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Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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und Me lancholie.
    »Und?«, tastete ich mich vor. »Hast du … etwas gefunden?« Ich wusste einfach nicht, wie ich es anders ausdrücken sollte.
    Mam schüttelte den Kopf. »Nicht einmal annähernd. Aber Tan te Gracie meint, Oma Holly wäre genauso gewesen. Immer quir lig, immer optimistisch, immer voller Tatendrang und trotzdem ziellos. Als hätte alles, was sie machte, keinen wirklichen Wert.« Sie musterte mich aufmerksam. »Verstehst du, was ich meine?«
    »Glaub schon.«
    »Ich bin froh, dass es bei dir nicht so ist, Elodie«, fuhr sie zärt lich fort. »Du scheinst deine Sache gefunden zu haben.«
    »Wenn du dich da mal nicht irrst«, murmelte ich. »Alles, was ich weiß, ist, dass ich hierhergehöre«, setzte ich etwas deutlicher hinzu.
    Meine Mutter schenkte mir ein Lächeln. »Immerhin.«
    »Heißt das, du bist nicht sicher, ob du nach Lübeck zurückge hen sollst?«
    Ihre Antwort war ein Achselzucken.
    »Also, ich glaube nicht, dass die Kanalinseln mein ständiger Aufenthaltsort werden. Allerdings habe ich das Gefühl, hier noch etwas erledigen zu müssen. Ich glaube, es hängt mit diesem Jun gen zusammen. Cyril.«
    »Wie kommst du darauf?«, fragte ich erstaunt und wahrschein lich eine Spur zu alarmiert, denn auf Mams Stirn bildete sich eine Steilfalte. »Ich meine, du kennst ihn doch gar nicht.« Ich versuch te, meiner Stimme einen etwas sachlicheren Ton zu verleihen, was mir allerdings nicht überzeugend gelang. »Außerdem ist er ein Hainix.«
    Die Steilfalte verschwand und Mam hob bedeutungsvoll die Augenbrauen. »So wie du.«
    »Ja, aber ich bin bloß …«
    Sie ließ mich nicht ausreden. »Und wie Javen Spinx.«
    Ich zuckte unter der Erwähnung dieses Namens förmlich zu sammen, was meiner Mutter natürlich nicht entging. Sie strich ihr Haar zurück und beugte sich mir über den Tisch entgegen.
    »Ein für alle Mal: Ich hatte nichts mit ihm«, betonte sie. »Spätes tens hier und heute hätte ich es dir gesagt. Für mich gab es immer nur deinen Vater, Elodie, das musst du mir glauben.«
    Ihr Blick war eindringlich, beinahe flehend.
    Ich schluckte und presste ein »Tu ich ja« über die Lippen. Mein Herz klopfte, und ich spürte, wie mir der Schweiß ausbrach.
    »Ich habe Cyril einige Male dabei beobachtet, wie er aus dem Wasser gekommen ist«, erzählte Mam nun und wieder einmal brachte mich ihre Offenheit fast ein wenig aus der Fassung. »Es ist weniger gruselig, als ich angenommen hatte.«
    »Es ist überhaupt nicht gruselig«, entgegnete ich aufgebracht. »Im Gegenteil: Es ist völlig normal.«
    Mir war klar, dass diese Reaktion nicht fair war, doch ich konn te nicht anders. Bisher hatte ich mir eingeredet, dass es mir nichts ausmachte, doch jetzt sehnte ich mich plötzlich so sehr danach, dass sie nichts Unheimliches in mir sah. Sie war doch meine Mut ter!
    Wieder lächelte sie. »Für dich ist es das … Inzwischen .«
    Ich senkte den Kopf. »Ich bin noch immer ich«, flüsterte ich.
    »Ich weiß«, sagte sie ebenso leise. »Bloß viel reifer. Als wären seit deinem Aufbruch nach Guernsey nicht drei Monate, sondern drei Jahre vergangen. Ich kann dir gar nicht sagen, wie leid es mir tut, dass ich dich in den letzten Tagen so allein gelassen habe«, fuhr sie fort. »Es wäre meine Aufgabe gewesen, dir zur Seite zu stehen.«
    »Schon okay«, krächzte ich.
    Ich verstand sie ja. Ich verstand sie sogar sehr gut.
    Mam und ich sahen uns an und mit einem Mal wurde alles ganz leicht in mir drin. Ich flog geradezu von meinem Stuhl hoch, um nur einen Atemzug später neben ihr auf der Bank zu landen.
    Sanft legte sie mir ihren Arm um die Schultern. Liebevoll strich sie mir eine Locke aus der Stirn und hinter mein Ohr.
    »Ich liebe dich, Elodie. Über alles auf der Welt.«
    »Ich liebe dich auch, Mam«, flüsterte ich, warf meine Arme um ihren Hals und drückte sie an mich. »Ich liebe dich so sehr.«

Mam und ich hatten eine gefühlte Ewigkeit auf der Terrassen bank gesessen, über alles mögliche Vergangene und eventuell Be vorstehende geredet und dabei von den Frühstücksköstlichkeiten genascht, die Tante Grace für uns aufgetischt hatte, als Cyril plötz lich auf einer der Klippen erschien und zu uns heraufwinkte.
    »Schade«, sagte meine Mutter. »Diesmal habe ich gar nicht mit gekriegt, wie er sich verwandelt hat.«
    »Was auch besser so ist«, tadelte ich sie. »Schließlich trägt er nichts weiter als seine Haut.«
    Sie musterte mich stirnrunzelnd. »Wie machst du das eigent lich?«
    »Soll ich

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