Meerestosen (German Edition)
für euch als Elodie. Kyan hasst nicht nur sie, sondern auch mich. Er wird mich jagen und bekämpfen, bis es einen von uns beiden das Leben gekostet hat.
Ein süffisantes Lächeln umspielte Kirbys rosige Lippen. Du meinst, bis es ihn das Leben gekostet hat.
Und er ist nicht der Einzige , fuhr Gordy fort, ohne auch nur mit einem Wimpernzucken auf ihren Einwurf zu reagieren. Es ist bloß eine Frage der Zeit, bis andere Allianzen mich aufspüren und zu vernichten versuchen werden.
Und wem verdankst du das? Offenbar wollte Kirby sich nicht noch einmal mit Gordians Nichtbeachtung abspeisen lassen, denn nun schwamm sie so dicht an ihn heran, dass ihr Delfinmaul seine Nasenspitze berührte.
Keine Ahnung, was du damit meinst, antwortete er ausweichend.
Ein leichter Flossenschlag seinerseits genügte, um wieder etwas Abstand zwischen ihm und Kirby herzustellen.
Nicht was, sondern wen! Nämlich deine süße kleine Halbhai-Freundin , knurrte sie. Sie hat dich aus dem Meer gezogen und zum Plonx gemacht.
Das ist doch Unsinn, entgegnete Gordy wider besseres Wissen und entsprechend wenig überzeugend klang es. Niemand weiß, warum ein Delfinnix an Land geht und sich für den Rest seines Lebens in einen Plonx verwandelt.
Möglicherweise doch, meldete sich sein Vater zu Wort, der wie Oceane und Idis reglos neben uns im Wasser stand und Kirbys und Gordys Auseinandersetzung schweigend verfolgt hatte.
Erstaunt sah ich ihn an.
Wir haben die Zeit deiner Abwesenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen und nach einem Geheimnisträger gesucht, sagte Cullum, und während er sprach, tauchten zwei weitere Nixe zwischen den Spal ten des Vulkanriffs hervor und glitten langsam auf uns zu. Durch den Einsatz unseres animalischen Echolots ist es uns gelungen, ihn aufzuspüren. Seinetwegen haben wir uns hier bei den Ilhas Desertas getroffen, denn er lebt in einer tief gelegenen Höhle im Vulkangestein auf dieser Seite der Hauptinsel.
Die Entscheidung, dass außer Cullum und den beiden fremden Delfinnixen, die Abstand zu mir hielten und mich keines Blickes würdigten, auch Gordian zur Höhle hinabtauchen sollte, war schnell getroffen. Es behagte mir zwar nicht besonders, ohne ihn bei Oceane, Kirby und Idis zurückzubleiben, aber natürlich ver stand gerade ich nur zu gut, wie sehr er darauf brannte, endlich mehr über sein ungewöhnliches und für ihn so quälendes Schick sal zu erfahren. Auch ich war schrecklich neugierig auf diesen angeblich über zweihundert Jahre alten Nix und das, was er zu berichten hatte, musste aber einsehen, dass ihn die Anwesenheit einer Halbhai erschrecken könnte und er am Ende womöglich nicht bereit wäre, überhaupt etwas von seinem Geheimnis preis zugeben.
Halte dich an meine Mutter, raunte Gordy mir zum Abschied ins Ohr. Sie wird dafür sorgen, dass Kirby dich in Ruhe lässt.
Oh, notfalls kann ich sie mir sicher auch selbst vom Leib halten, sagte ich betont optimistisch.
Das würde ich lieber lassen, erwiderte er. Ich bitte dich sogar darum, setzte er nachdrücklich hinzu. Ich habe es wirklich versucht, aber mit Kirby kann ich nicht darüber reden. Es ist mir ein Rätsel, warum sie sich dir gegenüber so abweisend verhält.
Mir nicht, schoss es mir durch den Kopf, doch zum Glück schaffte ich es, rechtzeitig einen schützenden Gedanken darumzu legen, sodass Gordian nichts davon mitbekam. Er horchte nicht einmal auf.
Ich verspreche es dir , sagte ich, hauchte ihm einen Kuss ins Haar und verpasste ihm einen zärtlichen Stupser in den Bauch. Und nun mach, dass du fortkommst. Ich hoffe so sehr, dass dieser weise Nix uns helfen kann.
Mhmmm … Gordians türkisgrüner Blick wanderte liebevoll über mein Gesicht. Und versprich mir auch, dass du noch hier bist, wenn ich zurückkomme.
Ich starrte ihn an. Natürlich! Wieso sollte ich nicht mehr hier sein?
Ich weiß auch nicht. Gordy versuchte ein Lächeln, es gelang ihm allerdings nicht, seine bedrückte Stimmung zu kaschieren. Es dauert bestimmt nicht lange, fügte er hastig hinzu und schloss sich sei nem Vater und den beiden anderen Delfinmännern an.
Während ich ihm nachblickte, spürte ich ein dumpfes Gefühl der Beklemmung in meinem Herzen aufsteigen, das sich allmäh lich in meiner Brust ausbreitete, und als er schließlich in der Dun kelheit der Meerestiefe verschwand, wurde ich plötzlich von einer eisigen Kälte durchströmt, die meinen Körper zu lähmen drohte.
Untersteh dich!, hörte ich hinter mir Oceanes warnende Stim me. Elodie ist unser
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