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Meeresrauschen

Meeresrauschen

Titel: Meeresrauschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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Fassung zurück. »Glaub mir, ich
halte das genauso wenig aus wie du.«
    Gordy sah mich an und nickte, machte jedoch keine Anstalten,
sich mir zu nähern. Er war tief verletzt, das spürte ich, und
es hatte ganz sicher nicht nur damit zu tun, dass ich so kopflos
fortgerannt war, als ich Javen Spinx entdeckte.
    »Du kennst ihn
doch
, stimmt’s?«, fragte ich leise.
    »Nein, aber ich habe ihn erkannt. Er ist ein Hai. Und nicht
nur das.«
    »Was meinst du damit?«
    »Er gehört einer besonderen Spezies an«, sagte Gordy. »Bisher
habe ich das nur für eine Geschichte gehalten, eine dieser
Legenden.« Er verdrehte die Augen. »Haie mit besonderen
Begabungen, mächtiger als alle übrigen Meeresbewohner, die
irgendwann in den vergangenen Jahrzehnten aufgebrochen
sind, um auch die Landbevölkerung zu beherrschen.«
    Eine leichte Übelkeit stieg in mir auf und setzte sich hartnäckig
unter meinem Zwerchfell fest. Ich wollte nicht glauben,
was Gordy da behauptete, aber zugleich hatte selten etwas so
einleuchtend für mich geklungen.
    Und warum hat er mich gerettet?, schrie alles in mir. Nur
um zu demonstrieren, wie mächtig er ist? Hatte er keine Angst,
dass ich anderen Menschen davon erzählen würde?
    Diese Fragen brannten mir wie Feuer auf der Seele, und
ich hoffte sehr, dass ich möglichst bald eine Antwort darauf
bekommen würde. Mit Gordy wollte ich das allerdings nicht
erörtern.
    »Er ist also anders als Cyril«, hauchte ich und beeilte mich
hinzuzufügen: »Ich weiß, du willst diesen Namen nicht mehr
hören, aber ich muss es einfach wissen.«
    »Ich habe keine Ahnung, Elodie«, wisperte Gordian. Er
räusperte sich und fuhr dann etwas lauter fort: »Kein Meereswesen
kann sich uns gegenüber so perfekt tarnen wie ein
Hainix. Bis vorhin in St Peter Port habe ich ja nicht einmal
gewusst, dass das, was man sich im Meer über sie erzählt, tatsächlich
der Wahrheit entspricht. Javen Spinx verfügt über die
Fähigkeit, Dinge zu entschleunigen. Du wärst jetzt tot, wenn er
nicht eingegriffen hätte«, fügte er stockend hinzu.
    »Du hast es also gesehen!«
    »Ich war ja genau hinter dir.«
    »Und die Menschen am Hafen?«, fragte ich. »Was ist mit
denen? Haben sie es auch gesehen?«
    Gordy zuckte mit den Schultern. »Das Ganze ging so
wahnsinnig schnell. Natürlich haben dich alle angestarrt, ich
glaube aber nicht, dass sie wirklich begriffen haben, was da
passierte.«
    »Hoffentlich«, sagte ich und sank auf die Bettkante. »Und
hoffentlich bist du niemandem aufgefallen.«
    »Ich denke, nicht. Als ich sicher sein konnte, dass dir nichts
zugestoßen war, habe ich die Gelegenheit genutzt, bin zum
Fährableger gelaufen und ins Wasser hinabgetaucht.« Gordian
sah mich unschlüssig an. Aus seinen Haaren rann immer noch
Wasser. Es perlte über sein Gesicht, seinen Hals und seinen
Oberkörper. Es war ein atemberaubender Anblick.
    »Willst du dir nicht erst mal trockene Sachen anziehen?«,
sagte ich und deutete auf die Tüten.
    »Es macht mir nichts aus, nass zu sein«, meinte er schulterzuckend.
    »Aber mir macht es etwas aus, dich die ganze Zeit so zu
sehen«, entgegnete ich. »Und nicht berühren zu dürfen«, fügte
ich etwas leiser hinzu.
    Er reagierte nicht, und weil ich sein Schweigen nicht gut
aushielt, sprang ich vom Bett auf und lief ins Bad, um ein
Handtuch für Gordy und eines für den Fußboden zu holen.
    Als ich zurückkam, stand er noch an derselben Stelle. Seine
Miene hatte sich ein wenig entspannt und seine Augen leuchteten
wieder in ihrem normalen Türkisgrün.
    »Aber ich bin immer so«, sagte er. »Du kennst mich doch gar
nicht anders.«
    »Es stimmt, ich habe dich so kennengelernt«, bestätigte ich,
während ich langsam auf ihn zuging. Ich ließ ein Handtuch
in die Pfütze fallen und drückte das andere gegen seine Brust.
»Aber genau wie dir fällt es auch mir leichter, mich zu beherrschen,
wenn du etwas anhast.«
    Ausdruckslos starrte Gordy mich an. Er machte keine Anstalten,
das Handtuch zu nehmen, sondern hielt mich einfach nur mit seinem Blick gefangen, und wieder einmal wusste ich
nicht, was ich tun sollte. Also begann ich, ihm die Wassertropfen
von der Brust zu wischen, rieb seine Schultern, seinen Hals
und seine Haare trocken.
    Gordian stand vollkommen reglos da und verströmte einen
hinreißenden Duft nach Meer und Wind, Salz und nach ihm
selbst, so frisch und gleichzeitig so warm und betörend, dass
ich gar nicht anders konnte, als mein Gesicht an seine Brust
sinken zu lassen.
    Gordys Herz schlug

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