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Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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war.
    Das Motorengeräusch über mir ließ mich zusammenschrecken.
    Instinktiv stieß ich in die Tiefe und starrte kurz darauf mit weit aufgerissenen Augen nach oben.
    Ein dunkler Schatten huschte über mich hinweg, der eine Schneise aufgewirbeltes Wasser hinter sich herzog.
    Ein Boot!, durchzuckte es mich. Ein kleines Motorboot. Nichts Bedrohliches also.
    Erleichtert schaute ich ihm nach, und sofort kam mir mein Vorhaben, Mam anzurufen, in den Sinn.
    Der Morgen war herangebrochen und hatte das Meer in ein sanft schillerndes zartrosa Licht getaucht. Nicht mehr lange und die Sonne würde sich über die Inselkuppen erheben und das Le ben in Funchal, Santa Cruz und an den Stränden von Madeira würde zu pulsieren beginnen.
    So lange wollte ich nicht warten. Und um zu Gordian zurückzu schwimmen, damit wir zusammen an Land gehen konnten, blieb erst recht keine Zeit mehr. Ich musste es allein versuchen.
    Das Boot entfernte sich und das Brummen des Außenbordmotors wurde leiser. Ihm in sicherem Abstand zu folgen, schien mir eine gute Idee zu sein. Es würde mich an einen bewohnten Ort der Insel bringen. Vielleicht hatte sogar die Person, die das Boot steuerte, ein Handy dabei, das ich mir ausleihen konnte, nachdem ich unbemerkt an Land gegangen war.
    Aber dann, ganz plötzlich, erstarb das Motorengeräusch und wenig später sah ich den dunklen Bootsleib auf der Oberfläche schaukeln.
    Ich überlegte noch, was ich tun sollte, da stieß eine schlanke Gestalt ins Meer hinab. Es war ein Mann – bekleidet mit Badeho se, Flossen, Sauerstoffflasche und Taucherbrille.
    Mir stockte der Atem und deshalb zögerte ich eine Sekunde zu lang.
    Der Taucher kam direkt auf mich zu.
    Stoppte.
    Fasste sich an die Brille.
    Ich sah ihn nur an und versuchte, aus seiner Miene zu lesen, was in ihm vorging.
    Blankes Entsetzen.
    Plötzlich wirbelte er herum und schwamm zu seinem Boot zu rück, als wäre der Teufel hinter ihm her.
    Kein Zweifel, er hatte gesehen, was ich war!

    Kyan hasste die Hainixe. Ihretwegen hatte er alles verloren: Liam, Niklas, Pine und Elliot, seine Freunde. Seine Allianz.
    Nur er selbst und Zak waren noch übrig.
    Aber Zak war weit weg, und so sehr Kyan sich auch mühte, es schien vollkommen unmöglich, Kontakt mit ihm aufzunehmen, um seine weiteren Pläne mit ihm abzustimmen und ihn gegebenenfalls zurückzurufen.
    Aber er würde eine neue Allianz aufbauen. Eine, die größer war als seine alte und mächtiger. Viel mächtiger. Eine, die die Hainixe vernichtete und die Menschen in ihre Schranken wies.
    Kyan hasste den Zyklus, den das Meer ihm aufzwang, er hasste seine Menschengestalt, in der es ihm nicht möglich gewesen war, sich gegen die Haie zu wehren und den Plonx und seine dreckige Halbhai aufzuhalten. Am meisten allerdings hasste er es, untätig sein zu müssen.
    In regelmäßigen Abständen stieß er sich von den Klippen an Guernseys Westküste ab und hielt mit schnellen, kräftigen Zügen auf die Bretagne zu. Doch spätestens beim Sirenenriff stemmte sich das Meer ihm mit sanfter, aber entschiedener Kraft entgegen.
    Warum?, brüllte Kyan.
    Wieder und wieder holte er alles aus sich heraus, um diesem unsinnigen Gesetz die Stirn zu bieten. War es denn nicht das Meer selbst gewesen, das ihn für diese große Aufgabe auserwählt hatte? Warum also hielt es ihn hier fest? Ausgerechnet an diesem Ort, den alle verlassen hatten?
    Es vergingen viele Stunden erbitternden Kampfes um seine Freiheit, bis Kyan bei der Begegnung mit einem im Grunde völlig harmlosen Riesenhai eine überraschende, ja geradezu sensationelle Entdeckung machte – und begriff. Schlagartig wurde ihm klar, warum Zak und Gordian nicht immer auf ihn gehört hatten und es ihm manchmal so schwerfiel, seine Gruppe zusammenzuhalten. Es musste mit diesem Talent zusammenhängen, dessen Kyan sich bisher leider nicht bewusst gewesen war.
    Doch ab jetzt würde alles anders werden. Denn endlich stand ihm glasklar vor Augen, was er zu tun hatte.

Einige endlos lange Augenblicke verharrte ich wie paralysiert im Wasser. Das wunderbare Gefühl von Kraft und Stärke war in sich zusammengefallen wie ein Ballon, in den man ein Loch gestochen hatte, und von der Energie in meinem Becken spürte ich nicht mehr einen Funken. Ich sah dem Taucher hinterher wie ein hilf loses kleines Kind.
    Du musst es vergessen, dachte ich.
    Es war ein halbherziger, weil ohnehin sinnloser Versuch. Ich hatte dieses Talent vor ein paar Wochen bei dieser unheilvollen Begegnung mit Frederik

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