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Meerestochter

Meerestochter

Titel: Meerestochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena David
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ihre eigenen Sorgen haben, daran denkst du niemals!» Schmollend verschränkte sie die Arme.
    «Aber ich habe doch nur …»
    «Ich habe genug am Hals, Adrian. Ich habe es nicht nötig, mich auch noch beleidigen und beschimpfen zu lassen.»
    «Also, beschimpft, das ist nun wirklich nicht …» Adrian bekam auch diesen Satz nicht zu Ende. Seine Wangen glühten. Eigentlich hatte er mit Maud über sein ungutes Gefühl bei der Sache sprechen wollen, über das Unbehagen, das ihm das viele Geld bereitete, und dieses Misstrauen, das er so gerne losgeworden wäre. Dazu kam er allerdings gar nicht erst. Maud konfrontierte ihn, wie stets, mit einer ganz anderen Sicht der Dinge, mit
ihren
Bedenken,
ihren
Gefühlen. «Was glaubst du, wie ich mich dabei fühle?» war ihr Standardsatz, obwohl sie meist rasch dafür sorgte, dass man nicht auf Glauben und Mutmaßungen angewiesen war, und wie schon so oft musste er sich fragen, ob er nicht ein fürchterlicher Egoist war, nur an sich selbst gedacht zu haben. Obwohl in ihm die leise Frage nicht verstummen wollte, ob Maud nicht ein ebensolcher Egoist war.
    «Ich hab dir das mit dem Geld gesteckt, weil irgendeiner es schließlich tun musste. Und jetzt denkst du an nichts anderes mehr. Am Ende verdächtigst du mich noch.» In ihre Augen traten Tränen.
    Ja, dachte Adrian, genau. Und er schämte sich. «Nein», rief er laut, selbst erstaunt, wie zwiespältig man empfinden konnte.
    «Doch, das steht jetzt zwischen uns.» Sie wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht. «Und es wird immer alles verderben. Du wirst mir nie glauben, wenn ich, wenn ich …» Sie musste einen Moment innehalten. «Gerade jetzt», fuhr sie dann fort, «wo ich endlich den Mut gefunden hatte, dir zu sagen, was ich für dich empfinde. Es ist so ungerecht.»
    Sie empfand etwas für ihn! In Adrian stieg ein warmes Gefühl auf. «Oh, Maud …», begann er und streckte die Hand nach ihr aus.
    Sie wehrte seine Hand ab. «Es wird besser sein, wir belassen es dabei, Adrian. Ich könnte nicht leben mit dem Verdacht, eine Mitgiftjägerin zu sein. Leb wohl!»
    «Maud?» Adrian war gerade geistesgegenwärtig genug, seinen Fuß in Mauds Tür zu stellen, die eben zufallen wollte. Sie wehrte sich ein wenig, ließ es dann aber zu, dass er die Tür wieder ganz öffnete. Seinem Blick jedoch wich sie aus. «Maud, bitte! Ich würde niemals …»
    Pfiffe unterbrachen sie.
    Maud fiel die Kinnlade herunter. «Also das ist doch …», sagte sie.
    Auch Adrian war wie erstarrt, wenn auch aus anderen Gründen. Das Mädchen, das dort drüben auf den Angelshop zuging, war ganz eindeutig dasselbe, dem er neulich nachts begegnet war. Sie lebte also, sie war nicht ertrunken! Er hatte nichts falsch gemacht! Und sie sah noch faszinierender aus, als er sie in Erinnerung hatte.
    «Adrian?», fragte Maud, als er sich von ihr wegdrehte. «Adrian!» Doch da hatte er bereits den Gehsteig verlassen und überquerte die Straße, auf dem Weg zu Ondra.
    «He, he!» – «Wo kommt die denn her?» – «Wie viel nimmst du denn so, Süße?» Die jungen Männer des Dorfes, die eigentlich das Treiben der Officers hatten beobachten wollen, sammelten sich vor den Schaufenstern von Petes Shop.
    Ondra beachtete sie nicht. Angeekelt starrte sie auf die Angelruten, Leinen, Harpunen und Messer, die im Schaufenster ausgestellt waren. Mordwerkzeuge, allesamt. Noch dazu in so rauen Mengen! Dies hier waren die Hilfsmittel feiger Massenmörder. Es war einfach widerlich, dass sie all das noch so offen ausstellten. Sie würde dem ein Ende bereiten.
    «Ach, seid still», sagte sie mit einem Hüftschwung, der das Gegenteil bewirkte, und stürmte auf die gläserne Ladentür zu.
    Adrian blieb unwillkürlich stehen, als er sah, wie sie mit voller Wucht dagegenlief.
    «Au!» Ondra taumelte drei Schritte zurück und hielt sich verblüfft die Stirn. Sie hatte der Tür den Befehl gegeben, ihr aus dem Weg zu gehen. Genau wie sie den Männern eingegeben hatte zu verschwinden. Aber weder Tür noch Männer hatten in irgendeiner Weise reagiert, sie waren alle noch immer an ihrem Platz. Ondra fluchte innerlich. Diese Welt war wahrhaftig taub. Sie lebte nicht, sie reagierte nicht, und ganz offenbar hatte sie ihre Fähigkeiten an Land verloren. Sie warf Pete, Ned und Tom einen Blick zu, der hätte töten können. Töten müssen, wenn alles mit rechten Dingen zugegangen wäre. Zumindest hätte Furcht sich in ihnen ausgebreitet, und sie wären auf die gute Idee gekommen, ganz dringend

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