Meerestosen (German Edition)
senkte sich in meine Augen. Und ebenso wenig wissen sie, wer du in Wahrheit bist.
Ich schluckte. Aber Idis hat sich nicht das Geringste anmerken lassen , wandte ich ein. Sie ist kein bisschen überrascht gewesen, mich so zu sehen.
Das werden meine Eltern und die anderen auch nicht sein.
Ich musterte ihn stirnrunzelnd und versuchte einmal mehr, in seinen Gedanken zu lesen, doch er hielt sie vor mir verschlossen. Seine Miene war unergründlich.
Zumindest werden sie es nicht zeigen, meinte er schließlich und küsste mich auf die Stirn. Und was Idis betrifft: Sie mag dich und wollte vermeiden, dass du dich bei meiner Familie und unseren Freunden womöglich nicht willkommen fühlst. Der Druck seiner Finger in mei nem Nacken wurde intensiver. Glaub mir, sie freuen sich, dich endlich kennenzulernen.
So wie Kirby?
Ich wollte das nicht sagen, schon gar nicht in diesem Ton. Es rutschte mir einfach über die Lippen und ich verfluchte mich da für.
Gordians Blick verdunkelte sich. Sie wird sich an dich gewöhnen. Es ist nicht ganz leicht für sie zu verstehen, dass ich … mich so sehr verändert habe.
Warum hast du mir nie von ihr erzählt?
Gordy antwortete nicht gleich. Offenbar war es nicht einfach für ihn, die richtigen Worte zu finden.
Nehmen wir an, Cyril hätte nichts gegen mich, begann er nach einer Weile. Und du könntest ganz normal mit ihm befreundet sein. Wie würdest du mir deine Gefühle für ihn erklären?
Ich sah ihn verwundert an. Ich müsste es gar nicht, stimmt’s? Du verstehst es viel besser, als es bisher den Anschein hatte!
Gordy zog mich in seine Arme und küsste mich.
Und du bist gar nicht eifersüchtig?, fragte ich.
Er strich mit seiner Nasenspitze über meinen Nasenrücken. Hätte ich denn einen Grund?
Natürlich nicht!
Na, siehst du. Lächelnd drückte er mich an sich und ich schmieg te mich zögernd in seinen Arm.
Und ich?, fragte ich leise. Hätte ich einen?
Elodie, flüsterte er an meinem Ohr. Ich kenne Kirby seit meiner Kindheit. Damals haben wir jede freie Minute miteinander verbracht. Sie ist eine sehr, sehr gute Freundin und sie ist mir wichtig. Verstehst du das?
Ja, das tat ich. Ich verstand es, und dennoch wünschte ich mir im Augenblick nichts sehnlicher, als dass sie nicht existierte.
Würdest du sie mit deinem Leben verteidigen?
Gordy löste sich von mir und sah mich eindringlich an.
Würdest du Cyril …?
Ich ließ ihn nicht ausreden, denn die Antwort darauf war glas klar. Nein.
Ein Anflug von Überraschung spiegelte sich in seinen Augen.
Nicht?
Cyril braucht meine Unterstützung nicht, erwiderte ich. Er kann sehr gut auf sich selbst aufpassen.
Außerdem wollte ich nicht an ihn denken. Weder an ihn noch an einen der anderen Hainixe.
Kirby ist eine kluge, äußerst talentierte Delfinnixe, sagte Gordy. Und auch sie weiß sich ganz sicher zu verteidigen. Trotzdem würde ich nicht zögern, ihr zu helfen, wenn sie in Gefahr wäre. Das Gleiche gilt für Idis, meine Eltern, ihre Freunde … und deine Freunde. Ganz zu schweigen von dir.
Die Hitze schoss mir in die Wangen und ich hätte mich vor Scham am liebsten in Meerschaum aufgelöst. Dieses Gespräch war dumm und unnötig. Und trotzdem. Eines musste ich unbe dingt noch wissen. Hast du dich oft mit ihr gepaart?
Gordy legte den Kopf in den Nacken, schloss die Augen und seufzte tief. Was willst du denn jetzt hören?
Die Wahrheit.
Meine Stimme zitterte und mein Herz schlug hart gegen mein Brustbein. Die Erinnerung an Gordys Geständnis, dass männ liche Delfinnixe sich den Mädchen ihrer Art gegenüber nicht anders verhielten als ihre tierischen Verwandten, brachte den Schmerz, den ich damals empfunden hatte, überdeutlich zurück. Ich wusste, dass die Nixe den Geschlechtsakt nahezu emotionslos vollzogen, aber die Vorstellung, dass es ihm mit Kirby vielleicht doch zu Herzen gegangen sein könnte, war kaum zu ertragen.
Kein einziges Mal, sagte Gordy.
Was? Ich starrte ihn an und hätte nicht sagen können, ob tausendmal weniger schlimm für mich gewesen wäre als dieses bedeu tungsschwere kein einziges Mal.
Hör zu, sagte Gordy, während seine Hände behutsam meine Arme hinaufwanderten. Ich muss nicht in deinen Kopf schauen, um zu wissen, was du jetzt denkst. Und du hast recht. Kirby hat mir immer mehr bedeutet als die anderen Nixen. Darum habe ich sie nicht angerührt. Außerdem habe ich versucht, sie vor Kyan, Liam, Zak, Niklas, Pine und fremden Allianzen zu schützen. Aber das tat ich nicht, weil ich sie für
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