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Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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Badehandtuch vom Haken und wickelte mich darin ein. »Du darfst nicht vergessen, dass Zak und Kyan und wahrscheinlich auch einige der anderen Delfinnixe tatsächlich gefährlich sind.«
    »Ich weiß.« Plötzlich war Rubys Stimme nur noch ein Hauch. »Ich weiß es ja, Elodie, es ist … oh, mein Gott, ich traue mich gar nicht, es dir zu sagen … Es ist nämlich wieder etwas passiert.«
    Mein Herz stand für einen Moment still. Wie betäubt sank ich neben ihr auf den Wannenrand.
    Ruby schluckte und schluckte und schien um jede einzelne Silbe ringen zu müssen, doch dann, mit einem Mal, sprudelte die ganze schreckliche Geschichte von Germaine Poullier mit der Heftigkeit eines Niagarafalls aus ihr hervor.
    »Was machen wir nur?«, schloss sie. »Was sollen wir bloß tun?«
    »Nichts«, sagte ich matt. »Ich fürchte, wir müssen den Dingen ihren Lauf lassen.«
    Fassungslosigkeit breitete sich in Rubys Gesicht aus. »Aber du …?«
    »Ich kann nicht ins Meer«, ging ich sofort dazwischen. »Und du hast eben selber noch gesagt, dass du das gut findest.«
    »Ja, als deine persönliche Egoisten-Freundin«, erklärte Ruby aufgebracht. »Weil ich vor Angst umkommen würde! Aber es geht doch nicht nur um mich, El. Es geht um die Menschen hier, um deine Großtante, um Cyril … Und um Gordy. Du kannst doch nicht wollen, dass all die Mädchen … dass Ashton … völlig um sonst gestorben sind!«
    Die Erwähnung seines Namens versetzte mir einen Stich. Das Bild, wie er zuckend vor uns im Wasser trieb, drängte sich in mein Bewusstsein. Ich hörte ihn lachen, sah, wie er Steine ins Wasser warf und Ruby umarmte und küsste. Darunter mischten sich Sequenzen aus meinem Traum. Meterhohe Wellen. Blitz und Donner. Gleißend helles Licht und Gordys Schreie.
    »Mir ist schon klar, dass das jetzt ein dummer Vergleich ist«, hörte ich Ruby sagen, »aber wenn ich nicht auf meine Eltern zu gegangen wäre, wenn ich nicht den Mut gehabt hätte, ihnen ins Gesicht zu sagen, dass ich es nicht mehr ertragen kann, dass sie mir die Schuld an Miles Behinderung geben, und dass sie mich genauso sehr verletzt haben wie meine Freunde, weil sie nicht zu Ashtons Beerdigung gekommen sind, dann hätten wir uns viel leicht nie ausgesprochen. Dann hätten sie nie verstanden, wie es mir geht, und ich hätte nie erfahren, dass sie in mir gar keine Schuldige sehen, sondern beim besten Willen nicht wussten, wie sie mit mir und dem ganzen Unglück umgehen sollten. Weißt du, Elodie, sie sind nur deshalb nicht zur Beerdigung gekommen, weil sie nicht so scheinheilig wirken wollten wie alle anderen und um nicht eine zusätzliche Belastung für mich zu sein. Ich hab das zuerst gar nicht kapiert. Es hat wirklich eine ganze Weile und eine Menge Gespräche gebraucht, bis sämtliche Missverständnisse aus geräumt waren. Es ist eben nicht alles entweder schwarz oder weiß, gut oder böse … Gerade ich hätte das wissen müssen, weil Ashton mich das gelehrt hat. Und du. Du auch!«, setzte sie eindringlich hinzu. »Ohne dich hätte ich meine Eltern vielleicht nie darauf an gesprochen und alles wäre einfach schwarz und weiß geblieben.«
    »Du hast recht«, sagte ich so leise, dass ich es kaum selbst hören konnte. Ich tastete nach Rubys Hand, die zwischen uns den Bade wannenrand umklammerte. »Es ist nicht immer nur das eine oder das andere. Es gibt so viele Zwischentöne.«
    Und deshalb war es falsch, die Hoffnung aufzugeben, wenn noch nicht absolut alles versucht war. Das hatten weder Lauren und Bethany noch Moira, Shelly und Germaine oder Ashton ver dient.
    Noch hatte ich Zeit. Noch konnte ich etwas bewirken. Auch wenn ich nicht wusste, was mit Zak passiert war und wo und in welcher Gestalt er sich gerade befand.
    In einem entscheidenden Punkt war ich mir jedoch ganz sicher: Kyan konnte frühestens in der Vollmondnacht vom 3. auf den 4. Juli das nächste Mal als Mensch an Land kommen und dabei weitere Delfine mit sich ziehen. Inzwischen kannte ich ihn gut genug, um zu wissen, dass er sich diese Führungsrolle um keinen Preis von Zak oder einem der anderen Nixe nehmen lassen würde.
    In der Woche davor jedoch war er an seinen Tierkörper und an das Meer, nicht aber mehr ausschließlich an die Region um die Kanalinseln gebunden. Während dieser sieben Tage würde er ga rantiert versuchen, Kontakt mit seinen Kameraden aufzunehmen und den Landgang zu planen. Um das tun zu können, würde er das animalische und das funktionale Echolot benutzen und zu mindest zeitweise auf

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