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Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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Mädchen aus einem Ferienhaus auf Jersey verschwand und einen Tag später, am Morgen des 17. Juni, in einem Treibnetz gefunden wurde.

    Das riesige Netz war zerschnitten worden – vermutlich mit einem Küchenmesser, das ebenfalls aus dem Ferienhaus stammte –, so dass der Fang entweichen konnte und nur noch das Mädchen darin hing. Sie hieß Germaine Poullier und war mit ihren Eltern und ihrem jüngeren Bruder aus Nantes herübergekommen, um das Wochenende auf Jersey zu verbringen.
    Das alles sollte ich erst einen Tag später erfahren, als ich nach mittags in der bis zum Rand mit Wasser gefüllten Badewanne lag, weil ich es nicht länger ausgehalten hatte, dem Drang der Nixe in mir zu widerstehen, und Ruby überraschend in mein Apartment stürmte.
    »Was zur Hölle machst du da?«, platzte es aus ihr heraus, kaum dass sie das Badezimmer betreten hatte.
    »Ich gehe nicht mehr ins Meer«, erwiderte ich. »So lange nicht, bis …«
    Ruby ließ mich nicht ausreden. »Das ist auch gut so«, gab sie zurück. Mehr gab es für sie dazu offensichtlich nicht zu sagen, dafür lag ihr etwas anderes auf dem Herzen. »Ich finde, dass du Cyril nicht ewig böse sein solltest«, fuhr sie fort. »Immerhin ist er dein Bruder und eigentlich habt ihr euch doch fast immer gut verstanden.«
    »Er hat nicht einmal versucht, mir Skint gegenüber zur Seite zu stehen«, sagte ich resigniert.
    Ruby seufzte leise. »Vielleicht hatte er ja seine Gründe.«
    »Und wenn schon. Für mich bedeutet sein Verhalten nichts an deres, als dass ich mich im Ernstfall nicht auf ihn verlassen kann.«
    Ruby nickte beklommen. Nach einem kurzen Zögern sank sie auf den Wannenrand und betrachtete mich mit einer Mischung aus Rührung und Bewunderung vom Scheitel bis zum Ende mei ner Schwanzflosse.
    »Ich hätte es nicht geglaubt«, krächzte sie. »Ich meine, wirklich geglaubt.« Unwillig schüttelte sie den Kopf, offenbar war sie mit ihrer Wortwahl nicht ganz einverstanden. »Bitte versteh mich nicht falsch, aber ich weiß einfach nicht, wie ich es anders ausdrü cken soll. Es ist nämlich ein ziemlich großer Unterschied, ob man es sich nur vorstellt oder mit seinen eigenen Augen …« Sie brach ab und seufzte tief. »Viel mehr Menschen müssten es sehen … müssten dich sehen«, brach es schließlich aus ihr hervor.
    »Das würde nichts ändern, Ruby«, entgegnete ich. »Du hast ja selber miterlebt, wie Skint sich aufgeführt hat. Du weißt, wie Ty ler ist … und das sind nur die Hainixe gewesen. Die Delfinnixe …«
    »Man muss sie davon überzeugen, dass es besser für sie ist, wenn sie im Wasser bleiben«, fiel Ruby mir ins Wort.
    »Wie willst du denn das anstellen?«, erwiderte ich mit einem bitteren Lächeln. »Für die männlichen Nixe ist die Aussicht, ein Menschenmädchen zu küssen, eine unwiderstehliche Verlockung. Einige von ihnen empfinden es ja nicht mal als Unrecht, wenn sie sie dabei töten.«
    »Die männlichen Nixe«, betonte Ruby.
    Jetzt lachte ich laut heraus. »Komm mir bloß nicht damit, eine Welt, die von Frauen regiert wird, sei eine grundsätzlich bessere.« Natürlich hatte ich sofort an Kirby und Malou denken müssen. »Das stimmt nämlich nicht.«
    »Ich weiß.« Ruby nickte. »Aber deshalb darf man die Hoffnung doch nicht gleich aufgeben.«
    »Gleich?« Ich hob den Abflussdeckel an, um das Wasser aus der Wanne zu lassen. »Ruby, ich habe so viel Hoffnung gehabt. Ich habe alles getan, was mir möglich erschien, und zugleich gehofft, dass Gordy das Seine tun könnte. Aber es gibt nichts, das mir oder ihm wirklich gelungen ist.«
    »Das kannst du nicht wissen!«
    »Doch, Ruby, das kann ich. Kyan ist noch immer am Leben, von Gordian fehlt jede Spur und die Haie wollen keinen Frieden.«
    »Auch das ist nicht wahr«, widersprach sie. »Cyril …«
    »Hör mir auf mit Cyril«, fuhr ich sofort dazwischen. »Alles, was er und seinesgleichen wollen, ist, weiterhin unerkannt unter den Menschen zu leben. Und jeder, der das in Gefahr bringt, wird eiskalt ausgeschaltet.«
    Ruby wurde blass unter meinen Worten, und offenbar fiel ihr nun auch nichts mehr ein, was sie dagegenhalten konnte.
    Das Wasser war mittlerweile vollständig abgelaufen und meine Schwanzflosse hatte sich unter Rubys Blicken in Beine verwan delt.
    »Ich könnte heulen, wenn ich das sehe«, sagte sie gepresst. »Ich könnte echt heulen, Elodie, weißt du das? Es ist so … fantastisch.
    Wie im Märchen, bloß mit dem Unterschied, dass es so … so … real ist.«
    Ich nahm das

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