Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meerjungfrau

Meerjungfrau

Titel: Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
Vom Netzwerk:
mit Holzbodenseife behandelten Dielen und hoffte, dass keine Macken zurückblieben. Es hatte jedoch keinen Sinn, Gaby darauf hinzuweisen. Erica konnte sich nicht erinnern, sie je auf Strümpfen gesehen zu haben, und fragte sich, ob sie die Schuhe wohl auch im Bett anbehielt.
    Â»Das ist ja … gemütlich hier.« Gaby grinste breit, doch Erica merkte, dass sie das Durcheinander aus Spielsachen, Majas Kleidungsstücken, Patriks Unterlagen und dem anderen Krempel, der sich im Erdgeschoss ausgebreitet hatte, mit Entsetzen betrachtete. Gaby war zwar schon einmal hier gewesen, doch da hatte sie ihren Besuch angekündigt, so dass Erica in Ruhe Ordnung schaffen konnte.
    Die Verlegerin fegte einige Krümel vom Stuhl, bevor sie sich setzte. Erica griff schnell nach einem Lappen und wischte den Küchentisch ab, auf dem noch die Spuren vom Frühstück und ihrer Kaffeepause mit Anna zu sehen waren.
    Â»Meine Schwester war gerade hier«, erklärte sie, während sie die leere Eispackung wegräumte.
    Â»Du weißt doch, dass es eine Legende ist, man könne angeblich für zwei essen.« Skeptisch beäugte Gaby Ericas ausladenden Bauch.
    Â»Hm«, murmelte Erica. Sie musste sich auf die Lippe beißen, um nicht zurückzuschießen. Gaby war nicht gerade für ihr Feingefühl bekannt. Ihre schlanke Figur war das Ergebnis eines strengen Ernährungsplans und harten Trainings, das sie dreimal in der Woche mit einem Personal Trainer im Sturebad absolvierte. Außerdem war ihr Körper nicht von Geburten gezeichnet. Die Karriere war immer vorgegangen.
    Aus purem Trotz stellte Erica ihr einen Teller Kekse vor die Nase.
    Â»Bedien dich!« Sie sah, dass Gaby hin- und hergerissen war. Sie wollte zwar nicht unhöflich wirken, hätte aber verdammt gerne nein gesagt. Am Ende entschied sie sich für einen Kompromiss.
    Â»Wenn das in Ordnung ist, nehme ich gern einen halben.« Vorsichtig brach sie ein Bröckchen von dem Keks ab und steckte es so angewidert in den Mund, als müsste sie eine Kakerlake hinunterschlucken.
    Â»Du möchtest also über Christian sprechen.« Erica konnte nicht verhehlen, dass sie eine gewisse Neugier verspürte.
    Â»Ja. Ich weiß nicht, was in ihn gefahren ist.« Gaby schien erleichtert zu sein, dass die Keksprozedur überstanden war, und spülte mit einem kräftigen Schluck Kaffee nach. »Er weigert sich, bei der Werbung für das Buch mitzumachen. So geht das aber nicht. Das ist total unprofessionell.«
    Â»Die Berichterstattung scheint ihn hart getroffen zu haben«, erwiderte Erica zaghaft. Ihr eigener Anteil an der Sache bereitete ihr noch immer ein schlechtes Gewissen.
    Gaby wedelte mit der sorgfältig manikürten Hand. »An und für sich kann man das ja verstehen. Aber der Wirbel legt sich schnell wieder. Den Verkauf hat er kräftig angekurbelt. Die Leute werden neugierig auf Christian und das Buch. Letztendlich hat er meiner Meinung nach nur Vorteile davon. Er muss einsehen, dass wir eine Menge Energie und Zeit in die Veröffentlichung investiert haben. Dafür erwarten wir eine Gegenleistung.«
    Â»Klar«, murmelte Erica, wusste aber nicht genau, welche Haltung sie bei der Problematik einnehmen sollte. Auf der einen Seite konnte sie Christian verstehen. Es musste grauenhaft sein, wenn das eigene Privatleben in den Medien ausgebreitet wurde. Auf der anderen Seite legte sich der Rummel tatsächlich nach kurzer Zeit wieder. Er stand ganz am Anfang seiner Schriftstellerkarriere, und von der Aufmerksamkeit, die er jetzt bekam, hatte er vielleicht noch jahrelang etwas.
    Â»Warum redest du mit mir darüber?«, fragte sie zögernd. »Solltest du das nicht mit Christian besprechen?«
    Â»Wir hatten heute Morgen ein Treffen«, erwiderte Gaby. »Es verlief allerdings eher unerfreulich.« Wie um das Gesagte zu unterstreichen, presste sie die Lippen zusammen. Erica war klar, dass das Gespräch eskaliert sein musste.
    Â»Das tut mir aber leid. Christian steht unter einem unheimlichen Druck, glaube ich, da muss man wohl ein bisschen Nachsicht mit ihm …«
    Â»Das kann ich verstehen, aber auf der anderen Seite bin ich Unternehmerin, und wir haben einen Vertrag mit Christian. Auch wenn in den Vereinbarungen nicht detailliert festgehalten ist, wozu sich Christian in Bezug auf Presse, Marketing und so weiter verpflichtet hat, erwarten wir einfach ein gewisses Entgegenkommen von ihm.

Weitere Kostenlose Bücher