Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
Vom Netzwerk:
Gast. Ich verlange von dir, dass du sie respektvoll behandelst.
    Die Kälte verlor sich augenblicklich.
    Ich wirbelte herum und sah mich Kirby gegenüber, die ih ren Blick hypnotisch auf mich gerichtet hielt. Ihre Iris war jetzt schneeweiß, nur noch durch den schwarzen Außenrand vom Augapfel zu unterscheiden, und ihre Pupillen hatten sich so eng zusammengezogen, dass sie an kurze, feine Bleistiftstriche erinner ten. Es war nichts Menschliches mehr an diesem Anblick und ein neuerlicher Kälteschauer durchzuckte mich.
    Schluss jetzt!, fauchte Oceane. Oder möchtest du, dass ich Gordy davon erzähle?
    Mach doch, was du willst, gab Kirby zurück. Am Ende wird er mir dankbar sein. Trotz des harschen Tonfalls entspannten sich ihre Ge sichtszüge und allmählich kehrte auch die leuchtend blaue Farbe in ihre Augen zurück. Du bist wirklich bezaubernd, Elodie, flüsterte sie, während sie langsam um mich herumglitt und dabei ihren Del finleib eng an meinen Körper schmiegte. Aber deine Schönheit wird dir nichts nützen, ebenso wenig wie deine Küsse. Gordian und ich haben eine einzigartige, besonders tiefe Verbindung. Wir gehören zusammen. Ich weiß das schon lange … und früher oder später wird auch er das begreifen.
    Er ist ein Plonx, entgegnete ich.
    Ja. Kirby huschte über meine Schulter hinweg, machte eine anmutige Kehrtwende und sah mich triumphierend an. Und das ist unser Glück. Eine ausgesprochen seltene Gnade, die uns das Meer gewährt.
    Du weißt ja nicht, was du da redest! Oceane schoss in unsere Rich tung, drückte ihren Kopf in Kirbys Flanke und drängte sie ener gisch von mir weg.
    Oh, du willst kämpfen. Kirby schlug ihre Schwanzflosse kräftig auf und ab, zog einen Halbkreis und stieß nun ihrerseits auf Oceane zu.
    Entsetzt schloss ich die Augen. Ich dachte an Gordian und mochte mir gar nicht vorstellen, wie schmerzhaft es für ihn wäre, wenn er wüsste, was sich gerade zwischen seiner Mutter und sei ner besten Freundin abspielte.
    Würdest du deine Gedanken gefälligst für dich behalten!, platzte Kir bys geifernde Stimme in meinen Kopf.
    Eine heiße Flamme entzündete sich in meinem Unterleib. Ich riss die Augen wieder auf, packte Kirby an der Brustflosse und zerrte sie zu mir herüber.
    Und ausgerechnet du wirfst mir vor, dass ich eine Gefahr für eure Art wäre!, spie ich ihr meinen ganzen Zorn entgegen. Reicht es nicht, dass ein Krieg zwischen euch Delfinnixen und den Haien unmittelbar bevorsteht? Musst du jetzt auch noch Unruhe in deiner eigenen Gruppe stiften? Ich ließ sie los und stieß sie angewidert von mir weg. Wie kannst du Gordian und seiner Familie das nur antun!
    Ich tue gar nichts!, brach es nicht weniger wütend aus Kirby her vor. Du bist diejenige, die Unruhe in diese Familie gebracht hat. Ohne dich wäre hier alles in bester Ordnung.
    Ich ballte die Fäuste. Es kostete mich verdammt große Beherr schung, nicht erneut auf sie loszugehen. Klar doch, dachte ich in meinem tiefsten Inneren, dann nämlich hättest du Gordy für dich allein. Das ist es doch, worum es dir eigentlich geht.
    Ihr hört jetzt sofort auf zu streiten! Alle beide! Mit einem entschie denen Flossenschlag schob Oceane sich zwischen uns und funkel te uns aus ihren türkisgrünen Augen an. Du, Kirby, hilfst Idis, die Tiere zusammenzuhalten, befahl sie in einem Tonfall, der keinen Widerspruch zuließ. Und du, Elodie, kommst mit mir. Ich habe mit dir zu reden.
    Kirby feuerte noch einen letzten zornigen Blick auf mich ab und schwamm dann hastig davon. Meine Verwunderung darüber, dass sie tatsächlich gehorchte, bedachte Oceane mit einem Lächeln.
    Die Tiere gehen ihr über alles, sagte sie und nickte mir zu. Und jetzt komm. Ich zeige dir meine Lieblingsstelle.
    Mit flinken und außerordentlich eleganten Bewegungen glitt sie über scharfkantige Felsausläufer hinweg, und ich musste mich mächtig anstrengen, um ihr Tempo halten zu können.
    Achtung, hier ist es!, rief sie plötzlich und zwängte sich unmittel bar darauf durch einen schmalen Spalt, der mich wie ein riesiger Mund aus dem dunkelroten Vulkangestein angrinste.
    Ich zögerte kurz, bevor ich ebenfalls hindurchschlüpfte und mich anschließend von Gordys Mutter durch einen engen, kurvi gen und nahezu stockdunklen Tunnel führen ließ, der nach cirka fünfundzwanzig bis dreißig Metern in eine kleine, lichtdurchflu tete Grotte mündete.
    Oceane glitt in eine der Felsmulden, die den hinteren Grotten rand säumten, und hob ihren Kopf durch die Wasseroberfläche.

Weitere Kostenlose Bücher