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Meereskuss

Meereskuss

Titel: Meereskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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Gesicht. »Wann?«
    Sein harter Mund wurde weicher. »Heute Abend. Beim Essen. Jetzt muss ich mich dringenderen Fragen widmen.«
    Und er fasste mit beiden Händen an den Bund und streifte die Hose ab.
    Keine Unterwäsche. Bis auf ein langes, schwarzes Messer, das an der Innenseite seiner linken Wade festgeschnallt war, war er völlig nackt.
    Sie hielt den Atem an. Okay.
    Er war groß und fest gebaut. Ihr Blick schweifte über die Muskelkämme auf seinem Bauch zu dem dunklen Haar zwischen seinen Schenkeln hinab bis zu dem Messer und wieder nach oben. Alles an ihm war groß und fest.
    Ihr Mund wurde trocken. Sein Blick bohrte sich in den ihren.
    Arrogantes Arschloch. Als ob sie nur einen Blick auf seine glorreiche Männlichkeit werfen müsste, und schon würde sie ihn anbetteln, sie endlich zu nehmen.
    Moment mal. Das hatte sie ja schon getan.
    Tatsächlich, gestand sie sich reuevoll ein, wenn sie nicht so besorgt wäre, mehr als nur ihren Körper dabei hinzugeben, dann wäre sie versucht, es noch einmal zu tun.
    Sie befeuchtete ihre Lippen. »Wie dringend?«
    Seine Augen wurden so dunkel wie grauer Rauch. Aber anstatt die Hand nach ihr auszustrecken, zog er ein langes, weites Hemd aus dem Schrank. »Die Wächter warten. Ich kann nicht bei dir bleiben. Nicht einmal, um deine … Neugier zu befriedigen«, fügte er leise hinzu.
    Heiß stieg ihr die Röte ins Gesicht.
    Sie stand einfach nur da, während er sich mit flinken, leichten Bewegungen anzog, offensichtlich ohne sich von seinem eindrucksvollen Ständer oder ihrer Gegenwart beirren zu lassen. Weiche, schwarze Hose – ha, das dauerte einen Augenblick –, weites, weißes Hemd und eine Tunika, die von einem ähnlich tiefen Violett war wie das Innere einer Auster. Und anstatt darin lächerlich auszusehen – was ihre Konfusion wenigstens ein bisschen gelindert hätte –, wirkte er so, als würde er sich wohl fühlen. Maskulin. Selbstsicher. Als ob er an jedem Tag seines sehr langen Lebens Samt getragen hätte. Als ob …
    Lucy runzelte die Stirn. »Er hat dich ›Lord‹ genannt.«
    Conn warf ihr einen flüchtigen Blick zu. Seine Hände waren damit beschäftigt, einen schweren goldenen Gürtel zu schließen, der tief auf seinen Hüften saß. Etwas an dieser Geste, etwas in seinen Augen erinnerte sie an Caleb, wenn er sich die Waffe umschnallte, bevor er auf Streife ging.
    »Das hat Margred auch getan«, fügte sie langsam hinzu. »Als du ins Restaurant kamst. ›Mein Lord‹. Ich dachte, sie hätte es nur gesagt, weil sie überrascht war. Wie ›mein Gott‹ oder so. Aber das war sie nicht, oder? Ich meine, sie war überrascht, aber …«
    Conn zog ein letztes Mal seinen Gürtel zurecht. »Ich muss gehen.«
    Da stand sie mit ihren kalten Füßen in ihrer gelben Regenjacke, und eine Erkenntnis tropfte in ihr müdes Gehirn. »Wer bist du?«, flüsterte sie.
    Seine Augen waren nun kühl wie poliertes Silber. »Du weißt, wer ich bin.«
    »Nein, das weiß ich nicht«, widersprach sie, erstaunt von ihrer eigenen Kühnheit. »Sonst müsste ich ja nicht danach fragen.«
    Zögerte er einen kleinen Moment? Sein Gesicht war so hart wie Marmor. »Ich bin Conn, der Sohn des Llyr, Prinz des Mervolks und Herr über die See. Und Gau muss lernen, dass ich schütze, was mir gehört.«
    Den Blick auf sein Gesicht geheftet, die kleinen runden Ohren aufgerichtet, erhob sich der Hund von seinem Platz vor dem Kamin.
    »Madadh, bleib. Bewach sie«, befahl Conn.
    Und noch bevor das Mädchen oder der Hund darauf reagieren konnten, war er fort.
     

[home]
    8
     
    Bleib. Bewach sie.
    Lucy stand mitten auf dem kalten Steinboden und fasste den großen haarigen Hund ins Auge, der die Tür blockierte. »Sollst du aufpassen, dass mir nichts passiert? Oder dass ich hier bleibe?«
    Der Hund schenkte ihr einen langen, gleichmütigen Blick und wandte den Kopf ab.
    »Das hab ich mir gedacht«, murmelte sie. »Für wen hält er sich eigentlich?«
    »Ich bin Conn, der Sohn des Llyr, Prinz des Mervolks und Herr über die See.«
    Prinz.
Das Wort schlug über ihr zusammen wie eine Welle und raubte ihr den festen Stand wie den Atem. Und sie war was – Aschenputtel? Sie tigerte auf und ab. Alice im Wunderland. Die Schöne im Schloss des Biests.
    Sie wollte nach Hause. Die Sehnsucht nach dem Lächeln des Bruders überkam sie, nach den Nörgeleien des Vaters, nach ihren Schülern mit ihren flüchtigen Umarmungen und den wuchernden Pflanztöpfen. Sie kniff die Augen fest zusammen, als könnte sie das Schloss

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