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Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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wusste doch, dass ich ihr nur wehtun würde.«
    Ich schluckte und mit einem Mal war ich doch ganz weich in meinem Inneren. »Deshalb hast du sie es vergessen lassen?«, hauchte ich.
    » Nur deswegen.«
    Ich starrte ihn an und verlor für einen Moment die Aufmerk samkeit.
    Javen Spinx nutzte die Gelegenheit, wandte sich um und mach te Anstalten davonzupreschen.
    Von einer Sekunde auf die andere war ich wieder präsent. »Was soll das?«, rief ich ihm nach. »Ich bin ohnehin schneller als du!«
    Er hielt in der Bewegung inne und seine Schultern strafften sich. Langsam drehte er sich zu mir um.
    »Und ich könnte die Zeit manipulieren«, erwiderte er. »Wenn ich es darauf anlegte, würdest du mich nicht einholen können, so schnell du auch sein magst.«
    »Wozu das Ganze?«, fragte ich. »Ich meine, warum willst du dich davonmachen, anstatt mir Rede und Antwort zu stehen?«
    »Ich habe Wichtigeres zu tun«, sagte er kühl.
    »Und wenn mich das nicht kümmert?«, gab ich ebenso kühl zurück.
    Javen Spinx zuckte die Achseln. Er gab sich redlich Mühe, gleichgültig zu wirken, aber ich spürte, wie angespannt er war und wie sehr er meine Fragen fürchtete. Zum ersten Mal fühlte ich mich ihm überlegen. »Dein Problem ist wohl eher, dass ich dir nicht glaube«, setzte ich provozierend hinzu.
    Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Es war ein Lächeln, das nicht in seinen Augen ankam. »Und das wiederum, meine liebe Elodie, kümmert mich nicht.«
    »Gut«, brummte ich. »Dann kann ich meiner Mutter ja die Wahrheit sagen.«
    Javens Augen verengten sich. »Untersteh dich!«, zischte er.
    »Warum denn?«, entgegnete ich. »Weil ich ihr damit wehtun würde oder weil es deinem Ansehen unter den Hainixen schaden könnte?«
    Er antwortete nicht, aber ich sah am Hervortreten seiner Kie fermuskeln, wie sehr es in ihm arbeitete.
    »Nach allem, was ich heute mit dir und den anderen auf Little Sark erlebt habe, frage ich mich ernsthaft, wie du zu mir stehst«, fuhr ich unbeirrt fort. Denn ich wollte ihm nun keine Möglich keit mehr geben, sich herauszuwinden. »Du hast mich gezeugt und die Schwangerschaft meiner Mutter so lange verfolgt, bis du dir sicher sein konntest, dass alles gut gegangen war, und dann …«
    »Ich weiß sogar, in welchem Krankenhaus du geboren wurdest, welche Freunde du hattest und wo du zur Schule gegangen bist«, unterbrach er mich. »Ebenso wie ich selbstverständlich darüber informiert war, dass dein Vater gestorben ist und du darauf eine Reise nach Guernsey gebucht hast. Wie du siehst, habe ich mich nicht vor meiner Verantwortung gedrückt.«
    »Du wolltest die Kontrolle nicht verlieren, Mister Spinx«, sagte ich hart. »Das trifft es wohl eher.«
    Er hatte bereits den Mund geöffnet, um etwas zu erwidern, doch ich ließ ihn nicht zu Wort kommen.
    »Wie viele von denen, die vorhin zum Treffen erschienen sind, wissen überhaupt, dass ich deine Tochter bin?«
    »Nur Jane. Und Cyril natürlich.«
    »Dachte ich es mir.«
    »Es spielt keine Rolle«, sagte er ausweichend.
    »Doch, das tut es.« Ich trat so dicht an ihn heran, dass er den Abscheu in meinen Augen sehen konnte. »Weil es dir nämlich als Schwäche ausgelegt würde, wenn herauskäme, dass du dich in deiner Jugend mit einer Menschenfrau eingelassen hast.«
    Javen Spinx schluckte schwer. Ich blickte auf seinen Kehlkopf, der sich einmal auf und ab bewegte, dann richtete ich meinen Blick wieder in seine Augen. Die Iris des linken schillerte nun in einem klaren dunklen Grünton, während die Farbe der rechten undefinierbar war. Bisher hatte ich dieses Phänomen nur ein einziges Mal bemerkt, und ich folgerte daraus, dass es Javens innere Zerrissenheit war, die sich auf diese Weise widerspiegelte.
    »Du irrst dich«, sagte er leise. »Aber auch das spielt keine Rolle.«
    »Okay.« Ich hatte ohnehin keine Lust mehr, darüber zu reden. »Aber dann erklär mir bitte, warum Skint und die anderen so abfällig auf mich reagiert haben.«
    »Weil du in ihren Augen eine Missgeburt bist.«
    Aber …? In meinem Kopf flog alles durcheinander. Worte und Bilder. Ich sah Neeron, hörte Cyril sprechen und die Gesichter von Jane und Tisha und all den anderen zogen an mir vorbei. »Aber Cyril hat gesagt …«
    »Cyril ist anderer Auffassung«, fiel er mir ins Wort. »Das ist alles.«
    Alles? – Tsah! Mir schien es ein äußerst bedeutsamer Unter schied zu sein, und mich interessierte brennend, woher er rührte.
    »Cyril liebt dich. Er hat seine Mutter verloren, du bist

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