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Meeresblau

Meeresblau

Titel: Meeresblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauß
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getrieben habt. Es hat einige von uns ziemlich verblüfft.“ Nico setzte ein maliziöses Lächeln auf. „Sie reden sich die Münder fusselig. Fast bedauere ich, nicht vor Ort gewesen zu sein.“
    „Mein Verhältnis zu Maya geht nur sie und mich etwas an. Also bitte.“
    „Gewiss doch. Aber jemand wie du muss damit leben, dass er Aufmerksamkeit auf sich und seine Auserwählte zieht. AufeinemSchiff bleibt nichts geheim, das solltet ihr bedenken. Ich freue mich darauf, Mayas neueste Kostbarkeit näher kennenzulernen. Wir sehen uns.“
    Nico marschierte davon, verschwand hinter zwei gelben Containern und hinterließ Verwirrung. Was meinte er mit Kostbarkeit? Ahnte der Mann etwas? Die kommenden Monate würden ohne Frage zu einem Spießrutenlauf werden. Für ihn und für Maya. Er schob eine Hand unter den Bund seiner Jeans, tastete über die Haut und fühlte mehrere kleine, glatte Erhebungen. Untrügliche Beweise der unaufhaltsam fortschreitenden Veränderung. In einigen Tagen würden sie das Gebiet erreichen, in dem sich der Graben befand. Und was dann? Selbst, wenn die ausgebrachten Roboter keine Rohstoffvorkommen aufzeigten, würde es schwierig werden. Vielleicht würde die unmittelbare Nähe seiner Artgenossen etwas in ihm auslösen. Gut möglich, dass sie ihn riefen und verführten, bis er endgültig nachgab.
    Was auch immer auf ihn wartete, er würde es bald erfahren.
    Mit tiefem Dröhnen erwachte das Schiff zum Leben. Gewaltige Schrauben schleuderten Fontänen aus Gischt empor und hievten das Gefährt herum. Ächzend drehte sich der Bug in Richtung offenes Meer. Er müsste sich nur die Kleider vom Leib reißen, auf die Reling klettern und hinunterspringen. Das Meer würde ihn willkommen heißen. Zu gut konnte er sich an das Gefühl erinnern, losgelöst zu sein. Frei zu sein.
    Christopher rührte sich nicht. Das Schiff passierte die Ausfahrt des Hafens, trübes Wasser ging in Blau über, so klar, dass er den gewellten Sand des Meeresgrundes erkennen konnte. Als erahnten sie seine Sehnsucht, begannen die Stimmen wieder zu säuseln.
    Wir sind hier … komm … spring …
    Wir sind ganz nah … ganz nah … komm!
    Verlangen brach in ihm auf. So unerwartet und heftig, dass es ihm nicht gelang, sich zu wehren. Das Atmen tat weh. Alles in ihm verkrampfte sich vor Sehnsucht. Sein Wille schwand.
    „Wag es ja nicht“, erklang eine Stimme hinter ihm.
    „Maya.“ Mit ihrem Namen auf den Lippen sank er gegen die Reling. So kurz davor war er gewesen, zu springen. Nur ein paar Sekunden später, und er hätte nachgegeben. Binnen eines Augenblicks war sein Wille untergegangen, als wäre er nichts wert.
    „Richtig erfasst.“ Sie lachte. „Wäre ich wie du, hätte ich der Menschenwelt längst den Rücken gekehrt. Aber was rede ich da? Tut mir leid. Immerhin gibt es Menschen, die dich brauchen. Mich braucht keiner. “
    „Ich brauche dich.“ Er spürte die Wahrheit dieser Worte in jeder Zelle. Fast verzweifelt schloss er sie in seine Arme. „Ich brauche dich mehr, als du ahnst.“
    „Das ist schön. Trotzdem habe ich ein schlechtes Gewissen.“
    „Warum?“
    „Ich bin nur eine Fessel mehr. Wäre ich an jenem Abend nicht fast ertrunken, dann …“ Sie räusperte sich. „Ich weiß, dass du dich entschieden hättest. Dass du nach Hause gegangen wärst.“
    Er küsste ihren Scheitel und atmete tief ein. Da war der Duft nach Pfirsich, Vanille und tröstender Weiblichkeit. „Ich bin froh, dich gefunden zu haben. Ich liebe dich, hörst du? Wenn du nicht damit aufhörst, mir etwas von schlechtem Gewissen zu erzählen, leg ich dich übers Knie.“
    „Wärst du ohne mich zurückgekommen?“
    „Ja. Wenn nicht für dich, dann für Jeanne.“ Sein Blick richtete sich auf den Horizont. Wasser und Himmel berührten einander und waren doch getrennt. Wenn sie ihn nicht überrascht hätte, wäre er gesprungen, und dieser Gedanke machte ihm Angst. „Die Wale sind ganz nah“, sagte er. „Denkst du, sie kommen an das Schiff heran?“
    „Kannst du sie hören?“
    „Du weißt, was ich dir über die Töne zwischen den Strophen erzählt habe? Die Laute, die man nicht hört, sondern fühlt?”
    „Ja.“ Maya bedeckte seinen Hals mit federleichten Küssen. „Aber ich bin ein Mensch. Ich kann mich nicht in deine Wahrnehmung hineinversetzen, so gern ich es auch würde.“
    „Man fühlt sie hier.“ Er legte eine Hand auf ihre rechte Brust. Unmittelbar floss warme Erregung durch seinen Körper. Während er in ihr Ohr raunte, massierten

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