Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meerestochter

Meerestochter

Titel: Meerestochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena David
Vom Netzwerk:
dieses Girlie weg. Wir wollen doch nicht, dass die Leute glauben, du wärst mir untreu.»
    Adrian drehte sich um und starrte sie an.
    Maud nickte. «Es ist mein Ernst», sagte sie, und er konnte sehen, dass es so war. «Morgen früh ist sie weg aus Broxton.»
    «Was soll ich ihr denn sagen?» Adrian hätte sich für die Frage verfluchen können, kaum dass sie heraus war.
    Verächtlich, aber auch zufrieden zog Maud die Stirn in Falten. «Mmh. Sag ihr doch, du hast was Besseres gefunden.» Sie neigte den Kopf und betrachtete ihn. «Bis morgen, mein künftiger Millionär.»
    «Echt total krank.» Adrian knallte die Tür zu, so laut er konnte. Als er draußen stand, auf dem um diese Uhrzeit einsamen Pier, begann er trotz der Sommermilde zu frösteln. Er ging ans Ufer; es war Flut. Ölig schwarz gluckerte das Wasser in den Mauerritzen. Die Bewegungen der Boote sahen weich aus im Dunkeln und schwerelos. Es roch nach Salz, nach Rost und Öl und altem Tang.
    Vom Meer leuchteten die Positionslampen einiger ferner Schiffe herüber. Hinter ihm bildeten die Fenster von Broxton eine dünn blinkende Girlande vor den Felsen. Der Himmel darüber war noch durchzogen von grün-orangenfarbenen Streifen des kaum vergangenen Abendrots. Die Pubtür ging auf, Lärm quoll heraus und wurde abgeschnitten, als die Tür wieder zufiel. Eilige Schritte entfernten sich und verklangen. Dann war niemand mehr auf der Straße.
    «Verdammt», sagte Adrian in die wachsende Dunkelheit. Das Wort kam ihm unangemessen vor. Zu schwach für die Katastrophe, die da lautlos auf ihn zurollte, wie eine Welle, die noch zu fern war, um ihr Donnern zu hören, und zu groß, um daran zu glauben, dass sie wirklich war. Für dieses Desaster fehlten ihm einfach die Worte. «Christy», brachte er heraus. Tränen erstickten seine Stimme. Was sollte er tun? Wenn Maud ihn anzeigte, würden alle ihn für einen Mörder halten, ihn verachten und hassen, mehr als jemals zuvor. Auch Christy würde das tun. Er konnte ihre Blicke bereits spüren. Und diesmal bliebe ihm nichts, wohin er sich zurückziehen könnte, kein «Rose’s Cottage», kein Studium und keine schöne Zukunft, in der er es allen beweisen würde. Nur die Schande.
    Adrian legte die Hände auf das Geländer des Piers, das sich salzig anfühlte. Er ließ es wieder los und rieb die Finger aneinander, aber die Kristalle wollten nicht abgehen. Er strich über seine Hosen, hektisch vor Ekel, bis wenigstens seine Haut nicht mehr klebte. Er hätte schreien können, doch es war zwecklos. Er bekam ja kaum mehr Luft, so zugeschnürt war seine Kehle vor Hass und Furcht. Was sollte er tun? Er hatte keine Wahl.
    Adrian machte sich auf den Weg nach Hause, ohne Fish and Chips, ohne Hoffnung. Nach jedem Schritt schien ihm, er müsste einfach stehen bleiben vor Kraftlosigkeit. Dennoch kam er an.

[zur Inhaltsübersicht]
28. Kapitel
    Rose fand ihn in der Küche, wo er dabei war, die letzten Reste einer Flasche Rum auszutrinken, die ein Gast ihr einmal geschenkt hatte und die seither ungenutzt in einem Regal verstaubt war. Mit einem Blick erfasste sie, dass nur noch zwei Finger breit Restflüssigkeit über dem Boden stand. Sie ging hin, nahm kurz entschlossen die Flasche und kippte den Rest in den Ausguss. Adrian hob kaum den Kopf. Trübe, aber nicht bösartig schaute er sie an. Er schien zu überlegen. Sein Kopf arbeitete langsam. «Tante Rose», sagte er endlich.
    «Was machst du da?», verlangte sie zu wissen und schnürte den Gürtel ihres Bademantels fester, als bereite sie sich auf einen Kampf vor. «Christy ist oben. Sie wartet auf dich. Wir haben beide gewartet.»
    Christy, da war es wieder, das quälende Wort. Adrian schüttelte den Kopf und nahm den letzten Schluck aus dem Glas. Es war ein großer Schluck, der ihm sauer in der Kehle saß. Aber er zwang ihn hinunter. «Sie muss weg», nuschelte er.
    Rose hörte ihm gar nicht zu. «Du musst vor allem ins Bett», sagte sie und schnappte sich auch das Glas. Sie roch daran und verzog den Mund. Rum mochte sie nicht einmal im Tee.
    «Nein, es ist mein Ernst. Sie muss gehen. Jetzt sofort.» Adrian versuchte, sich gerade hinzusetzen, was gar nicht so einfach war.
    «Aber du erlaubst schon, dass sie den Rest der Nacht noch in ihrem Bett verbringt, ja?», fragte Rose ironisch. Sie betrachtete ihn mit in die Hüften gestemmten Händen. «Weißt du, Adrian Ames …», begann sie ihre Standpauke.
    Adrian fuhr mit der Hand durch die Luft. Er hatte es nicht beabsichtigt, aber er traf die

Weitere Kostenlose Bücher