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Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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hinter mich getreten war und sich über meine Schulter beugte. »Poy hat erzählt, dass er ihn auf dem Weg zum amerikanischen Kontinent getroffen hat. Verdammt noch mal, Cyril, wie kann es sein, dass er mit dieser Shelley genau das Gleiche gemacht hat wie die Chamäleons mit Moira?«
    »Vielleicht haben sie sich abgesprochen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Wie soll das gehen? Zwischen dem Ärmelkanal und der amerikanischen Ostküste liegen mindestens sechseinhalbtausend Kilometer.«
    »Sie könnten es schon früher geplant haben«, wandte Cyril ein.
    Oh, nein! Das mochte ich mir lieber nicht vorstellen! Außer dem schoss mir nun auch noch eine andere Erklärung durch den Kopf. »Möglicherweise benutzen sie ihr animalisches Echolot.«
    Cyril krauste die Stirn. »Ihr was?«
    Mit wenigen und für meine Verhältnisse erstaunlich präzisen Sätzen erläuterte ich ihm die drei Verständigungsebenen der Del finnixe, was Cyril am Ende mit »Heilige Scheiße!« kommentierte.
    »Das kannst du laut sagen«, knurrte ich.
    Wenn es sich tatsächlich so verhielt, dass Kyan entgegen aller Erwartung doch auf dieses niedere Echolot zurückgegriffen hatte und immer noch die Fäden spann, musste ich davon ausgehen, dass er auch über Gordys und meine Pläne oder zumindest über unsere Aufenthaltsorte informiert war – und dass in den nächs ten Tagen und Wochen an weiteren Orten dieser Welt ermordete Mädchen in Fischernetzen gefunden werden würden.
    Mit fiebrigen Fingern nahm ich die Zeitung wieder auf.
    Ferner werde geprüft, ob der Tod von Shelley West im Zusam menhang mit den Sexualmorden an zwei jungen Frauen auf der britischen Kanalinsel Sark vor einigen Wochen zu sehen ist.
    »Sie haben sich wegen Moira also noch gar nicht ausgetauscht!«, stieß ich hervor.
    Cyril gab einen unwilligen Brummton von sich und sagte: »Lies weiter!«
    Als ebenfalls beunruhigend bewerten die US Coast Guards die Aussage eines portugiesischen Wassersportlers, der bei einem Tauchgang Ende Mai einer Seejungfrau begegnet sein will, de ren menschlicher Oberkörper seiner Beschreibung nach von der Hüfte an abwärts in eine Haifischflosse übergegangen sein soll.
    Der britische Meeresforscher und Umweltaktivist Javen Spinx hat die Existenz eines solchen Wesens allerdings für höchst unwahrscheinlich erklärt. In einem Interview, das die spanische Boulevard-Journalistin Carmelita Luengo anlässlich des Iberischen Küstenschutztages mit ihm führte, äußerte Mr Spinx die Vermutung, dass es sich um eine Sinnestäuschung gehandelt haben müsse, die bei Tauchern nicht selten vorkomme. Auf die Frage, ob er es für möglich halte, dass eine intelligente Abart der Delfine für die mysteriösen Tode der jungen Frauen verantwortlich sei, schwieg der prominente Biologe. Inzwischen hat er allerdings dazu aufgerufen, den Atlantik zu meiden, die Fangquoten zu dezimieren und die Öl- und Gasförderung einzudämmen. Es sei nicht auszuschließen, dass die »Bewohner« des Meeres sich gegen die Ausbeutung durch den Menschen zur Wehr zu setzen begännen.
    »Begännen?«, schnaubte ich. »Sie haben es doch längst!«
    »Das kann Javen so aber nicht sagen«, erwiderte Cyril. »Die meisten halten ihn ohnehin für einen Spinner. Außerdem ver suchen Fischerei-Lobbyisten und die Funktionäre der Ölfirmen schon seit Jahren, ihm etwas Illegales anzuhängen. Und was Moi ra betrifft«, fuhr er gleich darauf fort, »die hiesige Gendarmerie scheint Rubys Aussage zu glauben. Allerdings können wir uns nicht darauf verlassen, dass es so bleibt. Sollten die Delfine oder wir genetische Spuren an ihrem Körper hinterlassen haben, wer den die Behörden ganz schnell eins und eins zusammenzählen.«
    »Allerdings nur, wenn sie Verdacht geschöpft haben«, hielt ich dagegen. »Welchen Grund hätten sie sonst, Moiras Körper auf DNA zu untersuchen?«
    »Keine Ahnung, Elodie«, antwortete Cyril dumpf. »Alles, was ich dazu sagen kann, ist, dass ich ein verdammt mieses Gefühl habe. Irgendwas braut sich zusammen. Die Menschen hier auf den Kanalinseln verhalten sich anders als sonst. Auf den Stra ßen wird kaum noch geredet. Wenn man über Lauren, Bethany oder Moira spricht, tut man das in den Wohnstuben oder hinter vorgehaltener Hand. Die Strände sind kaum noch besucht und viele haben ihre Vermietungen an Touristen eingestellt. Selbst in den Hotels und Pensionen herrscht nicht der übliche Betrieb und auch der alte George bietet seine Höhlentouren auf Sark nur noch an zwei Nachmittagen in

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