hat getan, was du gesagt hast!« rief sie. »Sie hat ihn geküßt! Und er hat es nicht ertragen! Weggelaufen ist er! Und Okra hat gesiegt. Sie hat deinen Kämpfer geschlagen!« Doch Ida wußte, daß dies für Okra ein Opfer gewesen war, denn sie hätte es lieber gehabt, daß Trümmer sie mochte, anstatt von ihr abgestoßen zu sein. Damit hatte sie sich jeder Möglichkeit beraubt, vielleicht doch noch mit ihm zusammenzukommen.
    Gobbels Unterkiefer klappte herunter. »Unfair!« schrie er.
    Gwenny aber nutzte die Gunst des Augenblicks. »Und ob das fair ist! Es gibt hier keine Fouls. Sie hat ihn geschlagen, indem sie ihn derart abstieß, daß er die Flucht ergriff. Er hat verloren, und sie hat gewonnen. Und damit hast du verloren, und ich habe gewonnen! Jetzt bin ich Häuptling.«
    »Nein!« brüllte er verzweifelt.
    Gwenny fuhr zu seinen Gefolgsleuten herum. »Ihr werdet mir jetzt gehorchen oder verbannt werden. Verhaftet Gobbel!«
    Gelähmt standen die Gefolgsleute da. Aber Gimpel, Idiot und Schwachkopf traten dienstfertig vor, bereit, ihre Pflicht zu erfüllen.
    »Nein, sie ist doch bloß ein doofes Mädchen!« schrie Gobbel, als seine Gefolgsleute Gwennys drei Kobolden den Weg versperrten. »Ihr dürft ihr nicht gehorchen! Bringt sie um!«
    »Also das macht mich jetzt aber wütend«, bemerkte Okra. Sie hob die Kralle und trat auf Gobbel zu. Die Gefolgsleute stoben auseinander.
    »Du kannst überhaupt nicht wütend sein!« versetzte Gobbel. »Du hast doch die Mütze gar nicht mehr.«
    »Ich brauche keine Durchdrehmütze, um auf einen Lausebengel wie dich wütend zu werden«, erwiderte Okra. Sie packte ihn am Kragen und riß ihn empor, ähnlich wie Trümmer es mit ihr getan hatte. Dann fuhr sie mit der Kralle herum.
    »Nein! Nein!« kreischte er und wedelte dabei hilflos mit seinen kurzen Armen und Beinen. »Bring mich nicht um!«
    »Weshalb nicht?« wollte Okra wissen. »Du wolltest doch auch Gwenny umbringen.«
    »Aber sie ist doch bloß ein doofes Mädchen!«
    »Schön, das bin ich auch. Und du bist nur ein dummer, ungezogener Junge«, entgegnete Okra. Sie richtete die Kralle auf sein Gesicht.
    Gobbel brach in Tränen aus. »Und so etwas wollt ihr als Häuptling haben?« fragte Okra die Gefolgsmänner. Sie ließ Gobbel fallen und wandte sich ab.
    Sie hatte unmißverständlich deutlich gemacht, worum es ging. Nacheinander wandten sich die Gefolgsmänner Gwenny zu. »Du bist Häuptling«, sagte einer von ihnen. »Es gefällt uns zwar nicht, aber wir müssen dir gehorchen.«
    »Danke«, erwiderte Gwenny, als hätte es daran nie den leisesten Zweifel gegeben. Sie musterte Gobbel. »Verschwinde von hier, Bengel. Ich verbanne dich hiermit aus dem Koboldberg. Solltest du jemals zurückkehren, wird dich der erste Kobold, der dich erblickt, auf der Stelle töten, oder er muß selbst dieses Schicksal erleiden.«
    Gobbel erhob sich wieder und versuchte es noch einmal mit Frechheit. »Das kannst du nicht tun! Dich kriege ich noch!«
    »Wenn du nicht sofort verschwindest, überlege ich es mir vielleicht noch einmal, ob ich dich tatsächlich am Leben lasse oder nicht«, versetzte Gwenny gelassen.
    Der Bengel zögerte. Da machte Okra einen Schritt auf ihn zu.
    Hastig suchte Gobbel das Weite.
    Gwenny tat, als hätte es den Bengel nie gegeben. »Gimpel« rief sie.
    Gimpel trat ein wenig furchtsam vor. »Ja, Häuptling.«
    »Ich ernenne dich hiermit zum Unterführer«, verkündete Gwenny. »Alle diese Gefolgsleute werden dir gehorchen. Du wirst im Koboldberg für Ordnung sorgen und allein mir Rechenschaft ablegen.«
    »He!« freute sich Gimpel

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