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Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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verschenkt und konnte mir nicht vorstel len, dass das Meer es mir jemals zurückgeben würde.
    Erst als der Taucher verschwunden war und das Brummen des Außenbordmotors ertönte, erwachte ich aus meiner Erstarrung.
    Hastig drehte ich mich um. Die ersten Flossenschläge waren noch schlapp, doch mit jedem Meter, den ich in südsüdöstlicher Richtung vorankam, kehrten auch meine Kräfte zurück.
    Ich schwamm so dicht wie möglich an den Küstenriffs der In selgruppe entlang, damit ich Gordy und seine Familie nicht ver fehlte, und als schließlich die riesige Felsnase in Sichtweite kam, atmete ich erleichtert auf. Aufmerksam ließ ich meinen Blick über die zahlreichen Ausbuchtungen und Unebenheiten in den Klippen gleiten und erschrak fast zu Tode, als mit einem Mal tat sächlich etwas aus einer Spalte hervorschoss.
    Es war Gordian, der auf mich zustob, an den Schultern packte und mit glühenden Augen ansah. Zorn, aber auch so etwas wie Resignation stand ihm ins Gesicht geschrieben, und während ich noch nach den passenden Worten für eine Erklärung suchte, hob er seine Hand und brummte:
    Lass es gut sein, ich weiß ohnehin alles.
    Beklommen erwiderte ich seinen Blick.
    Ich bin dir nicht gefolgt, falls du das denkst.
    Ich schluckte. Aber meine Gedanken hast du trotzdem empfangen.
    Gordy nickte. Und deine Gefühle.
    Es … Es tut mir leid, stammelte ich.
    Was? Er schüttelte den Kopf und mit einem Mal war sein Blick ganz weich. Dass du so empfindest?
    Nein … Ich meinte eigentlich diese dumme Sache mit dem Taucher .
    Ja, das war in der Tat ziemlich unüberlegt , sagte Gordian leise. Aber es war ja nicht deine Schuld.
    Wessen dann?
    Anstatt mir zu antworten, zog er mich in seine Arme.
    Ich verspreche dir, dich in Zukunft in sämtliche Entscheidungen mit einzubeziehen, flüsterte er in mein Haar. Es ist alles andere als fair von mir gewesen, es nicht zu tun. Aber ich schwöre dir: Ich habe mich nicht so verhalten, weil ich dir misstraue oder um dich zu bevormunden, sondern einzig und allein, weil ich das Risiko, dass dir oder Idis etwas zustoßen könnte, so klein wie möglich halten wollte.
    Du bist also gar nicht sauer auf mich?, fragte ich erstaunt. Sondern ärgerst dich über dich selbst?
    Gordy drückte mich an sich und seine Hände strichen sanft über meinen Rücken. Ich verstehe sehr gut, dass du aufgebracht warst, und im Übrigen glaube ich nicht, dass wir uns wegen des Tauchers Sorgen machen müssen. Wir befinden uns hier in portugiesischen Gewässern. Es gibt keine direkte Verbindung zu den Kanalinseln. Kaum jemand in Madeira wird von den Morden auf Sark und der Meerbestie wissen, und darum wird diesem Taucher auch niemand glauben, wenn er erzählt, er habe eine Nixe gesehen.
    Doch, Gordy, widersprach ich energisch. Du weißt, wir Menschen haben Zeitungen, Fernseher, Radios und Internet. Wenn in Großbritannien ein grünes Schaf geboren wird, erfährt das innerhalb kürzester Zeit die ganze Welt.
    Okay, du Mensch, sagte Gordy mit einem Anflug von Belusti gung in der Stimme. Der Taucher wird diese Begegnung trotzdem für sich behalten. Bestimmt fragt er sich, ob er noch alle Sinne beisammenhatte, als er dich sah. Aber gerade deshalb wird ihm dein Anblick keine Ruhe lassen. Ich wette, dass er gleich morgen früh wieder nach dir Ausschau hält. Im Moment ist diese Geschichte jedenfalls nicht unser größtes Problem.
    Ich musste ihm zustimmen. Der Konflikt zwischen Delfinnixen und Hainixen wog weitaus schwerer. Trotzdem durften wir die Gefahr, die von den Menschen ausging, nicht unterschätzen.
    Keine Sorge, das werden wir auch nicht, entgegnete Gordian. Meine Eltern und ihre Freunde sind klug und umsichtig, aber dennoch aufgeschlossen und sehr neugierig. Er tastete nach meiner Hand. Und jetzt komm. Es wird Zeit, dass ihr euch endlich kennenlernt.

    Ich konnte mich nicht erinnern, jemals so aufgeregt gewesen zu sein – weder in meinem Menschen- noch in meinem Haileben.
    Sie werden dich mögen , versuchte Gordian mich zu beruhigen.
    Während wir zügig auf das Südende der Ilhas Desertas zuschwammen, hielt er noch immer meine Hand, eine Berührung, für die ich gerade in dieser Situation unendlich dankbar war.
    Und wenn nicht?
    Gordy sah mich von der Seite an. So glaub mir doch! Cullum und Oceane wissen, was ich für dich empfinde. Außerdem findet Idis dich toll. Du hättest hören sollen, wie sie für dich geschwärmt hat.
    Ich spürte eine leichte Verlegenheit und fühlte mich beschämt. Idis war um einiges

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