Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
Vom Netzwerk:
doch mir war natürlich klar, dass fast alle miteinander redeten.
    »Was ist mit Tyler?«, fragte ich laut in die Stille hinein, und das Meer, das mittlerweile schwarz und glatt wie ein blind gewordener unergründlicher Spiegel dalag, schien meine Worte noch zu ver stärken. »Warum ist er nicht hier?«
    Jane und der breitschultrige Mann neben ihr warfen sich einen Blick zu und auch ein paar der anderen Nixe rührten sich nun endlich.
    »Das braucht dich nicht zu interessieren, Halbblut«, zischte Skint.
    »Tut es aber«, entgegnete ich.
    Ich registrierte den Anflug von Hohn in seiner Miene und beeilte mich, meiner Stimme noch etwas mehr Nachdruck zu verlei hen. »Ich gebe zu, dass es mir an Erfahrung fehlt«, fuhr ich langsam, aber klar und deutlich fort. »Und dabei spreche ich ausdrücklich von der Erfahrung als Hainixe. Was nämlich das Nachempfinden menschlicher Gefühle angeht, bin ich den meisten von euch voraus. Darüber hinaus kenne ich die Ängste der Delfinnixe besser als ihr und habe gelernt, mit den Gefahren umzugehen, die von den Delfinen ausgehen.«
    »Hört, hört!« Skint verzog spöttisch seine Mundwinkel. »Ganz schön selbstbewusst, die junge Dame. Und offensichtlich der Überzeugung, dass sie uns mit diesen simplen Worten für sich gewinnen kann.« Mit einer schnellen präzisen Bewegung trat er vor mich hin, packte mich im Nacken und zog mich so dicht zu sich heran, dass ich seinen süßen Atem roch.
    »Nur für den Fall, dass es für dich von Relevanz sein sollte …«, knurrte er. »Menschliche Gefühle sind für uns zweitrangig, die Ängste der Delfine interessieren uns einen Scheißdreck, und wie wir mit ihnen umzugehen haben, wissen wir ganz sicher besser als du.«
    Der Griff in meinem Nacken lockerte sich und nur eine Sekun de später spürte ich den Druck seiner Finger auf meiner Brust. Jäh taumelte ich einen Schritt zurück.
    »Jeder von uns hier weiß, dass du dich dem Plonx verschrieben hast«, spie Skint mir ins Gesicht. »Möglich, dass tatsächlich zur Hälfte Hainixblut durch deine Adern fließt, aber eine, die mit den Delfinen gemeinsame Sache macht, kann nicht allen Ernstes erwarten, dass wir ihr unser Vertrauen schenken.«
    »Ich habe mich Gordian nicht verschrieben«, erwiderte ich. »Ebenso wenig wie er sich mir. Er gehörte schon immer einer an deren«, fuhr ich gepresst fort und hatte mächtig damit zu kämp fen, dass mir die Stimme nicht wegbrach. »Das Einzige, was ihn und mich verbindet, ist der Auftrag, Nixe und Menschen friedlich miteinander zu vereinen.«
    Skint stierte mich an, als sei ich von allen guten Geistern verlas sen. »Auftrag … von wem?«, fragte er belustigt.
    Ich holte tief Luft, bevor ich antwortete: »Das Meer hat ihn mir erteilt.«
    Skint runzelte die Stirn. Das eisige Blau seiner Iris verdunkelte sich. »Das Meer?«, wiederholte er und schüttelte wieder und wie der den Kopf, bevor er sich den anderen zuwandte. »Freunde, habt ihr das große Wunder vernommen? Diese bezaubernde junge Lady hier erhält Botschaften vom Meer. Wie wir uns das wohl vorzu stellen haben? So ganz professionell von Geschäftspartner zu Ge schäftspartner oder eher bei einem gemütlichen Kaffeeklatsch?«
    »Es ist nicht das Meer selbst, sondern ein weiser alter Walnix gewesen«, sagte ich. »Ein Geheimnisträger. Sein Name ist Neeron und …«
    Skint machte eine weit ausholende Armbewegung, die mich zum Schweigen brachte. Dann beugte er sich zurück und fing schallend an zu lachen. »Ein Walnix? Ich glaube es nicht … Ein Walnix! Ach, ist es nicht reizend, Freunde, dass dieses Mädchen uns an ihren Halluzinationen teilhaben lässt?« Er richtete sich wieder auf und mit einem Mal war seine Miene todernst. »Wir verschwenden hier nur unsere Zeit«, stieß er hervor und deute te zornig aufs Meer hinaus. »Während die Delfine da draußen Menschenmädchen morden und als Trophäen in die Fischernetze hängen, stehen wir hier herum und lauschen den wahnwitzigen Fantasien eines dummen Halbbluts!«
    Auch ich kochte vor Wut. Größer noch allerdings war die Ver zweiflung, die mich überfiel, als ich in die Gesichter der umste henden Hainixe sah und in nahezu jedem Zustimmung für Skints verachtende Worte erkannte. Nur Tisha, Solange, Jane und der Mann neben ihr schienen seine Ansicht nicht zu teilen, aber lei der machte keiner von ihnen Anstalten, sich gegen Skint aufzu lehnen.
    Mein Blick huschte weiter und fiel auf Javen Spinx, der sich inzwischen unmerklich ein Stück von der Gruppe

Weitere Kostenlose Bücher