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Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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vergessen?«

    Inzwischen war eine weitere Woche vergangen. Der Tag neigte sich dem Abend zu, die Sonne hatte das Meer über dem Horizont in ein sanftes orangegelbes Licht getaucht, der halbe Mond stand bereits hoch am Himmel.
    Lautlos glitten Kyan und Malou nebeneinander durchs Wasser. Sie, Ramon, Pinto, Rijn und die drei Chamäleon-Nixe – Jager, Rando und Kirk – bildeten den Anfang seiner neuen Allianz. Noch in dieser Nacht würden sie ausschwärmen und Tausende weitere Delfinnixe anwerben, während er, Kyan, abermals an Land ging.
    Fünf Wochen blieben ihnen für die Vorbereitung der Invasion, fünf Wochen, die Botschaft zu verkünden und die Haie rund um die Kanalinseln zu töten.
    Danach waren die Menschen an der Reihe … Insel für Insel, Land für Land, Kontinent für Kontinent.
    Es war eine berauschende Vorstellung, und Kyan wurde nicht müde, Malou davon zu berichten. Sie paarten sich mehrmals am Tag auf einem weichen Algenbett zwischen den Riffen vor Guernseys Südküste, ein zutiefst unbefriedigter und unstillbarer Drang trieb sie immer wieder zueinander hin.
    Eine Mondphase noch, meine Liebste, wisperte Kyan. Danach wird endlich alles anders.
    Malou rieb mit ihrer Außenhülle sehnsüchtig über seinen Delfinleib und senkte ihren Blick tief in seine dunklen Augen. Warum darf ich nicht heute schon mit dir kommen?, schmollte sie.
    Glaub mir, nichts wäre mir lieber, log Kyan, denn mehr noch als nach Malou verlangte ihn nach den Menschenmädchen.
    Er wollte nicht lieben, sondern strafen. Das war seine Aufgabe, ebenso wie die Malous und aller anderen Nixe seiner zukünftigen Allianz.
    Sicher würde es nicht ganz einfach sein, Malou davon zu überzeugen, dass auch sie zum Töten bestimmt war, aber seine Küsse würden sie für ihre Folgsamkeit belohnen.
    Wir brauchen dich, schmeichelte Kyan. Du bist das einzige Mäd chen unter uns und damit auserkoren, die erste weibliche Allianz zu führen.
    Malou schüttelte missmutig den Kopf. Darauf lege ich keinen Wert, entgegnete sie. Alles, was ich möchte, ist bei dir sein.
    Das wirst du, gab Kyan sanft zurück. Sobald der Mond zum zwei ten Mal rund und voll am Himmel steht, werden wir zusammen das Land betreten. Wir werden uns berühren, wie die Menschen es tun. Aber, Malou, fuhr er eindringlich fort, dasselbe werden wir auch mit ihnen machen. Ein lüsternes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Mit dem kleinen, aber entscheidenden Unterschied, dass sie den Akt nicht überleben werden.
    Malou kniff die Augen zusammen. Argwöhnisch musterte sie die Miene ihres Freundes. Wozu ist das nötig?, wollte sie wissen.
    Kyan unterdrückte das spöttische Lachen, das in seine Kehle drängte. Das Töten?, fragte er gepresst.
    Nein, ich meine den Liebesakt!
    Es ist kein Liebesakt, Malou, beschwor er sie. Wir hassen die Menschen. Nur, wenn wir sie vernichten, können wir überleben. Verstehst du das denn nicht?
    Aufmerksam verfolgte Kyan jede Regung in ihrem Gesicht.
    Das tue ich, antwortete Malou zu seiner großen Erleichterung. Es erschließt sich mir nur nicht, warum wir uns zu diesem Zweck mit ihnen vereinen müssen. Wir sind doch ohnehin viel stärker als sie.
    Kyan blähte die Nasenlöcher. Er hatte Malou unterschätzt. Sie war viel klüger, als er bisher angenommen hatte. Trotzdem: Es gefiel ihm nicht, was er da hörte. Er begehrte Malou, seit er denken konnte. Nie hatte er eine andere Nixe so sehr für sich allein gewollt wie sie. Wenn er es jedoch nicht schaffte, sich ihr Vertrauen zu bewahren, würde er vor eine schreckliche Entscheidung gestellt. Aber darüber mochte er jetzt noch nicht nachdenken.
    Du wirst schon sehen, erwiderte er ausweichend.
    Malou hob die Augenbrauen. Wieso erklärst du es mir nicht ein fach?
    Weil es nicht so einfach ist, knurrte Kyan.
    Ich weiß schon, gab sie leise zurück. Es macht mehr Spaß, es auf diese Weise zu tun. Forschend suchte sie seinen Blick. Richtig?
    Kyan schürzte die Lippen und schließlich nickte er.
    Es hat nichts mit Liebe zu tun, sagte er und sah ihr fest in die Augen.
    Malou schob herausfordernd ihr Kinn vor. Obwohl es ein und die selbe Handlung ist?
    Was Nixe miteinander tun, ist auch ein und dieselbe Handlung, entgegnete Kyan ein wenig gereizt, und dennoch nicht dasselbe.
    Malou presste schweigend die Zähne aufeinander. Ein Zug von Bitterkeit lag um ihre Mundwinkel.
    Da hast du wohl recht, antwortete sie. Ihr nehmt euch die Nixen, wie es euch gefällt. Wir dagegen haben keine Wahl … Es sei denn, wir stehen

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