Meeresblau
Euphorie.
„Und wenn dich der unwiderstehliche Drang packt, dich auszuziehen, komm in meine Koje.“ Er sah sie an, tief und unergründlich. Diesmal verspürte Maya nur gewöhnliches Herzklopfen und normalsterbliche Nervosität. Das Gefühl, in die Tiefe gezogen zu werden, blieb aus. Vielleicht, und das war zu hoffen, konnte er es tatsächlich kontrollieren.
„Kannst du meine Gedanken lesen?“ Sie blickte ihm fest in die Augen.
„Ich wüsste nicht wie.“
„Dann siehst du hoffentlich meinem Gesicht an, was ich fühle.“
„Allerdings.“
Ohne Vorwarnung stieß er sie auf das Bett nieder, schnappte nach ihren Handgelenken und drückte sie rechts und links neben ihrem Kopf in die Matratze. Ehe sie wusste, wie ihr geschah, war sie festgepinnt wie ein Schmetterling. Der Griff um ihr linkes Handgelenk löste sich, tastende Finger wanderten über ihren Hals und verfolgten die Linie ihres Kiefers, bevor sie tiefer glitten. Während sie die Augen schloss, schob er ihr T-Shirt hoch. Ganz langsam immer höher, bis er ihre Brüste entblößt hatte. Lippen schlossen sich um die rechte Knospe, ein Gurren drang aus ihrer Kehle. Jede Nervenfaser spielte verrückt. Sie war erregt bis über beide Ohren, euphorisch und angereichert mit Angst und Sorgen. Alles in ihr schrie danach, sich hier und jetzt um den Verstand zu lieben, bis alles gleichgültig wurde, außer ihre Nähe zueinander. Doch Christopher dachte nicht daran, ihr den Gefallen zu tun. Zärtlich küsste er ihren Mund, tupfte mit seiner Zungenspitze gegen ihre Lippen, schob ihr Shirt wieder hinunter und liebkoste ihre Brustwarzen durch den Stoff hindurch.
„Schschsch…“, versuchte er sie zu beruhigen.
Seine Stimme klang samtweich. Verzaubernd und magisch. Ihr Körper erschlaffte willenlos. Sie war ihm ausgeliefert. Vollkommenund unwiderruflich. Keinen Finger konnte sie rühren, während er auf sie einflüsterte, denn dieses Raunen, obwohl sie kein Wort davon verstand, war wie ein Strudel, der sie in wonnige Dunkelheit zog. Sie wusste nicht, ob es Worte waren, die er sprach. Es schien keine Sprache zu sein. Keine Sprache, wie sie sie kannte. Es war etwas, das in ihrer Seele zu vibrieren schien. Sirenenzauberei.
Seine Lippen strichen über ihr Schlüsselbein, küssten ihre Schulter, dann Brust, Arme und Bauch. Jeden Zentimeter Haut streichelte er mit geduldiger Hingabe, mal mit dem Mund, mal mit den Fingern. All ihre Sinne tauchten ein in die Verzückung des Moments. Sie roch seinen Duft, spürte seine Berührungen, schmeckte seine Lippen und hörte das Geräusch seines Atems.
Jede Kleinigkeit seines Spiels zelebrierte er wie einen heiligen Akt, bis ihr Körper eine Empfindsamkeit erreicht hatte, die wehtat. Wieder saugte er an ihren Brustwarzen, streichelte die Innenseiten ihrer Schenkel und ließ seine Finger langsam bis zu ihren Zehenspitzen wandern. Ekstase überspülte sie in konvulsivischen Wellen. Sie hielt es nicht mehr aus. Konnte nicht mehr.
„Bitte, Chris.“
Er griff nach ihrem T-Shirt, wollte es ihr über den Kopf streifen und erstarrte. Etwas an der Art, wie er Atem holte, ließ in Maya sämtliche Alarmglocken schrillen.
„Was ist los? “
„Nichts. Ich bekomme nur schlecht Luft.“ Verwirrung lag in seinem Blick, die sich beim nächsten, mühsamen Atemzug in Angst verwandelte. „Korrektur. Ich bekomme verdammt schlecht Luft.“
Ihre Erregung verwandelte sich schlagartig in Sorge. Sein Blick wurde starr, wie der eines panischen Tieres, das nicht verstand, was mit ihm geschah.
„Ganz ruhig.“ Sie nahm sein Gesicht in beide Hände. „Ganz ruhig atmen, okay? Du kannst es kontrollieren.“
Mit wachsender Verzweiflung schnappte er nach Luft. Er hustete und keuchte, zuckte in ihren Armen und sprang plötzlich auf. In der Dunkelheit stieß er gegen den Türrahmen. Einem unterdrückten Schmerzenslaut folgte ein Röcheln, das so klang, als kollabierten seine Lungen.
Sie musste einen Arzt rufen. Aber wie sollte sie Christophers wenig menschliche Natur erklären?
Aus dem Bad erklang das Geräusch der Dusche. Sie schüttelte sich aus ihrer Starre und rannte ins Bad. Irgendwie musste sie ihm helfen. Zitternd stand er in der Dusche, lehnte an der gekachelten Wand und hielt sein Gesicht in den Wasserstrahl. Er atmete. Tief und gierig. Völlig durchnässt klebte die Hose an seinen Beinen.
„Geht es wieder?“ Sie berührte seine Schulter. Jeder Muskel war angespannt und trat hervor, die Adern an Hals und Unterarmen schwollen an. „Was war
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