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Meeresrauschen

Meeresrauschen

Titel: Meeresrauschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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nicht um Gordian, oder?«, platzte ich
heraus und diese Reaktion entlockte meiner Großtante ein
Lächeln.
    »Du bist wirklich sehr verliebt, habe ich recht?«
    Damit ich nicht antworten musste, schob ich mir rasch eine
weitere Portion vom Fisch in den Mund, verdrehte genüsslich
die Augen und sparte nicht an Lob.
    »Ich weiß selbst, dass dieses Mahl gut gelungen ist«, brummte
Tante Grace. »Davon abgesehen, habe ich dein Bezirze und
deine Ablenkungsmanöver längst durchschaut. Schließlich
bin ich nicht auf den Kopf gefallen«, fügte sie nachdrücklich
hinzu.
    »Okay.« Ich holte tief Luft. »Und was sind nun diese
gewissen
Auflagen?«
    »Du wirst nicht weiter in den Tag hineinleben, sondern
etwas tun.«
    »Fein«, sagte ich munter. »Ich helfe dir im Garten. So wie es
abgesprochen war.«
    »Leider hast du diese Vereinbarung bisher so gut wie ignoriert
«, entgegnete sie. »Ich bin also davon ausgegangen, dass
dich diese Arbeit nicht interessiert, und habe dir vorerst einen
Job in einer Schmuckwerkstatt besorgt. Die Inhaberin heißt
Jane und ist eine gute Freundin von mir.«
    »Na super«, grummelte ich. »Und was soll ich da machen?«
    Meine handwerkliche Begabung war nämlich sozusagen legendär,
insbesondere, wenn es um Feinarbeit ging.
    »Jane richtet ihren Laden gerade neu ein und braucht jemanden,
der ihr beim Umräumen und später beim Verkaufen
hilft. Außerdem kannst du dort eine Menge über die alten
Silberminen erfahren und vielleicht sogar ein paar eigene
Schmuckstücke kreieren. Die Werkstatt ist leicht mit dem
Fahrrad zu erreichen und du wirst vorerst täglich von elf bis
vierzehn Uhr dort aushelfen.«
    »Was? Auch samstags und sonntags?«, rief ich empört.
    »Gerade dann«, sagte Tante Grace gleichmütig. »Am Wochenende
ist der kleine Laden in aller Regel nämlich besonders
gut besucht.«
    »Aber …«
    »Kein Aber«, unterbrach sie mich. »Morgen geht es los.«
    Ich schluckte meine Entrüstung hinunter. Im Grunde hatte
ich ja überhaupt nichts dagegen, etwas zu tun. Mein Problem
war, dass ich dann von Gordian getrennt war, dafür würde
meine Großtante jedoch ohne Zweifel überhaupt kein Verständnis
aufbringen – mal ganz abgesehen davon, dass sie ohnehin
keine Ahnung hatte, was sich in meinem Apartment
beziehungsweise ihrem Haus tatsächlich abspielte. Außerdem
konnte ich mir ungefähr vorstellen, was Gordy dazu sagen
würde: »Wie soll ich denn so auf dich aufpassen?«
    »Och, das brauchst du nicht«, könnte ich natürlich lässig erwidern.
»Was soll mir in dieser Schmuckwerkstatt schon groß
passieren!«
    »Haie haben überall freien Zutritt«, hörte ich ihn einwenden.
»Und was Cyril betrifft: Ich sagte ja bereits, dass ich nicht
ausschließen kann, dass er außergewöhnliche telekinetische
Fähigkeiten besitzt. Womöglich kann er Gebäude in Luft auflösen
oder sogar Menschen mit seiner Gedankenkraft ins Meer
werfen und ertränken.«
    »Das ist doch alles Unsinn«, mischte Sina sich ein. »So etwas
gibt es nur in Romanen.«
    Ich sah Tante Grace an und konnte wieder nur seufzen.
    »Was ist?«, fragte sie spitz. »Schmeckt dir die Brasse etwa
nicht mehr?«
    »Doch, doch. Ich wüsste nur gerne, ob das die einzige Auflage
ist.«
    »Nein. Ich möchte, dass du ab sofort zweimal in der Woche
mit deiner Mutter telefonierst.«
    Ich verdrehte die Augen. »Wieso denn das?«
    »Damit du nicht vergisst, wo du zu Hause bist.«
    »Das tue ich schon nicht«, sagte ich leise.
    Die Worte meiner Großtante machten mich wütend, aber
sie schnitten mir auch ins Herz. Wie konnte sie denken, dass
ich Mam einfach so vergessen würde! Sie und Sina und alle
meine Freunde. Ich wusste nur nicht, worüber ich mit ihnen
reden sollte. Im Gegensatz zu dem, was ich hier auf Guernsey
erlebte, kam mir das, womit andere Menschen sich auseinandersetzten,
inzwischen ziemlich banal vor. Natürlich war es
nicht so, dass ich kein Empfinden mehr für die Dinge des sogenannten
normalen Lebens hatte, es interessierte mich durchaus,
was Sina oder meine Mutter bewegte, der Knackpunkt
war nur: Ich konnte ihnen diesbezüglich nichts zurückgeben.
Trotzdem war es sicher nicht verkehrt, ein bisschen mehr Kontakt
zu halten. Es musste ja vielleicht nicht unbedingt zweimal
die Woche sein.
    »Du hast recht«, lenkte ich also ein. »Ich rufe sie viel zu selten
an. Morgen …«
    »Heute!«, fiel Tante Grace mir scharf ins Wort.
    »Aber morgen könnte ich ihr gleich von meinem neuen Job
berichten«, wandte ich ein.
    »Das kannst du in

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