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Meeresblau

Meeresblau

Titel: Meeresblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauß
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eine gute Idee“, warf Jeanne vorsichtig ein. „Ich meine die Sache mit der Kreislaufkrankheit. So würde keiner Verdacht schöpfen, wenn er mal wieder kollabiert.“
    „Mit einer Kreislaufkrankheit kann man aber keine Schuppen oder gar einen Fischschwanz erklären, Hundekacke noch mal. Ich bin die Leiterin dieser Expedition. Wenn was schiefläuft, trage ich die Verantwortung. Klar so weit?“
    „Ich kollabiere nicht.“ Christopher warf die Taschen zu Boden „Und mir wächst auch kein Schwanz. Ich muss nur eine Weile untertauchen. Wenn ihr also damit aufhören würdet, euch wie hysterische Glucken zu benehmen? Danke!“ Damit verschwand er im Bad, knallte die Tür zu und drehte den Wasserhahn über der Wanne bis zum Anschlag auf.
    „Mit Schwanz kommt der mir nicht aufs Schiff“, hörte er Maya vor sich hin schimpfen. „Zur Not fessele ich ihn und stecke ihn persönlich in ein Flugzeug zurück nach Schottland. Verdammt, diese Hitze ist wie ein Keulenschlag. Auf Wiedersehen. Soll er doch zusehen, wie er klarkommt. Sturer Bock.“
    Er hörte das Knallen der Tür. Es verpasste ihm einen weiteren Stich ins Herz. Plötzlich hasste er sich. Das, was er war und das, wozu er wurde. Er tat Maya weh und erfüllte sie mit Sorgen. Was sollte er nur tun? Wie konnte er ihr helfen, wenn er selbst alle Kraft brauchte, wenigstens ansatzweise die Kontrolle über seinen Körper zu behalten? Zurückzukehren war unmöglich. Selbst, wenn die Rettung seiner Artgenossen nicht zu seinen Aufgaben gezählt hätte, wäre es ihm nie in den Sinn gekommen. Er brauchte Maya. Und das mit einer Heftigkeit, die ihm das Gefühl gab, seinen Gefühlen völlig ausgeliefert zusein.
    Endlich war die Wanne voll. Hastig zog er sich aus und ließ sich in das Wasser gleiten. Wunderbar! Er tauchte ab, schaltete seine Gedanken aus und sog die kalte Flüssigkeit tief in seine Lungen ein. Das hier war etwas ganz anderes als das Meer. Dieses Wasser war tot, ohne jedes Leben und ohne Erinnerung. Aber es half.
Morpheus-Club
    L icht spielte auf königsblauem Wasser. Es atmete und spielte, tanzte und schimmerte. Christopher konnte seinen Blick kaum von der riesigen Leinwand abwenden, die über der Tanzfläche schwebte. Alles hier war in blaues Licht getaucht. Eine Bar aus schwarzem Stein, der sich warm unter den Fingern anfühlte, hunderte Menschen, verwinkelte Ecken, schwarze Sofas und Sessel und die gewölbeartige Decke, von der silberne Spiralen herabhingen. Sie waren mannsgroß und umfassten jeweils eine blaue Kugel. Drehten sich diese Spiralen, so entstand der Eindruck, die Kugeln schwebten wie von Zauberhand auf und ab.
    „Gefällt es dir?“ Maya musste gegen die laute Musik anschreien. „Oder willst du lieber schlafen gehen, wie Jeanne?“
    Er schüttelte den Kopf. Seine Schwester tat ihm leid. Zu gerne wäre sie mitgekommen, doch der Jetlag hatte sie niedergestreckt. Vermutlich litt sie gerade allein vor sich hin und hasste den Rest der Welt. So, wie es ihm noch vor wenigen Stunden ergangen war. Das Bad in der Wanne hatte ihn erfrischt und seinem Körper neue Kraft geschenkt, auch wenn es nicht zu vergleichen war mit der Wohltat des Meerwassers. Maya wiederum schien sich entschieden zu haben, seinen Ausbruch unter den Teppich des Vergessens zu kehren und war mit keinem Wort mehr darauf eingegangen, sah man einmal von der Tatsache ab, dass sie energisch versucht hatte, ihm den Besuch des Clubs auszureden.
    Die tiefen Bässe der Musik verwandelten ihn in einen Resonanzkörper, der unter jeder Schwingung wohlig vibrierte. Maya, etwas glasig um die Augen von den reichhaltigen Cocktails, blickte ihn versunken an. Die Hitze zauberte Schweißtropfen auf ihre Stirn. Einer dieser Tropfen lief die rechte Schläfe hinab. Er nahm noch einen Schluck Caipirinha, folgte dieser feuchten Spur mit Blicken und malte sich aus, den Tropfen fortzuküssen. Das Salz auf seiner Zunge zergehen zu lassen. Das köstliche Salz ihres Körpers, das so schmeckte wie das Meer. Ihre schwarze Lederhose schmiegte sich eng an ihre Schenkel, das weiße Hemd umschmeichelte ihre Brüste und war gerade so durchsichtig, dass es ihn um den Verstand brachte und seine Fantasie zuHochtouren auflaufen ließ.
    In Ermangelung passender Kleidung trug er eine gewöhnliche schwarze Hose und ein schlichtes, schwarzes Hemd. Mayas Blicke führten ihn jedoch zu der Erkenntnis, dass sie seine Aufmachung keineswegs unattraktiv fand. Ihre Blicke waren wie die eines Verdurstenden, dem man das kühle Nass

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