Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
Vom Netzwerk:
es dir zeigen?«, entgegnete ich, und als ich keine Antwort bekam: »Keine Sorge, ich kann meine Haihaut genauso schnell überstreifen wie er. Außerdem ist es eigentlich nicht vor gesehen, dass uns jemand dabei beobachtet«, konnte ich mir nicht verkneifen zu bemerken.
    Meine Mutter zuckte nur die Achseln.
    Unterdessen hatte Cyril die beiden ersten Gartenterrassen er klommen und seine Klamotten unter einer weiß blühenden Hor tensie hervorgezogen. Tropfnass und mit seinem Kleiderbündel unter dem Arm stand er nun vor uns und entschuldigte sich ga lant für seine »unaufgeräumte Erscheinung«.
    »Kein Problem«, erwiderte Mam munter. »Von einem Nix kann man wohl kaum erwarten, dass er fix und fertig angezogen und frisch frisiert aus dem Meer steigt.«
    »Nein«, sagte Cyril und bedachte sie mit einem strahlenden Lä cheln.
    Mam lächelte hingerissen zurück.
    »Glaubst du, ich könnte deinen Vater treffen?«, fragte sie rund heraus.
    Cyril warf mir einen fragenden Blick zu, woraufhin ich nur un auffällig mit den Schultern zuckte.
    »Ja … Wieso nicht?«, gab er zögernd zurück. »Es ist nur so, dass ich nie genau weiß, wo er sich gerade aufhält. Aber wenn ich ihn zufällig irgendwo treffen sollte, kann ich ihm ja ausrichten …«
    »Das wäre wirklich lieb«, sagte meine Mutter. »Weißt du, es ist mir sehr wichtig.«
    Cyril nickte, dann wanderte sein Blick zu mir, und ich bildete mir ein, einen Funken Unruhe darin zu erkennen. »Kann ich kurz mit dir reden?«
    »Klar.«
    Er deutete auf den unbenutzten Teller vor mir.
    »Hast du überhaupt schon gefrühstückt?«
    »Ja, sei beruhigt«, erwiderte ich, während ich mich langsam erhob. »Mam und ich haben uns direkt von den Servierplatten bedient.«
    Cyril grunzte zufrieden.
    »Ist es in Ordnung, wenn wir die Zeitung mit hinauf in Elodies Zimmer nehmen?«, richtete er sich an meine Mutter.
    »Sicher.« Mam zuckte die Achseln. »Ich werde wohl keinen Blick hineinwerfen. Dazu reichen meine Englischkenntnisse nicht aus, aber …«
    »Was ich kaum glauben kann«, unterbrach Cyril sie mit einem charmanten Augenzwinkern, während er nach der London Times griff.
    »Wie auch immer«, wiegelte meine Mutter sein Kompliment ab. »Soweit ich weiß, hat Tante Grace noch nicht hineingeschaut.«
    »Ich bringe die Zeitung nachher wieder runter«, versprach ich und folgte Cyril mit einem eleganten Satz über den Balkon in mein Apartment.
    »Wir sollten sie nicht überstrapazieren«, ermahnte ich ihn, nachdem ich das Schiebefenster hinter mir zugezogen hatte. »Meine Mutter muss sich erst noch an den Gedanken gewöhnen, dass wir keine normalen Menschen sind.«
    »Das hat sie doch längst«, gab er zurück. »Sie hat mir mehrmals dabei zugesehen, wie ich aus dem Meer gekommen und hier zu dir heraufgesprungen bin.«
    »Ja … dir.«
    »Du hättest ja die Haustür nehmen können …«, erwiderte er.
    »Okay«, sagte ich, denn ich hatte keine Lust auf diese Haarspalterei. »Was ist passiert?«
    »Schau in die Zeitung«, sagte Cyril. »Seite fünf.« Dann ver schwand er mit seinen Klamotten im Bad.
    Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis er vollständig angeklei det zu mir zurückkam, aber da hatte ich den Bericht, den er mein te, bereits gefunden.
    Die Schlagzeile ließ sämtliches Blut aus meinem Gesicht wei chen. Zitternd plumpste ich in einen der beiden Rattansessel und fing an zu lesen.
    Vermisstes Mädchen Opfer von Meeresungeheuer?
    Warrington/Florida press. Die sechzehnjährige Shelley West, die am Morgen des 23. Mai nach einem Strandspaziergang nicht in das Haus ihres Vaters in der Perdido Key zurückkehr te und eine Woche später an einem Treibnetz der Crapgow Fishing Company hängend gefunden wurde, ist möglicherwei se von einer Delfinmutation getötet worden.
    Der Chicagoer Gerichtsmediziner Andrew Clarkson, der eigens für die DNA-Analyse der gefundenen Speichelspuren im Rachen des Mädchens herangezogen wurde, ließ verlau ten, dass es sich hierbei um keine »rein menschliche Probe« handele. Vielmehr deute alles darauf hin, dass – so unglaub lich es auch klingen möge – Shelleys Mörder ein Mischwesen aus Mensch und Delfin sei. Ob das Mädchen zufällig in das Treibnetz geraten oder vorsätzlich daran befestigt worden sei, müsse noch geklärt werden. Eine entsprechend ausgerüstete Tauchergruppe sei inzwischen vor Ort und suche den Meeres grund nach eventuellen Hinweisen ab.
    »Zak«, murmelte ich, ließ die Zeitung sinken und wandte mich Cyril zu, der inzwischen

Weitere Kostenlose Bücher