Meerestosen (German Edition)
an Land zu leben wie ein Mensch oder ein Hainix.
Dieses Recht würde ich jedem von uns zugestehen, lenkte Gordian ein , ebenso wie den Menschen erlaubt sein müsste, im Meer zu leben.
Das tun sie doch längst, knurrte Ramon. Sie kleiden sich in alberne Fischanzüge, fahren in Unterwasserschiffen quer durch die Ozeane und bauen in der Tiefsee riesige Stationen, um die Meeresböden auszubeuten und zu zerstören. Auf lange Sicht haben wir doch gar keine andere Wahl, als uns auf ein Leben an Land einzustellen.
Auch diese Sichtweise verstehe ich, sagte Gordy, allerdings teile ich sie nicht. Es mag dir ungerecht erscheinen, dass wir die einzige intelligente Art auf diesem Planeten sind, die allein mit den Meeren als Lebensraum vorliebnehmen soll. Wenn du jedoch ein wenig darüber nachdenkst, wirst du ebenso wie ich – und wie auch meine Eltern und einige andere es bereits tun – einsehen müssen, dass es dazu keine Alternative gibt.
Ramon öffnete den Mund, um etwas einzuwenden, aber Gor dian ließ ihn nicht zu Wort kommen.
Selbst wenn wir keinem Menschenmädchen mehr etwas antun würden, fuhr er fort und endlich zeichneten sich auch wieder Emotionen in seinem Gesicht ab, würde etwas äußerst Dramatisches geschehen: Menschenfrauen und -mädchen können dem Zauber eines Delfinnixes nicht widerstehen. Sie folgen ihm überallhin und gehen nie wieder eine Verbindung mit einem Menschenmann ein.
Was Grund genug wäre, uns zu bekämpfen, setzte Oceane hinzu. Aber genau das wollen wir doch gerade verhindern.
Ich sah, wie Ramon unter seiner Delfinhülle die Fäuste ballte. Mit zusammengepressten Lippen fixierte er Gordy.
Das ist ja alles schön und gut, brach es schließlich aus ihm hervor. Dennoch fällt es mir schwer zu verstehen, aus welchem Grund ausgerechnet die Haie an Land leben können sollen … und wir nicht.
Gordian warf einen besorgten Blick in Richtung Wasserober fläche. Keine Frage, er hatte nicht damit gerechnet, dass Ramon plötzlich einen solchen Widerstand leisten würde. Die Ausei nandersetzung mit ihm stahl uns nun in der Tat die Zeit, die wir brauchten, um uns vor den madeirischen Tauchern, die trotz Cullums Einsatz möglicherweise schon sehr bald hier auftauchen würden, in Sicherheit zu bringen. Denn die Erinnerung an mich als Halbnixe würde zumindest bei dem einem von ihnen noch im mer vorhanden sein. Andererseits leistete Gordy gerade außeror dentlich wichtige Überzeugungsarbeit, und ich betete inständig, dass es ihm gelingen würde, Ramon auf seine Seite zu ziehen und zugleich seinen Eltern und Poy gute Argumente mit auf den Weg zu geben, die es auch ihnen ermöglichten, fremde Allianzen für unsere Absichten zu gewinnen.
Hainixe unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht von uns, sagte Gor dy nun. Sie sind Einzelgänger, und sie haben Gefühle, die denen der Menschen sehr ähnlich sind. Ich habe einige von ihnen kennengelernt und wage zu behaupten, dass sie den Menschen weder etwas zuleide tun noch eine enge Beziehung mit ihnen eingehen würden. Zwar sind sie in der Lage, Talente auszubilden, mit denen sie Menschen beeinflussen oder sogar kontrollieren können, aber sie verfügen nicht über unsere Ausstrahlung, mit der wir die Menschen zwangsläufig in den Bann ziehen. Außerdem kann ich dir versichern, dass es kein allzu großes Vergnügen ist, an Land zu leben, fügte er seiner Erklärung hinzu. Allein die Nahrungsaufnahme gestaltet sich schon schwierig. Die Luft trocknet unsere Schleimhäute aus, und die Sehnsucht, ins Meer abzutauchen, ist ebenfalls ständig präsent.
Das gilt im Übrigen auch für die Hainixe, meldete ich mich zu Wort und schon richteten sich sämtliche Blicke auf mich. Sie könnten niemals irgendwo im Landesinneren leben. Ihre Sehnsucht nach dem Meer ist so groß, dass Entzugserscheinungen auftreten, sobald sie einige Tage nicht mit Wasser in Berührung gekommen sind. Selbst bei mir ist das mittlerweile so, und das, obwohl ich zur Hälfte menschliche Gene in mir trage und meine ersten siebzehn Lebensjahre ausschließlich an Land verbracht habe.
Poy schürzte die Lippen.
Das würde also bedeuten, dass es Nixen, gleich welcher Art, immer nur möglich wäre, Inseln und Küstenstreifen zu bewohnen? , fragte er.
Gordian nickte. Kyan leidet an maßloser Selbstüberschätzung, wenn er glaubt, dass Delfinnixe die Menschen besiegen oder sogar ausrotten könnten.
Die einzige Lösung für euch ist: Freundschaft mit den Hainixen zu schließen und sie massiv dazu zu
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