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Meeresblau

Meeresblau

Titel: Meeresblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauß
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geradewegs vor die Nase stellte. Für den Augenblick schien sie ihre Sorgen über Bord geworfen zu haben. Hier und jetzt waren sie zwei junge Leute, die einen normalsterblichen Abend verbringen und normalsterblichen Spaß haben wollten. Maya leckte sich über die Lippen, spielte mit kecken Gesten und wippte im Takt der Musik mit den Hüften. Er wollte sie. Verdammt, er wollte sie mit einer Heftigkeit, die an Brutalität grenzte.
    Mit der gestreiften Feder in ihrem Haar erinnerte sie an eine wilde Kriegerin. Kraft und Anmut vereinten sich zu einer atemberaubenden Symbiose. Sie war überwältigend. Schaudernd stürzte er seinen Caipirinha hinunter, spürte, wie das Gebräu in seinen Magen sickerte, warmes Feuer auslöste und postwendend zu Kopf stieg. Er hörte Mayas Blut rauschen. Über die laute Musik hinweg vernahm er ihren Herzschlag und ihren schweren Atem, so sehr waren seine Sinne auf sie eingefahren. Pheromone stiegen ihm in die Nase, der zarte Hauch eines Deos. Gierig sog er alles in sich auf. Ihr Herzschlag wurde schneller, ihre Düfte noch intensiver. Pulsierendes Leben. Erhitzte Haut. Scharf, süß und würzig zugleich.
    „Dieses Zeug hier ist verdammt stark“, rief sie ihm ins Ohr. „Ich finde es heiß, wenn du mich ansiehst wie ein ausgehungertes Raubtier. Als würdest du mich mit Haut und Haaren verspeisen wollen. Aber du weißt, dass du vorsichtig sein musst, ja? Auch auf die Gefahr hin, dass du mich wieder als hysterische Glucke bezeichnest.“
    Er sackte gegen den Tresen und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Verspeisen ist eine gute Idee. Hier und jetzt.“ Er fühlte sich fantastisch. Alles war leicht, verschwommen und zugleich vollkommen klar.
    „Wir sollten uns ablenken.“
    Mayas Blicke verschlangen ihn. Ihre Zunge zu sehen, wie sie träge die Lippen befeuchtete, war zu viel. Wenn er sie noch länger ansah, würde er sie wie ein Neandertaler in die nächste dunkle Ecke schleifen müssen.
    „Du schwebst auf rosa Wolken“, erkannte Maya. „Alles ist witzig, schön und völlig bescheuert.“
    „Ja.“ Seine Antwort klang irgendwie in die Länge gezogen.
    „Fein. Aber angesichts deiner Besonderheiten würde ich lieber keine Experimente wagen. Also Finger weg vom Alkohol, okay?“
    „Mir geht es gut. Mir geht es sogar sehr gut. Es ist nicht das erste Mal, dass ich Alkohol trinke.“
    „Aber in letzter Zeit bist du nicht mehr ganz du selbst.“
    Er schnaufte. Sie hatte recht, aber er hatte es satt, sich um seine unmenschliche Natur oder um die sich daraus ergebenden Gefahren Gedanken zu machen. Nicht heute Nacht. Wie herrlich wäre es, diese wunderschöne Frau einfach gegen den Tresen zu drängen und seine Hand unter ihr Hemd gleiten zu lassen. Er stellte sich vor, ihr Gesicht mit beiden Händen zu umfassen und sie zu einem stürmischen Kuss zu zwingen, und ehe er wusste, wie ihm geschah, setzte er diese Idee in die Tat um. Ihr Körper fühlte sich so verletzlich an, wie ein zarter Vogel. Die schmalen Schultern, das sich abzeichnende Schlüsselbein, die sanft geschwungenen Hüften. Heiß war ihre Haut. Nass geschwitzt und so empfindlich, dass seine Berührungen sie zum Zucken brachten. Er schnupperte an ihr wie ein Tier, ließ die Zunge über ihre Kehle gleiten und packte den Stoff ihres Hemdes, um ihn mit einem einzigen Ruck …
    „Tanzen?“ In letzter Sekunde entwand sie sich ihm. „Ich liebe dieses Lied. Und verdammt, ich muss mich ablenken. Du machst mich fertig. Später, okay? Ich möchte nicht schon nach fünfzehn Minuten die Segel streichen. Der Eintritt hat ein Vermögen gekostet.“
    „Tanzen?“ Zweifelnd blickte er auf die Menge, sah, wie die Körper sich wanden, spürte das Kitzeln herabrinnender Schweißtropfen an den Schläfen. Ihm war unglaublich heiß, doch es schien das normalsterbliche Alkoholfieber zu sein. Er hatte noch nie getanzt, nicht mal auf den Studentenfeiern in St. Andrews. Vermutlich war er ein mieser Tänzer.
    „Komm schon.“
    Mayas kohlschwarze Augen funkelten. Ein derart verführerischer Lebenshunger ging von ihr aus, dass er nicht widerstehen konnte. Er nahm ihre Hand und sie zerrte ihn hinter sich her, rücksichtslos mitten durch die Menge, bis sie von sich windenden Menschen eingekesselt waren.
    „Denk nicht nach“, schrie sie ihm ins Ohr. „Tu’s einfach.“
    Er tat es, zog Mayas Körper an sich und passte seine Bewegungen ihren an. Etwas rief sie ihm lauthals zu, doch er verstand es nicht. Leidenschaft loderte auf, so berauschend, dass

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