Meerestosen (German Edition)
Acht ließ. Gordy will euch weder verlieren noch verlassen. Er leidet unendlich darunter, dass er als Sonderling gilt. Denn in Wahrheit seid es doch ihr , die ihn verstoßt.
Oceane schüttelte sachte den Kopf. Und ich dachte, du wüsstest es besser.
Was meinst du?, gab ich betroffen zurück.
Ein Plonx ist ein Delfinnix, der aus dem Meer steigt und den Menschen unser Geheimnis offenbart, sagte sie eindringlich.
Weil er sich nach der Sonne sehnt. Das stammt doch von dir … Oder?
Oceane nickte, und ich glaubte, in ihren Augen ein kurzes Auf leuchten zu bemerken.
Eine sehr romantische Vorstellung, gebe ich zu, erwiderte sie. Allerdings hat auch sie wenig mit der Wirklichkeit zu tun. Wir Delfinnixe kennen die Sonne. Wir genießen sie jedes Mal, wenn wir zum Luftholen an die Meeresoberfläche kommen.
Aber ich dachte …
Ich habe es nur gesagt, um Gordy zu trösten, fiel sie mir ins Wort. Er war so unglücklich darüber, seine Außenhaut und seinen Schatten verloren zu haben. Ich bin seine Mutter … Ich musste ihm eine Erklärung geben, auch wenn uns beiden natürlich bewusst war, dass sie nicht viel mit der Realität zu tun hat.
Aber du hattest recht damit, entgegnete ich. Es ist nicht das Gleiche. Im Gegenteil: Es ist etwas Besonderes, an Land gehen zu können, die warmen Klippen unter den Fußsohlen und das Licht der Sonne überall auf der Haut spüren zu können.
Ein Delfinnix, der sich nach dem Licht und der Wärme des Landes sehnt, zahlt einen hohen Preis, betonte Oceane. Er verliert die Zugehörigkeit zu seiner Art.
Und wird von den Menschen als Feind angesehen, setzte ich leise hinzu. Er muss sich vor ihnen verstecken.
Oder sich mit ihnen verbünden, fuhr Oceane fort.
Was nicht automatisch bedeutet, dass er gegen euch ist, argumentier te ich.
Womit wir wieder beim Ausgangspunkt wären! Sie seufzte tief. Einige wenige von uns werden ihn nach wie vor lieben und unterstützen. Und vielleicht wird Gordy auch den einen oder anderen Menschen für sich gewinnen können. Aber leider hilft das weder dir noch ihm. Denn sobald es sich unter den Delfinen herumgesprochen hat, dass Niklas, Pine und Liam von Hainixen getötet wurden, werden sie euch erbarmungslos nachstellen.
Das tun sie doch längst!
Oceanes Gesichtszüge verhärteten sich. Bisher hattet ihr es nur mit einer einzigen Allianz zu tun, entgegnete sie und der Tonfall in ihrer Stimme ließ mich frösteln. Doch das wird sich nun ändern. Die Verständigung unter den Delfinnixen funktioniert rasend schnell. Schon sehr bald wird es keinen Ort auf der Welt mehr geben, an dem ihr wirklich sicher seid. Du kannst mir glauben, Elodie: Sie werden nicht eher ruhen, bis sie euch vernichtet haben, schloss sie mit einer Schärfe, die mir einen Schauer über den Rücken jagte.
Meine Augen fingen an zu brennen, und ich spürte, wie ich am ganzen Körper zu zittern begann. All das war nun wirklich nichts Neues für mich, es jedoch in dieser Deutlichkeit von Gordians Mutter zu hören, gab dem Ganzen ein völlig anderes Gewicht. Eine beißende Verzweiflung brach sich in mir Bahn. Ich wollte mich gegen Oceanes Worte auflehnen, aber sie ließ mich nicht entkommen.
Es gibt nur einen einzigen Ausweg, wisperte sie, während sie meinen Blick suchte. Wenn Gordian und Kirby füreinander bestimmt sind …
Sie sprach es nicht aus und das musste sie auch nicht. Es war so einleuchtend … so entsetzlich einleuchtend. Ich konnte kaum atmen, so weh tat es.
Und was ist … mit mir?, hauchte ich.
Du bist keine Verstoßene , sagte Oceane kühl. Du wirst Schutz finden – sowohl bei den Menschen als auch bei den Hainixen.
Oceane ließ mir keine Zeit, über ihre Worte nachzudenken, und sie ersparte es mir auch, mich vor ihren Augen zu verwandeln. Es schien sie überhaupt nicht mehr zu interessieren.
Wir müssen zurückkehren, sagte sie unvermittelt. Cullum ruft uns. Er … Die Farbe wich aus ihrem Gesicht. Es muss etwas passiert sein …
Etwas mit Gordy?, fragte ich erschrocken.
Oceane antwortete nicht. Aber ich sah ihren Blick und der sprach Bände. Eiskalte Angst explodierte in meinem Magen und breitete sich von dort bis in jede Zelle meines Körpers aus.
Was ist mit ihm?, hörte ich mich schreien, aber da war Oceane bereits aus ihrer Mulde geglitten und in die Grotte hinabgetaucht.
Ich folgte ihr, so schnell ich konnte, und arbeitete mich blind vor Panik durch die stockfinstere Enge des Felsengangs. Ich merk te kaum, dass mein Ellenbogen gegen einen Vorsprung stieß und
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