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Meerjungfrau

Meerjungfrau

Titel: Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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Eingeweide ging sie langsam in die Hocke und half Maja liebevoll auf.
    Â»Entschuldige, dass Mama so blöd war. Darf ich dich mal drücken?«
    Normalerweise ließ sich Maja keine Gelegenheit zum Schmusen entgehen, aber nun warf sie Erica lediglich einen wütenden Blick zu und brüllte noch lauter. Der Ton erinnerte an ein Nebelhorn.
    Â»So, meine Süße.« Erica tätschelte Maja die Wange. Nach einer Weile beruhigte sich das Mädchen ein wenig, und das Geheul ging in Schluchzen über. Erica unternahm noch einen Versuch:
    Â»Darf Mama dich mal drücken?«
    Maja zögerte einen Augenblick, doch dann ließ sie sich in den Arm nehmen. Sie schmiegte das Gesicht an den Hals ihrer Mutter, der von Rotz und Tränen nass wurde.
    Â»Verzeih mir, ich wollte nicht, dass du hinfällst. Hast du dir weh getan?«
    Â»Hm«, schluchzte Maja und machte ein jämmerliches Gesicht.
    Â»Soll ich mal pusten?« Das kam immer gut an.
    Maja nickte.
    Â»Wo tut es denn weh?«
    Maja überlegte eine Weile und zeigte dann auf alle Körperteile, die ihr einfielen. Erica pustete überall hin und klopfte den Schnee von Majas Overall.
    Â»Meinst du nicht, dass deine Freunde im Kindergarten auf dich warten?« Erica zog den Trumpf aus dem Ärmel. »Ture ist bestimmt schon da und fragt sich, wo du bleibst.«
    Maja hörte auf zu schluchzen. Ture war ihr Ein und Alles. Er war drei Monate älter als sie, verfügte über unbändige Energie und liebte sie heiß und innig.
    Erica hielt den Atem an. Dann strahlte Maja übers ganze Gesicht. »Zu Ture fahren.«
    Â»Natürlich, mein Schatz«, sagte Erica, »jetzt fahren wir zu Ture. Am besten machen wir uns gleich auf den Weg, damit Ture nicht anfängt zu arbeiten oder zum Auslandsdienst abberufen wird.«
    Maja guckte verwundert, und Erica konnte sich das Lachen nicht verkneifen.
    Â»Beachte deine blöde Mama gar nicht. Jetzt düsen wir zu Ture.«

A ls er zehn Jahre alt war, veränderte sich alles. Eigentlich hatte er sich mittlerweile ganz gut angepasst. Er war nicht glücklich, jedenfalls nicht so, wie er es erwartet hatte, als er seine schöne Mutter zum ersten Mal sah, oder wie er es gewesen war, bevor sie Alice in ihrem Bauch hatte. Aber er war auch nicht unglücklich. Er hatte einen Platz im Leben, träumte sich in die Welt der Bücher und gab sich damit zufrieden. Die Fettschicht schützte ihn wie eine Rüstung vor dem, was ihn quälte.
    Alice liebte ihn noch genauso wie vorher. Ohne viele Worte folgte sie ihm wie ein Schatten. Ihm kam das nur gelegen. Wenn er jemanden brauchte, war sie da. Hatte er Durst, brachte sie ihm sofort ein Glas Wasser, wollte er etwas zu essen, schlich sie in die Speisekammer und holte die Kekse, die Mutter versteckt hatte.
    Hin und wieder sah Vater ihn noch seltsam an, aber er bewachte ihn nicht mehr. Alice war groß geworden, schon fünf Jahre alt. Letztendlich hatte sie gehen und sprechen gelernt. Aber sie sah nur dann wie alle anderen Kinder aus, wenn sie reglos dastand und den Mund nicht aufmachte. Dann war sie so süß, dass Menschen stehen blieben und sie ansahen wie in ihrer frühen Kindheit. Sobald sie sich bewegte oder etwas sagte, blickten die Menschen sie mitleidig an und schüttelten den Kopf.
    Der Doktor hatte gesagt, sie würde nie normal werden. Er durfte sie zwar nicht zum Arzt begleiten – er wurde nirgendwohin mitgenommen –, aber er hatte nicht verlernt, wie ein Indianer zu schleichen. Er bewegte sich geräuschlos durchs Haus und lauschte ständig. Er hörte die Diskussionen und wusste alles, was über Alice gesagt wurde. Meistens redete Mutter. Sie machte die Arztbesuche mit Alice, um nach einer neuen Behandlung, einer Methode und einem Trainingsprogramm zu suchen, die Alice helfen würden, ihre Bewegungen, ihre Sprache und ihre Fertigkeiten in Einklang mit ihrem Äußeren zu bringen.
    Ãœber ihn wurde nie gesprochen. Auch das hatte er während des heimlichen Lauschens begriffen. Er schien gar nicht zu existieren, er nahm nur Raum ein. Aber er hatte gelernt, damit zu leben. Wenn es manchmal weh tat, dachte er an den Geruch und an das, was ihm allmählich wie ein dunkles Märchen erschien. Eine ferne Erinnerung. So wurde er damit fertig, dass er für alle außer Alice unsichtbar war. Durch ihn war sie so lieb geworden.
    Ein Telefongespräch veränderte alles. Die Alte war gestorben, und

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