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Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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der Woche an.«
    »Er hat dich also entlassen.«
    Cyril lief hinter mir auf und ab. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass er die Arme vor der Brust kreuzte und sein Gesichtsaus druck alles andere als heiter war.
    »Damit komme ich klar.«
    »Und wovon lebst du?«
    Er stutzte, dann trat er vor mich hin und fragte: »Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?«
    »Allerdings ist es das«, entgegnete ich. »Deinen Magen kannst du ja vielleicht mit rohen Fischen vollstopfen. Deinem Smart be kommen sie aber garantiert nicht. Ich habe jedenfalls noch von keinem Motor gehört, der mit Fischöl betrieben werden kann.«
    »Das wäre ja wohl auch noch schöner«, knurrte Cyril. Er ließ die Arme sinken und seufzte tief. »Javen, mir und allen anderen Hainixen ist bewusst, dass wir uns nicht hundertprozentig umwelt gerecht verhalten. Ich habe mir bereits überlegt, ob ich mir ein Elektroauto anschaffen soll, aber Strom muss schließlich auch ir gendwie erzeugt werden. Und deshalb fahre ich eben diesen Smart, dessen Benzinverbrauch äußerst gering ist«, redete er sich heiß.
    »Ist ja gut«, beruhigte ich ihn. »Mich interessiert doch nur, wo von du ihn bezahlt hast.«
    »Mein Vater hat ihn mir gekauft.«
    »Dann gibt er sich also nicht bloß als Biologe aus, sondern hat tatsächlich einen Beruf?«
    Cyril schüttelte den Kopf. »Nein, aber er sammelt Spenden.«
    »Für seine Umweltprojekte!«
    »Ja, verdammt, Elodie, du hast ja recht! Wir verhalten uns alle nicht hundertprozentig korrekt. Weder die Menschen noch die Nixe.«
    »Moment« sagte ich und hob den Zeigefinger. »Die Delfinnixe haben bis vor drei Monaten nicht die Spur eines Schadens auf diesem Planeten angerichtet.«
    »Wäre dein Gordian nicht an Land gekommen, könnte es im mer noch so sein«, hielt Cyril sofort dagegen. Es rutschte ihm heraus, und es war ihm anzumerken, dass er es bereits in derselben Sekunde bereute. Eine Entschuldigung kam trotzdem nicht über seine Lippen. Ich sah ihm das nach, schließlich wussten wir beide, dass dieses Argument hinkte. In einem Punkt hatte Cyril allerdings recht: Die Delfinnixe waren nicht dazu geschaffen, an Land zu leben. Jedenfalls nicht, solange sie nicht in der Lage waren, ihren Jagd- und Sexualtrieb zu kontrollieren. – Kaum vorstellbar, dass Typen wie Kyan oder Zak das jemals hinbekamen. Aber darüber mochte ich im Moment nicht nachdenken, im Gegensatz zu allen anderen schien mir dieses Problem schlicht unlösbar.
    »Was sollen wir bloß tun?«, stieß ich in einem plötzlichen, schier ohnmächtigen Gefühl der Hilflosigkeit hervor. Verzweifelt richte te ich meinen Blick auf Cyril, der sich mittlerweile auf mein Bett gehockt hatte und nicht weniger bedrückt wirkte als ich. »Wäre es nicht allmählich an der Zeit, so etwas wie eine Versammlung einzuberufen und uns mit den anderen Hainixen zu beraten?«
    Augenblicklich hellte sich Cyrils Miene auf. »Ich habe gehofft, dass du das vorschlagen würdest.«
    Verwirrt sah ich ihn an.
    »Elodie, du führst hier das Kommando«, sagte er, während er sich vom Bett erhob und zu mir herüberkam. »Ich glaube, nie mand von uns, ausgenommen Tyler und seine speziellen Freun de, würde etwas tun, was nicht deinen Wünschen entspricht.«
    Ein flaues Gefühl setzte sich in meiner Magengegend fest. Au ßerdem fingen meine Knie wieder wie verrückt zu zittern an. Ich war froh, dass ich bereits saß.
    »Und ausgenommen Javen Spinx, natürlich«, krächzte ich.
    »Nein, auch das glaube ich nicht«, erwiderte Cyril mit betont fester Stimme. »Sicher würde er mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg halten und auch nicht an Ratschlägen sparen, am Ende würde aber auch er sich dir und deinem Befehl unterordnen.«
    Befehl … unterordnen … Um Himmels willen, was waren das bloß für schreckliche Begriffe! Ich konnte kaum atmen, so schwer laste te diese ungeheure Verantwortung auf mir.
    »Cyril, ich weiß wirklich nicht, ob ich …«
    »Ich fürchte, du hast keine Wahl«, unterbrach er mich aufge regt. »Und ich bin sicher, du wirst das Richtige tun. Außerdem hast du ja eine Menge Freunde, die dir zur Seite stehen.«
    Es klang irgendwie komisch. Fast so, als müsste er nicht mich, sondern sich selbst überzeugen. Unwillig wischte ich diesen Ge danken zur Seite.
    »Heißt das, es hat sich bereits herumgesprochen, dass ich … na ja, dass …« Ich geriet ins Stocken, denn mir fehlten einfach die passenden Worte.
    »Ja, das hat es«, bestätigte Cyril. »Und ich bin mir sicher, dass die Haie, die

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