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Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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mein Gott!, durchzuckte es mich. War Moira womöglich das fremde Mädchen in der Nähe der Bootsanlegestelle von Herm, das Gordian und ich dort mit Joelle und Olivia sahen, als wir Aimee vor Kyan gerettet hatten?
    »Okay …«, sagte ich mit rauer Stimme. »Und wieso seid ihr mitten in der Nacht mit einem Boot rausgefahren?«
    »Moira war völlig durchgedreht. Sie sagte, sie hätte einen Jungen mit einem Flossenschwanz gesehen, den sie unbedingt finden müsse. Ehrlich, Elodie, ich hab versucht, ihr das auszureden. Aber da war nichts zu machen. Sie war sich so sicher. Sie faselte etwas davon, dass sie sein goldenes Haar im Mondlicht hätte schimmern sehen. Und dass sie das alles für Aimee tun würde.«
    Moira hatte also tatsächlich Gordian gemeint. Allerdings war der wohl kaum heute Nacht hier gewesen. Oder etwa doch?
    Mein Herz fing an zu rasen, und ich wagte es kaum, Cyril in die Augen zu sehen.
    Was machen wir jetzt bloß?
    Er schüttelte unwillig den Kopf. Für ihn schienen Gordian und die Chamäleons zumindest momentan nicht wichtig zu sein.
    Als Erstes muss Ruby nach Hause.
    Das kannst du vergessen. Zu Hause wird sie verrückt.
    Cyrils Kiefermuskeln spannten sich. Wir werden das Unglück melden.
    Natürlich, stimmte ich ihm zu. Und dann?
    Sie werden einen Krankenwagen mitschicken, meinte er vielsagend.
    Ja. Ich nickte. Das war eine gute Lösung. Nicht, dass ich viel von Psychopharmaka hielt, aber in diesem Fall schienen sie mir durchaus hilfreich zu sein.
    Hast du deine Klamotten hier irgendwo in der Nähe deponiert?, fragte ich ihn.
    In den Felsen zwischen Cobo und Vazon, antwortete Cyril.
    Klar, das war ein Ort, wo kaum mal jemand hinkam.
    Ich hole sie und rufe dann die Polizei. Mein Wagen steht auf dem Parkplatz vom Vazon Bay Café. Ich werde schneller wieder hier sein als die Beamten.
    Okay.
    Ich ließ mich von dem flachen Felsvorsprung herunterrutschen und kroch näher an Ruby heran. »Komm her«, sagte ich leise. »Komm her zu mir.«
    Cyril gab sie frei, sodass ich sie in meine Arme nehmen konnte. Sie war klatschnass, fühlte sich zum Glück aber einigermaßen warm an. Ich blinzelte Cyril dankbar zu.
    Er berührte flüchtig meine Schulter und dann war er auch schon die Klippen hinuntergehuscht und mit einem leisen Plätschern ins Meer eingetaucht.
    Ich drückte Ruby an mich, die nun heftig zu zittern anfing.
    »Elodie, ich kann nicht … ich will nicht … wie soll ich denn ohne ihn …?«, wimmerte sie in meine Halsbeuge.
    »Er würde es nicht anders wollen«, sagte ich. »Für Ashton bist du der stärkste Mensch, den er gekannt hat. Du bist immer für ihn da gewesen, ganz gleich wie andere zu ihm standen oder über ihn dachten.«
    »Und er für mich«, schluchzte Ruby. »Er für mich, El. Ich brauche ihn. Ich brauche ihn so sehr.«
    »Tust du nicht«, entgegnete ich sanft. »Du liebst Ashton, aber du brauchst ihn nicht.«
    Ich dachte an Pa und meine Schwierigkeit, ihn nach seinem Tod loszulassen, und wunderte mich über meine eigenen Worte.
    »Und deshalb musst du ihn gehen lassen. Hörst du, Ruby, du musst dich von ihm verabschieden.«
    »Nein. Nein. Nein. Nein.« Sie drückte ihre Stirn mit kreisenden Bewegungen gegen meine Schulter.
    Ich streichelte ihren Rücken und strich ihr die Haare aus dem Gesicht, damit ich meine Wange an ihre legen konnte. »Er hat es verdient«, flüsterte ich. »Ashton ist ein so wundervoller Mensch gewesen. Wir können ihn nicht einfach hier liegen lassen und da rauf warten, dass er irgendwann abgeholt wird. Ich habe ihn auch geliebt, Ruby … nicht so wie du, das nicht … und ich möchte mich gerne von ihm verabschieden. Und zwar jetzt. Denn später habe ich womöglich keine Gelegenheit mehr dazu.«
    Ein Beben ging durch Rubys Körper. Sie schüttelte noch einige Male den Kopf, aber dann löste sie sich von mir und rutschte über den rauen Fels zur Seite. Sie zog die Beine an, umschlang ihre Knie und starrte wie benommen auf Ashtons blasses Gesicht.
    Ich beugte mich über ihn, strich ihm sachte über Haare und Stirn und drückte ihm schließlich die Augen zu. Dann ließ ich mich eng an seiner linken Seite nieder und nahm seine Hand.
    »Du bist ein riesengroßes Vorbild für mich gewesen, Ashton, weißt du das? So ehrlich, so treu und so lebensfroh … eigentlich hätte mir deine ewig gute Laune ganz schön auf den Wecker ge hen müssen …«
    »Das stimmt doch gar nicht«, krächzte Ruby. »Er hatte nicht immer nur gute Laune. Er konnte auch ganz anders sein.«
    »Er

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