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Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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stattdessen.
    »Um Kyan zu töten.«
    »Das meine ich nicht«, erwiderte ich, und es kostete mich eine fast übermenschliche Anstrengung, meine Stimme nicht zittrig, sondern klar und fest klingen zu lassen. »Warum bist du hier bei mir?«
    »Weil du mich dazu gezwungen hast«, gab Gordy gepresst zu rück.
    »Was?«, hauchte ich.
    Für ein paar Sekunden hatte ich das Gefühl, nicht mehr atmen zu können, es rauschte in meinen Ohren, und ich wurde von einem jähen Schwindel erfasst. Hätte ich nicht bereits geses sen, wäre ich zu Boden getaumelt. Ich war unsagbar verzweifelt – und wütend. Soweit ich mich erinnerte, hatte ich Gordian zu gar nichts gezwungen und würde das auch todsicher niemals tun. Es wollte mir einfach nicht in den Kopf, wie er so etwas überhaupt denken konnte.
    Die ganze Situation hier erinnerte mich so sehr an Lübeck, an meine Begegnung mit ihm am Traveufer, dass mir schlecht wurde. Ich war nicht bereit, all das noch einmal durchzumachen. Dafür waren wir uns bei den Ilhas Desertas und auf der kleinen Vogelinsel bereits viel zu nah gewesen. Entweder stand Gordian noch immer zu mir oder er …
    Halte dich vom Wasser fern, hörst du, durchbrach er meine Gedan ken. Du kannst jetzt nichts mehr ausrichten.
    Aber …?
    »Elodie, bitte«, sagte er leise und machte nun zaghaft einen Schritt auf mich zu. »Poy und ich haben Zak gefunden«, fuhr er fort und tat einen weiteren Schritt.
    »Ihr habt mit ihm gekämpft?«
    »Er hat ein Mädchen getötet und war gerade dabei, es an einem dieser Treibnetze zu befestigen. Wir haben ihn zur Rede gestellt.«
    Gordian stand jetzt direkt vor mir. Nur noch zwei oder drei Zentimeter und unsere Zehen würden sich berühren.
    Mit rasendem Herzen sah ich zu ihm hoch.
    Berühr mich! Nimm mich endlich in den Arm!, schrie alles in mir, und für einen Augenblick hatte ich tatsächlich den Eindruck, dass er seine Hand nach mir ausstrecken wollte. Doch bereits im nächsten Moment zuckte er zurück, stutzte, drehte sich dann ruckartig um und lief aufs Fenster zu.
    »Gordy, bitte geh jetzt nicht!«, rief ich, in derselben Sekunde registrierte ich die schlanke Gestalt mit den wehenden roten Haa ren, die sich mit einem eleganten Sprung über das Balkongeländer schwang. Mir blieb fast das Herz stehen. Denn das war unverkenn bar – Kirby!
    Gordian öffnete ihr, zog sie hastig ins Zimmer herein und stieß das Fenster anschließend sofort wieder zu. Die beiden tauschten einen aufgeregten Blick. Kein Zweifel, sie redeten miteinander, teilten Gedanken, die ich nicht lesen konnte.
    Ein Schmerz jagte durch meine Brust, so schrill und heftig, dass ich beinahe aufstöhnte. Obwohl das Bild kaum zu ertragen war, konnte ich meine Augen nicht von den beiden wenden. Gordy hatte Kirby mit an Land genommen, die Frage, was das bedeutete, musste ich mir gar nicht stellen, sie beantwortete sich von selbst.
    Wie betäubt saß ich auf der Bettkante und betrachtete Kirbys vollendeten Körper. Sie besaß die hübschesten Beine, die ich je gesehen hatte, und sie war vollkommen nackt.
    »Sie war dabei, als wir Zak töteten«, erklärte Gordian.
    »Und habe versucht, es zu verhindern«, fügte Kirby hinzu und bedachte mich mit einem Lächeln. »Falls es dich interessiert …«
    Wie selbstverständlich schlang sie Gordy ihre langen, schlan ken Arme um den Nacken, lehnte ihre Schläfe gegen seine Schul ter und drückte ihre bloße Hüfte gegen seine.
    Mordgelüste schossen heiß und sengend meine Wirbelsäule hi nauf. Ich hätte sie auf der Stelle umbringen können. Aber ich riss mich zusammen. Es war offensichtlich, dass ich Gordian an sie verloren hatte. Ich hatte es schon gewusst, als ich ihn bei den Ilhas Desertas zurückließ, aber nun musste auch mein Herz erkennen, dass es seine Bestimmung war, mit ihr zu leben und zu kämpfen. Im Gegensatz zu mir hatte er seine Aufgabe erfüllt, denn offenbar war es ihm gelungen, die Delfinnixe hinter sich zu scharen und so etwas wie eine Führerschaft zu übernehmen. Ich wusste, ich sollte mich für ihn freuen, aber ich schaffte es nicht. Nicht solange Kir by so nackt und so schön und mit diesem Triumph im Blick ne ben ihm stand. Nun, da von Zak keine Gefahr mehr ausging und Kirby ein menschliches Geschlecht besaß, konnte ich mir ausma len, was sie und Gordy im Laufe der Nacht oder in den frühen Morgenstunden irgendwo hier auf den Klippen von Guernseys wundervollen Stränden miteinander tun würden.
    Schmerz und Übelkeit schüttelten mich bei dieser

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