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Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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Ich wählte die Mulde gleich neben ihr, leerte meine Lungen und richtete meinen Oberkörper auf.
    Das Wasser, das über meine Haut perlte, war glasklar. Durch ein nahezu kreisrundes Loch im Felsen über uns fiel ein heller Sonnenstrahl herein und tauchte die Grotte in ein magisches ro tes Licht. Es wunderte mich nicht, dass Oceane sich hier beson ders gern aufhielt. Auch ich fühlte mich sofort geborgen.
    Ist es hier flach genug, um dich zu verwandeln?, erkundigte sie sich beinahe schüchtern, nachdem sie eine kleine Wasserfontäne durch das Atemloch in ihrer Hülle gedrückt und nach Luft ge schnappt hatte.
    Mit dieser Frage hatte ich nun überhaupt nicht gerechnet. Wieso?, erwiderte ich ein wenig irritiert.
    Dann hätte ich eine ungefähre Vorstellung davon, wie schnell es vonstattengeht …
    Ziemlich schnell!
    Und wie Gordian aussieht …
    Wie ein Menschenmann, sagte ich. Er … er hat sehr hübsche Beine, fügte ich stockend hinzu.
    Und ein menschliches Geschlecht?
    Ähm … ja … natürlich … Am liebsten wäre ich gleich wieder un tergetaucht. Nicht einmal mit meiner Mutter hätte ich über ein solches Thema reden wollen.
    Entschuldige bitte, Elodie. Oceane senkte den Blick. Normalerweise sprechen wir nicht über diese Dinge.
    Ich zuckte mit den Schultern. Auch ich konnte sie kaum an sehen.
    Ich nehme an, Gordy hat dir erzählt, wie unser Sexualleben aussieht …
    Ich merkte, wie ich zu schwitzen begann.
    Wie auch immer, fuhr sie nach einer Weile betretenen Schweigens fort. Ich kann mir ungefähr vorstellen, welch einen verheerenden Schaden männliche Delfinnixe anrichten, wenn sie an Land gehen und dort einem Menschenmädchen begegnen.
    Gordy hat mir niemals wehgetan , erwiderte ich. Es entsprach zwar nicht der Wahrheit, allerdings war das, was an jenem verhängnis vollen Abend vor einem Monat zwischen uns vorgefallen war, nicht allein seine Schuld gewesen, und außerdem ging es seine Mutter nicht das Geringste an. Er hat sofort gespürt, dass diese neuen … für ihn bis dahin völlig unbekannten … Gefühle nicht ungefährlich für mich sind. Inzwischen hat er sie aber unter Kontrolle, setzte ich hastig hinzu, denn ich wollte dieses Thema so schnell wie möglich abschließen.
    Doch Oceane war leider noch nicht zufrieden.
    Dann habt ihr euch also schon vereinigt?, fragte sie nun ganz direkt.
    Ich war so perplex, dass ich sie erst einmal nur anstarrte, denn ich wusste wirklich nicht, was ich ihr darauf antworten sollte.
    Sag es mir!, forderte sie mich auf. Es ist wichtig!
    Wieso?
    Frag nicht … Ihre Iris verdunkelten sich und ihre Lider flatterten. Bitte, frag nicht.
    Ich sog geräuschvoll Luft durch meine Nase und zwei Sekun den später hatte ich mich wieder im Griff.
    Tut mir leid, Oceane, sagte ich entschieden. Aber wenn du solche intimen Dinge von mir wissen willst, finde ich, dass ich das Recht habe, zu erfahren …
    Schon gut, fiel sie mir ins Wort. Lassen wir das und wenden uns etwas anderem zu … Sie senkte den Kopf und schien sich einen Mo ment sammeln zu müssen, ehe sie mit todernster Miene fortfuhr. Was hast du damit gemeint, als du sagtest, dass ein Krieg zwischen uns und den Hainixen bevorstünde?
    Genau das, gab ich zurück. Das erste Menschenmädchen, das Kyan umgebracht hat, war die Freundin eines Hainixes. In den Wochen danach gab es einige Auseinandersetzungen, die damit endeten, dass zwei unbe kannte schwarze Haie Liam, Niklas und Pine töteten. Zuvor hatten diese allerdings ein Mädchen in ihre Gewalt gebracht, das mir sehr ähnlich sieht. Kyan wollte es vor Gordys Augen zu Tode küssen. Die schwarzen Haie haben Gordian befreit und …
    Ihr habt gemeinsam versucht, das Mädchen zu retten?
    Oceane war dicht an mich herangekommen. Die glatte Haut ihrer Delfinhülle berührte meine Taille.
    Ja, sagte ich leise.
    Dann ist es also jedes Mal Kyan gewesen, der Unfrieden gestiftet hat?, vergewisserte sie sich.
    Der Begriff Unfrieden erschien mir ein wenig verharmlosend, ich korrigierte Oceane aber nicht, denn ich konnte sehr gut nach empfinden, dass es ihr nicht leichtfiel zu akzeptieren, dass ein Del finnix solch schreckliche Dinge getan hatte.
    Die Haie trifft keine Schuld, entgegnete ich nur. Im Gegenteil.
    Oceanes Mundwinkel zuckten. Sie huschte wieder in ihre Mul de zurück und richtete ihren Blick nachdenklich zur Grottende cke. Ein Sonnenstrahl traf sie mitten ins Gesicht und ließ ihre Delfinhülle noch durchsichtiger erscheinen.
    Gordian hätte nicht an Land gehen dürfen, sagte sie

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