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Meeresrauschen

Meeresrauschen

Titel: Meeresrauschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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nicht. Wozu auch?«
    »Genau …« Lächelnd strich er über die sensiblen Stellen
zwischen meinen Fingern. »Wir sind schon seltsame Wesen.
Wenn wir an Land kommen, haben wir Saughäute in den
Handflächen und an den Fußsohlen. Wir können mühelos
Steilküsten und Steinmauern erklimmen.«
    »Das ist in der Tat
seltsam
«, murmelte ich.
    »Stammt nicht alles Leben ursprünglich aus dem Meer?«,
fragte er. »Ich meine zumindest, irgendwann mal so etwas aufgeschnappt
zu haben.«
    »Ja«, sagte ich, »aber das ist Millionen von Jahren her.«
    »Und wenn schon. Irgendwie müssen die Tiere, aus denen
ihr Menschen euch später entwickelt habt, damals schließlich
auch an Land gekrabbelt sein.«
    »Und ich muss jetzt ins Bad«, sagte ich entschieden und versuchte,
mich von ihm zu lösen.
    »Nein, musst du nicht.« Er verstärkte seinen Griff. »Bleib
hier«, bettelte er leise.
    »Gordy!«, stöhnte ich. »Es dauert doch nur ein paar Minuten.
Du könntest natürlich auch mitkommen«, fügte ich provozierend
hinzu. »Aber du willst mich ja nicht nackt sehen.«
    »Du irrst dich«, sagte er mit dunkler, samtweicher Stimme.
»Ich will es schon.« Er zog mich dicht zu sich heran und legte
sich über mich, klemmte meine Beine zwischen seine und vergrub
seine Hände in meinen Haaren. In seinen Augen lag ein
Ausdruck von wildem, ungezähmtem Verlangen. »Und wie ich
es will.«
    Mein Herz raste los, und als er mich zu küssen begann, spürte
ich meinen Pulsschlag heiß durch meinen Körper rasen. Gordy
hielt mich so fest umklammert, dass ich mich nicht bewegen
konnte, ich war nicht einmal in der Lage, den kleinen Finger
zu rühren.
    Sein Kuss war intensiv wie kein anderer zuvor. Seine Lippen
schienen mit meinen zu verschmelzen, und ich glaubte, die Berührung
seiner Zunge bis in meine Zehen hinunter zu spüren.
    Meine Fußknöchel fingen an zu brennen, und ich dachte,
das war es jetzt, Cyril hatte recht, gleich wird Gordy mich ertränken.
    Und mit einem Mal war ich ganz ruhig. Ich liebte Gordy.
Ich liebte ihn mehr als mein eigenes Leben. Sterben musste ich
sowieso, früher oder später … Ich konnte mir nichts Schöneres
vorstellen, als durch seinen Kuss über diese Grenze getragen zu
werden.
    Doch natürlich tötete Gordy mich nicht. Er hörte auf, mich
zu küssen, und senkte seinen Blick tief in meine Augen. Seine
Iris war so hell wie das Wasser in einer von Sonnenstrahlen
durchfluteten Meeresbucht.
    »Hattest du Angst?«, fragte er leise.
    Ich schluckte schwer. »Nein.«
    »Aber ich bin so viel stärker als du.«
    Es klang verzweifelt.
    »Ich weiß«, flüsterte ich.
    »Ich könnte mit dir machen, was ich will«, sagte er nun beinahe
zornig.
    »Ja«, erwiderte ich sanft. »Aber du wirst niemals etwas tun,
das
ich
nicht will. Im Gegenteil, du tust längst nicht alles, von
dem ich wünschte, du würdest es tun«, setzte ich frustriert
hinzu.
    Er wandte den Blick ab und seufzte. Dann ließ er sich von
mir herunterrollen und blieb neben mir auf dem Rücken liegen.
    »Du hast Idis gesehen«, begann er.
    Nicht schon wieder!, dachte ich und wollte gerade etwas
sagen. Aber Gordy redete bereits weiter.
    »Du hast ihren nackten menschlichen Oberkörper gesehen.«
    »Ja«, bestätigte ich. »Sie hat übrigens einen sehr hübschen
Busen.« Es lag nicht in meiner Absicht, meiner Stimme diesen
herausfordernden Unterton zu verleihen, es passierte einfach.
»Du bist den Anblick also gewohnt.«
    »Stimmt. Aber wir Nixe können einander nicht berühren«,
entgegnete Gordian. »Und wir können uns auch nicht küssen.
Unsere Körper sind von der Delfinhaut umgeben. Sie schützt
uns, aber zugleich hindert sie uns auch daran, uns so zu paaren,
wie wir es uns ersehnen. Außerdem sind unsere Unterleiber
…« Er brach ab und warf mir einen kurzen gequälten Blick
zu.
    »Ich weiß«, murmelte ich und nun beugte ich mich über ihn
und streichelte sein schönes Gesicht. »Gordy, ich weiß.«
    »Nein, Elodie, tust du nicht.« Er umfasste meine Hände und
hinderte mich so daran, ihn weiter zu liebkosen. »Eigentlich
habe ich dich gar nicht verdient.«
    »Was redest du denn da schon wieder?« Ich schüttelte den Kopf. »Ich bin unendlich glücklich darüber, dass du bei mir
bist. Seitdem ich dich getrof…«
    »Du weißt nicht alles über mich«, unterbrach er mich.
    Ich atmete geräuschvoll aus. »Du auch nicht über mich.«
    Er musterte mich stirnrunzelnd.
    »Was glaubst du, warum die Bilder aus deinem schwarzen
Kasten da« – Gordy hob den Kopf und

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