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Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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ignorierte meinen Ausbruch, und abgesehen von Jane, Tisha und Solange taten auch die anderen Nixe so, als wäre ich gar nicht anwesend.
    Ich ballte die Fäuste hinter meinem Rücken und biss mir un auffällig in die Unterlippe. Cyril hatte recht, ich hatte meine Ge fühle nicht unter Kontrolle und würde es jetzt ganz sicher doppelt schwer haben, mir Respekt zu verschaffen.
    »Wenn ich es richtig sehe, sind die Menschen auch nicht un ser Hauptproblem«, fuhr Skint unterdessen fort. Er hatte seinen Blick von Jane gelöst und ließ ihn nun von einem zum anderen wandern. Einzig Ruby und mich schloss er dabei aus. »Sondern die Delfinnixe.« Völlig überraschend sah er mir ins Gesicht und ich zuckte unmerklich zusammen. »Sie und jene, die uns weis zumachen versucht, dass wir uns mit ihnen verbünden müssen, um überleben zu können.« Ein süffisantes Lächeln breitete sich über sein Gesicht. »Eine Halbnixe, die vor wenigen Wochen noch nicht einmal ahnte, wie es sich anfühlt, wenn ihre Beine sich zu einer Flosse schließen und Meerwasser durch ihre Lungen strömt. Ein dummes kleines Mädchen mit großen naiven blauen Augen, dessen Menschenseele dem hinterhältigen Zauber eines Delfins verfällt. Ausgerechnet sie will uns erklären, was wir in unserer Si tuation zu tun oder zu lassen haben?«
    Hinter meiner Stirn hatte sich ein Druck aufgebaut, der sich mit jedem weiteren Wort verstärkte, bis er meinen gesamten Schädel ausfüllte, und sich nun langsam die Wirbelsäule hinunter bis in mein Becken ausdehnte. Ich spürte geradezu körperlich, dass Skint meine intimsten Gedanken zu lesen versuchte, aber ich spürte auch ebenso deutlich, wie kläglich er daran scheiterte.
    Ungerührt erwiderte ich seinen Blick.
    Ich nehme an, dir ist klar, was auf Missbrauch eines Talents steht?
    Skint kniff die Augen zusammen, ganz kurz nur, dann wandte er sich ruckartig von mir ab und sprach unbeeindruckt weiter: »Meiner Ansicht nach gibt es nur eine einzige Lösung für unser Problem: Wenn wir nicht verhindern können, dass die Delfinnixe an Land kommen, müssen wir dafür sorgen, dass sie dort nicht überleben.« Er reckte seine Brust heraus und sog geräuschvoll Luft ein. »Ich war so frei und habe diese Botschaft inzwischen an unsere Artgenossen entlang der französischen, britischen und norwegischen Küsten weitergegeben. Sie alle – und ich betone ausnahmslos alle – haben sich meiner Meinung angeschlossen und sich bereit erklärt, ebenfalls entsprechend zu verfahren.«
    Was bedeutet das, Cyril?, fragte ich, äußerlich entspannt, inner lich jedoch alarmiert bis in die kleinste Nervenzelle. Entsprechend verfahren?
    Kannst du dir das nicht denken?
    Nein, verdammt, sag es mir!
    Unerträglich langes Zögern, dann: Tut mir leid, das kann ich nicht. Ich muss jetzt höllisch aufpassen, dass sie mich nicht isolieren. Wenn sie erfahren, dass du es von mir hast …
    Das können sie nicht, fuhr ich aufgebracht dazwischen. Du bist der Sohn von Javen Spinx.
    Ja, sagte Cyril. Und du bist seine Tochter.
    Während ich daran herumkaute, welchen Schluss ich daraus zu ziehen hatte, musterte ich die Nixe einen nach dem anderen.
    Den meisten war nicht anzusehen, was sie dachten, geschweige denn empfanden. Reglos standen sie da, eingehüllt in eine drückende Stille, und ich begann mich zu fragen, warum sie überhaupt hergekommen waren. Dass sie nur Janes und Cyrils Rufen gefolgt sein sollten, konnte ich mir kaum noch vorstellen. Skint jedenfalls schien es im Konflikt mit den Delfinnixen nie um eine friedliche Lösung gegangen zu sein. Im Gegenteil: Er hatte bereits viele Artgenossen aufgehetzt, und ich befürchtete, dass er auch diesem Treffen nur beiwohnte, um weiter Unruhe zu säen. – Und ausgerechnet ich sollte jemanden wie ihn auf eine andere Linie einschwören!
    Ein Anflug von Panik stieg in mir auf und vermischte sich mit einem brennenden Zorn auf Cyril, Jane und Javen Spinx. Mein Herz tobte, und um nicht durchzudrehen, konzentrierte ich mich auf Ruby, die stumm neben mir verharrte. Obwohl sie meinen Arm inzwischen losgelassen hatte, nahm ich ihre Anspannung wahr. Und das gab mir einen Ruck. Allein für Ruby wollte ich alles daransetzen, um diese Sache hier zu einem guten Ende zu führen, und so verscheuchte ich meine Ängste und richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf die Hainixe.
    Diffuse Schatten lagen ihnen zu Füßen und verschmolzen mit dem Dunkel der Felsen. Die ganze Szenerie hatte etwas Gespensti sches. Niemand sagte etwas,

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