Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
Vom Netzwerk:
fällt überhaupt nicht auf«, sagte Ruby.
    Stirnrunzelnd sah ich sie an. »Was?«
    »Die Verwandlung.«
    » Halb nixe haben offenbar gewisse Privilegien«, murmelte Cyril und klappte das Segel aus der Halterung. Erst jetzt fiel mir auf, dass sein Anzug im Gegensatz zu Rubys an den Füßen geschlossen war.
    Ich könnte mich dem Nix in mir sonst nicht lange widersetzen, sagte er und wandte den Kopf. »Wir sollten nicht länger hier rumstehen«, setzte er für Ruby hörbar hinzu. »Die anderen sind bereits da.«
    Angespannt blickte ich mich um. »Wo?«
    Cyril deutete auf eine abgeflachte Klippe, die sich knapp fünf zig Meter von uns entfernt auftat.
    »In den Felsen dort befindet sich ein Becken, in dem auch bei Ebbe immer Wasser steht. Geradezu ideal, um sich eine Weile versteckt zu halten.«
    Die Aufregung schoss wie ein Blitz in mich ein und drückte mir die Eingeweide zusammen. Jetzt würde sich zeigen, ob ich meiner Aufgabe tatsächlich gewachsen war.

    Nacheinander warfen sich achtzehn Hainixe auf die Klippe, nah men ihre menschliche Gestalt an und hüllten sich in ihre Häute. Tyler entdeckte ich nicht, doch wie ich erwartet hatte, war Javen Spinx darunter. Er nahm mich sofort ins Visier, da ich seinen Blick aber nicht erwiderte, vermied auch er es, mich weiter anzu schauen.
    Ruby stand neben mir wie mit dem Boden verwachsen und hielt meinen Arm umklammert, und mit jedem Nix, der aus dem Becken auftauchte, war ihr Griff fester geworden.
    Ich konnte mir ungefähr vorstellen, wie sehr sie dieses Schau spiel in den Bann zog, denn sogar mich machte der Anblick so vie ler Haie, die sich in Menschen verwandelten, ein wenig atemlos.
    »Wer ist das?«, fragte ein hoch aufgeschossener Mann, den ich auf Mitte dreißig schätzte.
    Er hatte denselben karamellfarbenen Hautton wie Gordian, störrisches weißblondes Haar und schmale eisblaue Augen, aus denen er Ruby abschätzig taxierte.
    Instinktiv legte ich meine Hand schützend auf ihre Schulter. Bevor ich jedoch etwas sagen konnte, hatte bereits Cyril das Wort ergriffen.
    »Skint, das ist Ruby Welliams, eine sehr gute Freundin von Elodie und mir … Ruby … Elodie, das ist Skint. Er, Solange, Bertrand und Tisha leben an der Ostküste von Alderney«, stellte er uns einander vor und wies dabei nacheinander auf eine kleine drahtige und schon etwas ältere Frau mit kurzen dunklen Haaren, einen kräftigen Mittvierziger mit wilder kastanienbrauner Mähne und grasgrünen Augen und ein auffallend hübsches Mädchen von vielleicht sechzehn oder siebzehn Jahren, deren leuchtend rote Korkenzieherlocken und aquamarinblaue Augen mich sofort an Bo erinnerten.
    Mein Blick flog zu Jane, die ein ganzes Stück von Tisha entfernt zwischen Javen Spinx und einem breitschultrigen Mann stand.
    Ist sie seine Schwester?, fragte ich sie verschlüsselt.
    Jane schloss die Augen und schüttelte kaum merklich den Kopf.
    Aber? – Dieses junge zarte Geschöpf konnte doch unmöglich Bos Mutter sein!
    Tisha ist älter, als sie aussieht, kam es von Jane zurück.
    War das eine Antwort? Verdammt, ich konnte einfach nicht aufhören, Jane anzustarren.
    Halt deine Gedanken in Schach!, ermahnte sie mich, dann wandte sie sich Skint zu.
    »Ich denke, es ist in Ordnung, wenn Ruby an unserer Beratung teilnimmt«, sagte sie mit fester Stimme. »Sie weiß lange genug über uns Bescheid. Wenn sie es gewollt hätte, hätte sie uns längst ver raten. Außerdem könnte sie uns – was unsere Beziehung zu den Menschen betrifft – möglicherweise sogar nützlich sein.«
    Aus den Augenwinkeln bemerkte ich das Missfallen in Javen Spinx’ ansonsten völlig regloser Miene. Ein angespannter Zug lag um seine Lippen und seine Iris, eben noch petrolfarben, leuchtete nun in einem hellen stechenden Grünton.
    Skint sprach es offen aus. »Das glaube ich nun weniger«, entgeg nete er, und obwohl er Jane meinte, fixierte er dabei noch immer Ruby. »Aber gut. Da dieses Mädchen nun einmal hier ist und wir sie schlecht ins Meer werfen können, soll Cyril die Verantwortung für sie übernehmen.«
    Tsah! – »Was soll denn das, bitte schön, heißen?«, fauchte ich ihn an.
    Sei still!, kam es von Cyril.
    Ach, auf einmal? Und ich dachte, ich wäre diejenige, die die Befehlsgewalt hat!
    Dann solltest du dich auch entsprechend verhalten, erwiderte er kühl. Kein überflüssiges Wort, keine Emotionen und dich von niemandem lenken lassen, setzte er hinzu, bevor ich vor Wut explodieren konnte. Man nennt das auch Souveränität.
    Skint

Weitere Kostenlose Bücher