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Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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Vorstellung. Ich ertrug den Anblick der beiden nicht mehr und wünschte nur noch, dass sie endlich verschwanden und ich Gordy niemals wie dersah!
    »Ich musste es tun«, hörte ich ihn sagen. »Zak war uneinsichtig.
    Er erklärte uns, dass er so lange weitermorden wolle, bis er ein Menschenmädchen gefunden habe, das zu ihm passe. Verstehst du, Elodie, ich konnte nicht anders.«
    Ich starrte vor meine Füße auf den Boden und nickte stumm. Ganz sicher war es ihm nicht leichtgefallen. Zak hatte sich ver bissen gewehrt und daher rührten wohl auch Gordians Verlet zungen. Doch das brauchte mich nicht mehr zu kümmern. Er hatte ja nun Kirby an seiner Seite, die seine Talente hervorragend ergänzte und seine Wunden heilen konnte.
    »Versprich mir, dass du an Land bleibst«, sagte er eindringlich. »In spätestens zwei Wochen wird alles vorbei sein.«
    Als ich kurz darauf wieder aufblickte, waren er und Kirby ver schwunden. – Aus meinem Apartment und aus meinem Leben.

    Kyan genoss es, durch die Straßen von St Helier zu schlendern, das kühle Metall des Messers in seiner Hosentasche zu spüren und dabei die Mädchen anzulächeln, sie im Vorbeigehen wie beiläufig zu berühren und sich vorzustellen, wie es wäre, für immer hier zu sein. Jersey gefiel ihm weitaus besser als Guernsey oder Sark. Hier pulsierte das Leben, hier flirrte die Luft nur so von verlockenden Düften.
    Jeweils vier Wochen in Menschengestalt und nur sechs oder sieben Tage im Körper eines Delfins, das war der Zyklus, der ihm vorschwebte.
    Immer wieder malte er sich aus, wie es sein würde, das nächste Menschenmädchen zu verzaubern. Sie ins Wasser zu locken und zu küssen, mit ihr in die Tiefe zu sinken und dabei zuzuschauen, wie sie ertrank – vollkommen wehrlos dem Element ausgeliefert, das ihre Väter auf so schamlose Weise ausbeuteten und vergifteten. – All das erregte ihn bis an den Rand der Ohnmacht und erfüllte ihn gleichzeitig mit einer tiefen Ruhe.
    Es hatte ihm eine unbändige Freude bereitet, das zu wiederholen, was seine Chamäleon-Freunde ihm vorgemacht hatten, und die kleine Ger maine nah bei der Küste in ein Netz zu hängen, genau wissend, wie sehr es die Menschen schockieren würde. Das Netz zu zerstören und die Beute entwischen zu lassen, war jedoch noch um ein Vielfaches aufregender gewesen. Dieses kleine scharfe Messer, das das Mädchen in der Hand hielt, als er sie im Haus überraschte, und dessen Wert er zunächst beinahe nicht erkannt hätte, hatte ihm eine ungeahnte Macht gegeben.
    Kyan und seine Freunde würden viele Mädchen verzaubern, unzählige Netze zerstören und Tausende Fische befreien – Fische und Delfine – und auf diese Weise zugleich Rächer und Retter der Ozeane sein.
    Die Einzige, die für seinen Geschmack nicht so recht ins Bild passte, war Malou. Sie hatte sich sehr störrisch und uneinsichtig gezeigt, vor allem jedoch war sie viel zu anhänglich.
    Aber er würde sich großzügig zeigen, ihr einen Menschenzyklus gewähren und sich nur mit ihr vergnügen. Dann allerdings – in der letzten Woche vor der bevorstehenden Verwandlung – würde dummerweise ihre Haut verschwinden. Ts, ts, ts, diese törichte, kleine Malou, hatte er ihr denn nicht gesagt, dass sie gut darauf achtgeben sollte? Wie hatte sie nur so leichtfertig ihr gemeinsames Glück aufs Spiel setzen können!
    Ein genüssliches Lächeln legte sich über sein Gesicht. Was für ein wundervoller Plan!
    Im nächsten Moment dachte er an Elodie und sein Lächeln erstarb. Dass der Kanal mittlerweile nur so von Hainixen wimmelte, störte Kyan nicht im Geringsten, etwas anderes bereitete ihm dagegen ernsthafte Sorge. Gordys Mädchen war nun schon seit Tagen nicht mehr ins Meer abgetaucht. Unzählige Male war Kyan in die Perelle Bay geschwommen, hatte sich dort zwischen die Klippen gehockt und Elodie hinter der großen Scheibe auf und ab wandern sehen. Mittlerweile konnte er die Sehnsucht nach ihr kaum noch zügeln, und allmählich begann er sich zu fragen, ob es wirklich im Sinne des Meeres war, wenn er sich noch bis zur nächsten Vollmondnacht geduldete.

Die folgenden Tage waren die reine Qual.
    Ich zwang mich, nicht an Gordian zu denken, und versuchte mit aller Macht, den Anblick von ihm und Kirby aus meinem Kopf zu verbannen. – Vergeblich! Die Bilder, wie Gordy neben mir schwamm, wie er mich ansah und wie Kirby sich splitterfa sernackt an ihn schmiegte, verfolgten mich bei allem, was ich tat, und die Erinnerungen an das Wunderbare, das ich mit

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