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Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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gemacht.«
    Mit dem letzten Wort brach ihre Stimme weg und sie fing an zu weinen.
    »So ein Arschloch!«, entfuhr es mir. Trennt sich von ihr und rammt auch noch einen Keil zwischen uns. »Es tut mir ehrlich leid, dass ich dir damals empfohlen habe, ihm noch eine Chance zu geben«, setzte ich betreten hinzu.
    Sina seufzte leise. »Ach, El ...«
    Sie zog die Nase hoch, dann schluchzte sie leise weiter.
    Ich spürte, wie sich mir das Herz zusammenkrampfte. In schnel lem, wehem Rhythmus schlug es bis in meine Kehle hinauf. »Es tut mir so leid«, sagte ich heiser. Wie gerne wäre ich jetzt durch die Leitung geschlüpft und hätte sie fest in meine Arme genommen!
    »Schon gut«, krächzte Sina. »Du kannst ja nichts dafür … Wo her hättest du auch wissen sollen, dass ich …?« Sie brach ab, und ich hörte, dass sie sich die Nase putzte. »Elodie, es ist ganz allein meine Schuld«, fuhr sie noch immer schniefend, aber in wesent lich energischerem Tonfall fort. »Ich hätte es wissen müssen … Ich hätte wissen müssen, dass Frederik sich eigentlich nicht in mich verliebt haben konnte.« Plötzlich lachte sie, doch es klang verdammt bitter. »Weißt du, was er gesagt hat?«
    »Nein …?«
    »Dass du unglaublich gut küssen kannst … und dass er das ein fach nicht aus dem Kopf kriegt …«
    Ich hielt einen Moment die Luft an, dann sagte ich: »Okay, beim nächsten Mal ertränke ich ihn.«
    Wieder wurde es bedrohlich still in der Leitung. Ich vernahm nicht einmal mehr Sinas Atemgeräusche und rechnete fest damit, dass sie nun doch jeden Augenblick die Abbruchtaste drücken würde. Aber sie tat es nicht, stattdessen flüsterte sie: »Es ist also wirklich wahr? Du verwandelst dich in eine Nixe?«
    »Ja.« Es war nur ein Hauch, der über meine Lippen kam.
    Abwartend lauschte ich ins Handy.
    »Okay«, wisperte Sina. »Okay.«
    »Du fehlst mir«, sagte ich leise und in diesem Moment war es die absolute Wahrheit.
    »Du mir auch, El ...«
    Stille.
    Dann: »Du ahnst ja gar nicht, wie sehr. Ich … ich …«, fing Sina an zu stammeln. »Anfangs hatte ich ja noch das Gefühl, dass wir trotz der räumlichen Entfernung irgendwie immer miteinander verbunden wären, doch nachdem du Lübeck zum zweiten Mal und dann auch noch so Hals über Kopf verlassen hattest, fühlte es sich wie abgeschnitten an. Als ob man dich einfach aus meinem Leben herausgerissen hätte.«
    »Das ist nicht so«, erwiderte ich, obwohl ich es ja ganz ähnlich empfunden hatte. »Ich bin immer noch da, Sina. Und wir sind auch noch immer Freundinnen. Egal, was passiert ist …« – oder noch passieren wird, fügte ich in Gedanken hinzu. »Vielleicht kannst du … es sind ja bald Sommerferien …«, hörte ich mich sagen und schüttelte bereits im selben Moment den Kopf über mich. – Es gab sie also noch, diese Sentimentalität, die mich nur auf meine Gefühle horchen ließ und alles andere einfach ausblen dete.
    »Ja, vielleicht sollte ich das tatsächlich tun«, sagte Sina zögernd. Dann lachte sie leise. »Bis Ende Juni … Ich meine, was sind schon vier oder fünf Wochen! … Und ein bisschen Zeit brauche ich sowieso, um mich an den Gedanken zu gewöhnen, dass du jetzt nicht mehr meine alte Elodie bist.«

    Nachdem wir uns verabschiedet und einander fest zugesichert hatten, ab sofort wieder regelmäßig in Kontakt zu bleiben, stellte ich mich ans Fenster und genoss noch eine Weile die Wärme, die das Gespräch mit Sina in mir hinterlassen hatte.
    Eigentlich unfassbar, dass sie mir letzten Endes offenbar ge glaubt und verziehen hatte, und schon begann ich mich zu fragen, ob auch hierbei womöglich das Meer seine Kraft geltend mach te. – Aber das wäre nun wirklich zu einfach gewesen. Dafür war das, wofür es mich vorgesehen hatte, viel zu ernst, und ich konn te nur hoffen, dass Sina meine Idee, in den Sommerferien nach Guernsey zu kommen, nicht in die Tat umsetzen würde. Auch wenn ihr ein bisschen Abstand nach der Trennung sicher guttäte.
    Frederik hatte mich also nicht zum Monster gemacht, wofür ich ihm durchaus dankbar war, ansonsten konnte ich allerdings nicht ein einziges gutes Haar mehr an ihm lassen.
    »Ach, Gordy!«, flüsterte ich, während ich meinen Blick über die unergründlich blaugraue und von winzigen Wellenkämmen aufgeraute Meeresoberfläche gleiten ließ. »Wo bist du? Wie geht es dir? Denkst du ebenso oft an mich wie ich an dich? Oder hast du dich längst mit deinem Schicksal arrangiert, dich mit Kirby vereint und mich

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