Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
Vom Netzwerk:
Rachen hinauf. Ich musste kräftig schlucken, um nicht auf der Stelle loszuheulen.
    »Javen Spinx … dein Vater … hast du keinen Einfluss auf ihn?«, fragte meine Großtante leise.
    Ich schüttelte den Kopf. »Er … er ist ziemlich gefühlskalt. Be rechnend. Ich bin total froh, dass Mam darauf verzichtet hat, ihn noch einmal zu treffen.«
    »Du hast also keine … Gefühle für ihn?«
    Ich schloss die Augen und stöhnte tief. »Gott bewahre, nein!« Für mich gab es nur Pa. Pa. Pa. Und daran würde sich bis zu mei nem Lebensende auch nichts ändern. »Außerdem hat er Gordy verraten.« Was ich ihm nie, nie, nie verzeihen würde!
    »Und die Menschen auf der Insel ganz schön in Panik versetzt«, ergänzte Tante Grace. »Manche denken, dass Guernsey eine Inva sion von Meerungeheuern bevorsteht, die sich an uns rächen wol len, weil wir ihnen die Nahrung wegfischen. Ich habe gehört, dass einige auf der Stelle ins Underground Hospital einziehen würden, wenn man es ihnen gestattete.«
    Ich sah ihr fest ins Gesicht. »Notfalls musst du auch dorthin.«
    »Mhm.« Tante Grace tätschelte meinen Oberschenkel. »Das ist kein guter Ort für eine alte Dame wie mich«, meinte sie halb ernst, halb scherzend. »Fällt dir nichts Erquicklicheres ein, was wir stattdessen tun können?«
    Wieder schüttelte ich den Kopf. »Nichts außer warten und hof fen.«
    »Tja, dann hoffe ich jetzt mal, dass dieses hier dir vielleicht wei terhilft«, sagte sie, zog einen Umschlag aus dünnem zitronengel bem Seidenpapier aus ihrer Jackentasche hervor und legte ihn vor mich auf den Tisch.
    Das war es also, was so geheimnisvoll geknistert hatte !
    »Ein Brief?«, fragte ich verwundert. »Von wem? «
    »Von Jane. «
    Mein Herzschlag geriet ins Stocken. »Für mich? «
    »Warum sollte sie mir schreiben?«, entgegnete Tante Grace trocken.
    Keine Ahnung! »Ist sie hier gewesen?«
    »Ja, vor einer halben Stunde.«
    Und ich hatte nichts davon mitbekommen!
    »Jane war der Ansicht, dass du sicher nicht mit ihr sprechen wolltest, und hat mich gebeten, dir den Brief zu geben und dir auszurichten, dass du ihn bitte dringend lesen musst .«
    »Okay …« Ich atmete langsam aus. Okay. Okay.
    Meine Finger zitterten, als ich den Umschlag vom Tisch nahm.
    »Also, dann …« Tante Grace erhob sich schwerfälliger, als es sonst ihre Art war, »… lass ich dich jetzt mal allein.«
    Sie gab sich Mühe, laut aufzutreten, und ich wartete, bis ihre Schritte sich entfernt hatten, dann riss ich den Umschlag auf und zog einen schmalen, eng beschriebenen und ebenfalls zitronengel ben Bogen daraus hervor.
    Liebe Elodie,
    ich weiß, dass Du wahnsinnig enttäuscht bist. Von mir, von Cyril und wahrscheinlich auch von Javen … und ganz sicher kann es in Deinen Augen keine Rechtfertigung für unser Verhalten geben. Trotzdem möchte ich versuchen, es Dir zu erklären.
    Wir alle haben Skint unterschätzt. Er hasst die Delfinnixe. Frag mich nicht, wieso. Soweit ich weiß, gibt es keinen besonderen Grund dafür. Er hasst auch die Menschen und alle, die in irgendeiner Weise Schwäche zeigen, was Javen in Skints Augen offenbar getan hat, als er seinen Sonderstatus aufgab, um ihn Dir zu überlassen. Aber Javen war gar nichts anderes übrig geblieben. Es war nötig, um all die anderen davon zu überzeugen, dass es sich lohnt, Dich anzuhören.
    Ich musste absetzen und mich kurz sammeln, bevor ich weiterlesen konnte.
    Wir waren zutiefst überzeugt davon, dass Du mühelos alle in den Bann ziehen würdest, und bei einigen wie beispielsweise Solange, Tisha und Bertrand ist das auch gelungen. Aber wie gesagt, wir haben Skint und die anderen Hardliner unterschätzt. Du weißt, dass es unter den Haien verpönt ist, sich mit Menschen zu paaren, weil es unsere Tarnung gefährdet. Deshalb werden Halbnixe von vielen als unwert oder sogar bedrohlich angesehen und mitunter gnadenlos verfolgt und getötet.
    Tyler!, schoss es mir durch den Kopf. Auch er hatte die Regeln gebrochen, indem er sich mit Lauren zusammentat. Jetzt erschien es mir logisch, dass er nicht zu dem Treffen auf Little Sark gekom men war. Ob er überhaupt noch lebte?
    Ich kann Dir gar nicht sagen, wie leid es mir tut, dass wir Dich dieser Gefahr ausgesetzt haben. Aber nachdem Cyril uns so eindrucksvoll schilderte, was er über Deine Begegnung mit dem weisen alten Walnix mit angehört hatte und wie beeindruckend sich danach Deine Talente ausbildeten, konnten wir gar nicht anders, als fest daran zu glauben, dass Du eine Gesandte des

Weitere Kostenlose Bücher