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Meerestochter

Meerestochter

Titel: Meerestochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena David
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arbeiten, sind die allerseltensten.»
    «Ich mache gerade meine Arbeit, Ma’m.»
    «Was denn, mich fragen, ob ich die Kleine erwürgt habe?» Maud stemmte die Hände in die Hüften und betrachtete das Desaster, ein altes Regal, dessen Bretter heruntergebrochen waren. Ein Berg nahezu antiker Bücher lag kreuz und quer auf dem Boden. Mit einem Seufzer kniete sie sich hin, um den nächsten Teil dieses Berges zu einem säuberlichen Stapel aufzurichten.
    «Nein, eher um zu fragen, wann Sie am Tatabend Ames trafen.» Knightley schaute sich um und nahm auf einem mit Laken abgedeckten Sessel Platz. Sorgsam setzte er seine Füße auf eine freie Stelle zwischen den Bücherstapeln und faltete die Hände. Seine dunklen Brauen wanderten erwartungsvoll nach oben.
    Maud kniff die Lippen zusammen. «Die Autobiographie von Churchill, wertlose Ausgabe. Die Cambridge-Enzyklopädie der Archäologie. Wertlose Ausgabe.» Sie knallte alles aufeinander. «Die Memoiren von Margaret Thatcher.» Wieder ein Knall. «Ein Kochbuch in kyrillischer Schrift. Ein Führer zu den Wiesenpflanzen Mittelenglands, mit Schwarzweißbildern.» Knall.
    Knightley ließ das alles unkommentiert.
    Endlich drehte sie sich um. «Er kam am Nachmittag. Wir haben gemalert. Drei Räume. Das hatten wir doch schon alles. Als er ging, wurde es gerade dämmrig.»
    «Keine Uhrzeit?», fragte Knightley.
    Maud nahm ein weiteres Buch. «Handbuch der Pferdekrankheiten nach Pater Hendriks.»
    Knightley versuchte es anders. «Wissen Sie, ob er zu der Strandparty gegangen ist?»
    «Adrian geht nie zu Strandfeten, das sollten Ihnen die anderen bereits gesagt haben.»
    «Haben sie. Aber ich dachte, Sie könnten mir vielleicht mehr über den guten Ames sagen.» Knightley erwiderte ihren Blick. «Mehr, als andere wissen.»
    Sie musterte ihn. Es war nicht zu erkennen, zu welchem Schluss sie kam. «Hören Sie, Inspektor. Ich bin eine alleinstehende Frau und habe eine Menge um die Ohren. Ich muss aus dieser Bruchbude eine Pension machen. Ich habe zwei Jobs, die auf mich warten, und jede Menge Kredite abzuzahlen. Und mein Freund hat gerade beschlossen, dass es doch keine so gute Idee ist, mir bei alldem zu helfen. Wenn Sie mich also entschuldigen.» Sie rappelte sich auf und ging zu einem Stapel Kartons hinüber. Es waren die Dinge, die Adrian ihr gebracht hatte. Dekor für die Gästezimmer, hatte er gemeint. Gestern noch. Vor ganz kurzer Zeit. Ehe dieses Flittchen aufgetaucht war und ihn abgeschleppt hatte. «Finden Sie lieber was über diese hier gestrandete Nutte raus», meinte sie und betrachtete die Kartons mit der ganzen Abneigung im Blick, die sie Adrian und seiner neuen Bekanntschaft gerade entgegenbrachte.
    «Sie meinen die mit der Bisswunde?», fragte Knightley.
    «Wie, Sie meinen, sie könnte Tollwut haben?» Maud lachte.
    «Nein, ich meine, dass junge Frauen hier in der Gegend eventuell sehr vorsichtig sein sollten.» Auch Knightley stand auf.
    Maud starrte ihn an.
    Er merkte, dass sie begriff, was er meinte.
    «Na, Adrian hat sie jedenfalls nicht gebissen, so viel kann ich Ihnen sagen.» Sie lachte bitter. «Inspektor», fügte sie dann hinzu.
    Er verstand und verabschiedete sich. «Ach, noch eines, Miss St. Aubry», sagte er, schon in der Tür. «Besitzen Sie eine Perlenkette? Oder hat Ihnen jüngst jemand eine geschenkt?»
    Maud starrte ihn an. «Wenn das geschehen sollte», sagte sie, «würde ich vermutlich tatsächlich die Polizei rufen. Und die Presse. Guten Tag.»
    Wieder alleine, schüttelte sie den Kopf. Eine Perlenkette. Wenn sie so etwas besäße, würde sie es schnellstmöglich versetzen. Sie war mit den Raten für den ersten Teilkredit schon in Verzug. Und wenn Adrian jetzt absprang … Mit Wucht riss sie den ersten Karton auf. So durfte sie gar nicht erst denken. Das würde einfach nicht passieren, und basta. Seit zwei Jahren schon lief er ihr nach. Sie war eher genervt als amüsiert gewesen, bis Ned sie angesprochen hatte. Ned! Überhaupt, wo steckte der, während die Polizei ihr unangenehme Fragen stellte. Sie wählte seine Handynummer und wartete, bis er sich meldete.
    «Wo bist du?», fragte sie vorwurfsvoll und wühlte mit einer Hand in einem der Kartons mit Adrians Geschenken. Ein Wandbehang, eine Reihe Bilder mit Jahreszeit-Motiven, eine Vase. Das war sogar gutes Porzellan. Vorsichtig wuchtete sie das Ding auf einen Beistelltisch. Könnte glatt vergoldet sein, der Rand. «Wieso ich mich aufrege?», blaffte sie in den Hörer. «Adrian zieht mit dieser

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