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Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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goldenen Schimmer in seinem Haar, die Linie seines Körpers, das schnelle, geschmeidige Auf und Ab seiner Schwanz flosse – und die tiefen Wunden an seinem rechten Arm und in seinem Gesicht!
    Was ist passiert?, rief ich erschrocken.
    Erzähl ich dir gleich.
    Ich spürte seine Hand, die meinen Arm umfasste und mich aus dem Wasser zog. Es war wie ein elektrischer Schlag, der mich mitten ins Herz traf. Mein Puls galoppierte los, und ich merkte kaum, wie meine Flosse sich in Beine verwandelte, so hastig zerrte Gordy mich die Gartenterrassen hinauf.
    Ich war dermaßen beseelt darüber, ihn endlich, endlich wieder zuhaben, dass ich der kurzen hektischen Bewegung hinter einem Strauch keinerlei Bedeutung beimaß.

    Gordian zog das Schiebefenster hinter uns zu und legte den Griff um. Ich wollte Licht machen, damit ich mir ihn und auch seine Wunden etwas genauer anschauen konnte, doch er hinderte mich daran, indem er mir einen Stoß vor die Brust versetzte. Es war kein fester Schlag, aber er kam so überraschend für mich, dass ich zurücktaumelte und aufs Bett sackte.
    Instinktiv zog ich meine Haihaut etwas fester um mich. »Gordy, was soll das?«
    »Die Riffe vor der Küste wimmeln nur so von Hainixen«, zisch te er.
    »Ich weiß. Sie wollen verhindern, dass Kyan mit einer großen Allianz an Land geht.«
    »Das ist längst nicht alles.« Gordian verschränkte die Arme vor der Brust. Er stand im Halbschatten der Yuccapalme. Seine tür kisgrünen Augen funkelten, und das rote Licht, das noch immer vom Horizont herüberschimmerte, lag wie eine feine Kontur um seinen Hals und seine Schultern. So schattenlos auf den Holzdie len stehend, wirkte er beinahe außerirdisch.
    »Ich weiß«, sagte ich noch einmal, diesmal sehr viel leiser. »Sie wollen dich.«
    Ich bildete mir ein, ein kaum wahrnehmbares Zucken seiner linken Braue zu bemerken, dann atmete er scharf ein. »Und dich.«
    Ich schluckte, wollte vom Bett aufstehen und zu ihm gehen. Ihn endlich berühren. Umarmen. Mit jeder Zelle meines Körpers spü ren, dass er wieder da war. – Und mit einem Mal wurde ich gerade zu überflutet von Dankbarkeit, dass er mich nicht vergessen hatte.
    »Hast du eine Erklärung dafür?«, durchschnitt seine Stimme die aufgeladene Stille im Raum und hielt mich auf dem Bett zurück.
    »Sie akzeptieren mich nicht«, antwortete ich heiser. »Halbnixe sind in ihren Augen unwert. Aussätzige.«
    »Wohl eher Verräter«, knurrte Gordian. »Denn sie gefährden ihre Tarnung.«
    Ich starrte ihn an. »Woher weißt du das überhaupt? Ich meine, das alles und dass sie mich … töten wollen?« Es tat so unglaublich weh, es auszusprechen.
    »Ich kann sie verstehen.«
    »Was?«
    Gordy machte eine ungeduldige Geste. »Ich habe mir vorge stellt, wie hilfreich es wäre, wenn ich ihre offenen Gedanken ein fangen könnte, und schon war ich in der Lage dazu«, sagte er so, als würde er keine Wörter, sondern verfaulte Muscheln ausspucken.
    »Aber das ist doch gut«, entgegnete ich.
    Das war sogar sehr gut, ja, es stimmte mich geradezu eupho risch, denn es räumte all meine Zweifel, die ich seit meinem Er lebnis auf Little Sark und danach vor dem Underground Hospital mit Javen Spinx hegte, schlagartig aus. Ich hatte mir die Begeg nung mit Neeron nicht bloß eingebildet, seine Prophezeiung war kein Traum gewesen. Das Meer stand auf unserer Seite. Es wollte, dass Gordy und ich diese Aufgabe gemeinsam bewältigten, und stellte uns alle Talente zur Verfügung, die wir dafür brauchten.
    Plötzlich waren meine Verzweiflung und meine Mutlosigkeit wie weggeblasen. Selten war ich mir so sicher gewesen wie in die sem Moment.
    Wir konnten es schaffen.
    Wir beide zusammen.
    Wir waren kurz vor dem Ziel.
    Gordian schüttelte unwillig den Kopf. »Was ist mit Cyril?«, frag te er mit zornbebender Stimme.
    »Er ist …«, begann ich zögernd. »Cyril ist mein Bruder«, brach es dann aus mir hervor. »Und Javen Spinx … Er ist mein Vater.«
    Gordians Augen verengten sich und seine Lippen wurden hart und schmal. »Nein!«
    Zuerst dachte ich, er könnte es nicht glauben, aber dann spürte ich seine Ablehnung, die sich wie eine Wand aus unsichtbarem Eis zwischen uns schob.
    »Ich hasse ihn, Gordy … Ich hasse ihn … Bitte!«, rief ich.
    Abermals wollte ich vom Bett aufspringen, die eisige Wand durchbrechen und die Kälte zwischen uns mit meiner Liebe auf heben, aber Gordians Blick war so abweisend, dass ich es nicht wagte, mich ihm zu nähern.
    »Warum bist du hier?«, fragte ich

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