Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meerjungfrau

Meerjungfrau

Titel: Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
Vom Netzwerk:
hatte. Er wollte ihr ins Gesicht schlagen, damit sie aufhörte, ihn lächerlich zu machen. Solange Alice ihn an der Bushaltestelle erwartete, seinen Namen rief und ihn stürmisch umarmte, würde er nicht dazugehören.
    Er wollte so wahnsinnig gern jemand sein. Nicht nur für Alice.

A ls sie aufwachte, schlief Patrik noch tief und fest. Es war halb acht, und sogar Maja schlummerte noch, obwohl sie meistens schon vor sieben auf den Beinen war. Erica war ruhelos. In der Nacht war sie mehrmals aufgewacht und hatte an das gedacht, was sie auf dem Tonband gehört hatte. Sie konnte es kaum erwarten, dass es endlich hell wurde und sie die Sache angehen konnte.
    Sie schlich sich aus dem Bett, zog sich an und setzte Kaffee auf. Nach dem lebensnotwendigen ersten Koffeinkick sah sie ungeduldig auf die Uhr. Es war nicht ausgeschlossen, dass sie schon wach waren. Mit kleinen Kindern war es sogar sehr wahrscheinlich.
    Sie hinterließ Patrik einen Zettel, auf dem sie schwammig erklärte, sie habe etwas zu erledigen. Sollte er sich ruhig ein wenig wundern. Wenn sie zurückkam, würde sie ihm alles erklären.
    Zehn Minuten später bog sie nach Hamburgsund ab. Sie hatte von der Auskunft erfahren, wo Sannas Schwester wohnte, und fand das Haus auf Anhieb. Es war ein großes Gebäude aus hellgrauem Klinker. Sie hielt den Atem an, als sie zwischen zwei dicht nebeneinander platzierten Steinpfosten hindurch in die lange Einfahrt fuhr. Hier rückwärts wieder herauszukommen würde ein riskantes Abenteuer werden, aber damit konnte sie sich später befassen.
    Im Haus rührte sich etwas, und Erica stellte erleichtert fest, dass sie richtiggelegen hatte. Sie waren wach. Kurz nach dem Klingeln hörte sie jemanden die Treppe herunterkommen. Dann öffnete eine Frau, offenbar Sannas Schwester, die Tür.
    Â»Hallo.« Erica stellte sich vor. »Ich wollte fragen, ob Sanna schon aufgestanden ist. Ich würde gern mit ihr sprechen.«
    Sannas Schwester sah neugierig aus, verkniff sich aber eine Gegenfrage.
    Â»Natürlich. Sanna und die kleinen Monster sind schon wach. Kommen Sie rein.«
    Erica betrat den Hausflur und hängte ihre Jacke auf. Hinter Sannas Schwester stieg sie eine steile Treppe hinauf und gelangte in einen weiteren Flur. Nachdem sie links abgebogen waren, erreichten sie einen großen offenen Raum, Küche, Ess- und Wohnzimmer in einem.
    Sanna und die Jungs saßen mit ihrer Cousine und ihrem Cousin beim Frühstück. Die Kinder von Sannas Schwester waren offenbar ein paar Jahre älter als Sannas Söhne.
    Â»Es tut mir leid, dass ich beim Frühstück störe.« Erica sah Sanna an. »Ich würde nur gern über eine Sache mit dir reden.«
    Zuerst machte Sanna keine Anstalten, sich zu erheben. Sie hatte den Löffel schon halb zum Mund geführt und verharrte nun so. Die Gedanken in ihrem Kopf schienen zu rasen. Schließlich legte sie den Löffel auf den Tisch und stand auf.
    Â»Setzt euch unten in die Veranda, da habt ihr eure Ruhe«, sagte Sannas Schwester. Sanna nickte.
    Erica folgte ihr eine weitere Treppe hinunter. Sie durchquerten noch einige Räume im Erdgeschoss und gelangten schließlich zu einem Wintergarten, von dem aus man eine Rasenfläche und das kleine Zentrum von Hamburgsund überblickte.
    Â»Wie geht es dir und den Kindern?«, fragte Erica, nachdem sie sich gesetzt hatten.
    Â»Einigermaßen, glaube ich.« Sanna sah blass und schmal aus, als hätte sie kein Auge zugetan. »Die Jungs fragen die ganze Zeit nach ihrem Papa, und ich weiß nicht, was ich ihnen antworten soll. Ich weiß auch nicht, ob ich sie dazu bewegen sollte, über das zu reden, was ihnen zugestoßen ist. Später rufe ich beim Kindernotdienst an und bitte um Hilfe.«
    Â»Das ist eine gute Idee«, sagte Erica. »Aber Kinder sind stark. Sie verkraften mehr, als man glaubt.«
    Â»Das ist wohl so.« Sanna starrte ins Nichts. Dann drehte sie sich zu Erica um.
    Â»Worüber möchtest du mit mir sprechen?«
    Wie schon so oft wusste Erica nicht, wie sie anfangen sollte. Sie hatte keinen Auftrag und keinerlei Berechtigung, Fragen zu stellen. Nur ihre Neugier. Und ihr Mitgefühl. Sie dachte kurz nach. Dann beugte sie sich vor und zog die Zeichnungen aus ihrer Handtasche.
    Er war wie immer mit den Hühnern aufgestanden. Auf diese Gewohnheit war er so stolz, dass er bei jeder Gelegenheit darauf hinwies. »Man kann doch nicht auf

Weitere Kostenlose Bücher